Ein Siegel für korrekte Logistik

Lageristen und LKW-Fahrer, die zu unwürdigen Bedingungen arbeiten. Alte Lastwagen und Flugzeuge, die Mensch und Natur übermäßig mit Lärm und Schadstoffen belasten. Und Auftraggeber, die mittels Knebelverträgen ihre Subunternehmer auspressen. Solche Verhältnisse sind nicht die Regel, aber wenn sie vorkommen, dann beschädigen sie nicht nur den Ruf des Spediteurs, sondern auch den des Auftraggebers. Die Lösung könnte ein neues Qualitäts-Label sein, dass den Verladern und der Öffentlichkeit garantiert, dass es sich hier um einen Transportoder Speditionsunternehmer handelt, der fair mit den Themen Umwelt, Soziales und Partnerschaften umgeht. Im Handel mit landwirtschaftlichen Produkten und Textilien existieren solche Label schon, am anerkanntesten sind hierzulande die Marken Fair-Trade und Naturland. Das Thema Logistik wird bei diesen Standards aber kaum berücksichtigt. Und die Logistikbranche hat mit Ausnahme des im vergangenen Jahr geschaffenen Fair-KEP-Labels (siehe Seite 56) bisher keinen eigenen Standard entwickelt. Vielleicht ist die Zeit reif für "Fair-Logistics". Über Sinn und Unsinn eines solchen Branchen-Labels lässt sich am besten diskutieren, wenn man sich Gedanken macht, welche Standards ein solches Label vorschreiben sollte. Denn oftmals steckt die Tücke im Detail. Die VerkehrsRundschau hat erste Kriterien für Fair-Logistics entwickelt - vielleicht ein Einstieg in die Diskussion um Sinn und Unsinn eines solchen Branchenzeichens. Wichtig war uns, Aufwand und Kosten möglichst niedrig zu halten, deshalb wird so oft wie möglich auf bewährten Strukturen aufgebaut, auch wenn diese vielleicht nicht zu einhundert Prozent perfekt sind. Besonders schwierig wird die Umsetzung eines solchen Systems sicherlich über die deutschen Grenzen hinaus. Aber schauen Sie sich doch mal die Säulen von Fair-Logistics an und diskutieren Sie mit uns im Internet unter www.verkehrsrundschau.de/fairlogistics. Fair Logistics Soziale VerantwortungVerlader erwarten, dass Dienstleister vernünftig mit ihren Mitarbeitern umgehen. Fair-Logistics garantiert dem Auftraggeber, dass der Logistiker sich an soziale Standards hält und faire Löhne zahlt. Dienstleister haben deshalb zu beachten:- Alle inländischen Mitarbeiter des Dienstleisters (inklusive Leiharbeiter, exklusive Führungskräfte) werden nach einem gültigen Tarifvertrag entlohnt.- Der Logistikdienstleister verfügt im Inland über einen Betriebsrat gemäß dem Betriebsverfassungsgesetz.- Arbeitsbedingungen und Entgelte ausländischer Mitarbeiter sind in einem Haustarif festzulegen, dem der deutsche Betriebsrat zustimmen muss.Schutz der UmweltVerlader erwarten, dass Transport und Lagerei möglichst umweltschonend vom Dienstleister durchgeführt werden. Dienstleister mit dem Fair-Logistics-Label müssen deshalb vorweisen:- Mindestens 90 Prozent der im Kalenderjahr mit der eigenen LKW-Flotte durchgeführten Transporte erfolgt mit Fahrzeugen der beiden saubersten im jeweiligen Markt verfügbaren Schadstoffklassen, in der EU derzeit EEV/Euro 5 und 6 oder alternative Antriebe.- Alle Läger verfügen über einen Energieausweis gemäß EnEV. Der für jedes Gebäude festgestellte Heizenergie- und Stromverbrauchswert darf nicht mehr als 10 Prozent über dem EnEV-Vergleichswert der Gebäudekategorie liegen.Partnerschaft mit LieferantenVerlader erwarten, dass Logistikdienstleister mit ihren Subunternehmen und Dienstleistern fair umgehen und auch hier Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden. Fair-Logistics bedeutet deshalb:- Mindestens 90 Prozent (bezogen auf den Jahresgesamtumsatz) der eingesetzten Subunternehmer und Dienstleister halten die Umwelt- und Sozialstandards (siehe Säulen links) von Fair-Logistics ein. Der Partner muss dazu jedes Jahr eine schriftliche Erklärung vorlegen.- Mindestens 90 Prozent der jährlichen Rechnungen von Geschäftspartnern des Logistikdienstleisters werden innerhalb von 30 Tagen nach Rechnungsstellung beglichen.Transparenz und ÜberprüfbarkeitOb die Fair-Logistics-Vorgaben eingehalten werden, lässt sich am besten sicherstellen, wenn folgende Informationen im Internet (Homepage des Unternehmens) veröffentlicht werden:- Foto und Kontaktdaten eines Fair-Logistics-Beauftragten im Unternehmen sowie des Betriebsratsvorsitzenden.- Nennung der regelmäßig eingesetzten Subunternehmer und Logistikdienstleister.- Nennung jeder Niederlassung mit Mitarbeiterzahl sowie der angewendeten Tarifverträge.- Nennung der Anzahl der eingesetzten LKW mit Laufleistung je Schadstoffklasse sowie Energieausweisdaten je Lagerstandort.

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