Eine höchst staubige Angelegenheit

Nach längerer Pause haben sich die Umweltverbände in der verkehrspolitischen Diskussion zurückgemeldet. Anlass dafür sind Berichte, denen zufolge die Feinstaubbelastung in einigen Städten bereits jetzt die erlaubte Jahresdosis erreicht hat. In Frage gestellt wird der Sinn der vor wenigen Jahren eingeführten Umweltzonen. So kritisierte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Ausnahmen für Spezialfahrzeuge, die in den ausgewiesenen Gebieten auch mit hohen Abgaswerten fahren dürfen. "Alle Behördenfahrzeuge sind ausgenommen, das ist wirklich ein Skandal", sagte DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. Er verwies darauf, dass im deutschen Straßenverkehr über 60 Prozent Dieselfahrzeuge unterwegs seien, darunter viele LKW. Nach Ansicht der DUH werden 70.000 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaubbelastungen verursacht. Das seien rund 20 Mal so viele wie Verkehrstote. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) rief die Bundesregierung zum Handeln auf. "Die bislang oft unkoordinierten Maßnahmen in den Kommunen zur Feinstaubbekämpfung reichen offensichtlich nicht aus, um das schwerwiegende Problem der Luftverschmutzung in den Griff zu bekommen", erklärte Verkehrsexperte Jens Hilgenberg. Der Deutsche Städtetag sieht dagegen einen Nutzen in den Umweltzonen. Deren Einrichtung befördere die Anschaffung schadstoffarmer Fahrzeuge, sagte Städtetag-Hauptgeschäftsführer Stephan Articus. Er appellierte an EU, Bund und Länder, wirksamere Schutzmaßnahmen im Verkehr einzuleiten. Die strenge Abgasnorm Euro 6 für PKW solle schneller als geplant und flächendeckend eingeführt werden, schlug er vor. Laut Plan wird Euro 6 für alle neuen PKW im September verbindlich. Danach sinkt die Grenze für den Stickstoffoxidausstoß bei Dieselmotoren auf 80 Milligramm pro Kilometer. Derzeit liegt der Wert bei 180. Zuvor hatte das Umweltbundesamt mitgeteilt, dass die zulässigen Grenzwerte für die Feinstaubbelastung in Deutschland bereits jetzt an einigen Orten überschritten werden. So wurden beispielsweise in Berlin in diesem Jahr schon an 33 Tagen höhere Tagesmittelwerte gemessen. Erlaubt sind insgesamt 35 Tage im Jahr. Hohe Belastungen wurden vor allem in Ostdeutschland festgestellt, etwa in Frankfurt/Oder, Chemnitz und Cottbus. Dazu meinte Sachsens Verkehrsminister Sven Morlok: "Umweltzonen und flächendeckende Einfahrverbote sind kein taugliches Mittel, um den Feinstaub zu reduzieren". Der FDP-Politiker plädierte dafür, stattdessen den Verkehrsfluss besser zu steuern, um Staus zu verhindern. UBA-Experte Marcel Langner hielt dagegen: "Wir müssen die Grenzwerte weiter senken." Er sprach sich außerdem für die Ausweitung von Durchfahrverboten für Lastwagen in Städten aus. "Wir sind keineswegs mehr Umweltvorreiter", gab die Vorsitzende des Bundestagsumweltausschusses, Bärbel Höhn (Grüne), zu bedenken. Was ist Feinstaub? "Feinstaub wird vor allem durch menschliches Handeln erzeugt: Primärer Feinstaub entsteht durch Emissionen aus Kraftfahrzeugen, Kraft- und Fernheizwerken, Öfen und Heizungen in Wohnhäusern, bei der Metall- und Stahlerzeugung oder auch beim Umschlagen von Schüttgütern. Er kann aber auch natürlichen Ursprungs sein, beispielsweise als Folge von Bodenerosion. In Ballungsgebieten ist der Straßenverkehr die dominierende Staubquelle. Dabei gelangt Feinstaub nicht nur aus Motoren - vorrangig aus Dieselmotoren - in die Luft, sondern auch durch Bremsen- und Reifenabrieb sowie durch die Aufwirbelung des Staubes von der Straßenoberfläche". jökQuelle: www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/feinstaub

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