Ein Job mit Zukunft

DIE BKF-AUSBILDER Was tut Ihr Unternehmen, um den Fachkräftenachschub zu sichern ? Martin Birkle (rechts), Ausbildungsleiter bei Alfred Schuon: Der Mangel an Auszubildenden ist groß - insbesondere bei Berufskraftfahrern. Um geeignete Bewerber zu finden, ist Schuon in engem Kontakt mit Bildungsträgern und präsentiert sich auf regionalen Ausbildungsmessen. Schon in der Bewerbungsphase, zu der auch ein einwöchiges Praktikum mit einem Kollegen im Lkw gehört, begleiten wir potenzielle Azubis intensiv. Wir bieten Unterstützung bei der Wohnungssuche und übernehmen Fahrtkosten zur Berufsschule. Aktuell werben wir BKF-Azubis für den Ausbildungsstart im Herbst 2018 mit der Aktion "Bestbezahlte Ausbildung der Region". Hans Pabst (links), Geschäftsführer Pabst Transport: Indem wir ausbilden, tun wir als Unternehmen bereits seit 30 Jahren etwas gegen den Fachkräftemangel. Pabst arbeitet schon seit einigen Jahren mit Kampagnen aktiv daran, das falsche Image der Branche in der Öffentlichkeit ins rechte Licht zu rücken. Daher können wir junge Menschen für Logistikberufe begeistern und sichern unsere Fachkräfte der Zukunft. ANGEHENDE BERUFSKRAFTFAHRER "Meine Freunde sehen den Job kritisch." Warum hast du dich für die Ausbildung zum/zur Berufskraftfahrer/-in entschieden? René Reitzammer, Azubi bei Pabst Transport: Ich bin als Kind schon bei meinem Onkel mitgefahren und fand es damals schon gut, wenn er mit dem Laster angefahren kam. Vanessa Franke, Azubi bei Alfred Schuon: Bei mir war es eher eine spontane Entscheidung, da ich trotz passabler Zeugnisse viele Absagen erhalten hatte. Bei Schuon lief das Bewerbungsverfahren schnell und sehr unkompliziert ab - und es klang verlockend, einen 40-Tonner fahren zu dürfen. Was ist das Beste an deinem Beruf? Vanessa: Ich bin gerne im Lkw selbstständig unterwegs und freue mich auf lange, internationale Touren. René: Für mich sind das Fahren und Rangieren das Beste - wenn man hinterm Steuer sitzt und sein Fahrzeug kontrolliert an eine Rampe fährt. Außerdem lernt man, mit ganz unterschiedlichen Menschen umzugehen. Was halten deine Freunde und Familie von deiner Berufswahl? René: Mein Bruder ist in der Branche tätig, und durch meinen Onkel war ich früh infiziert. Daher hat es keinen überrascht, dass ich Fahrer werde. Die Reaktionen sind durchweg positiv, und die meisten haben Respekt, dass ich so ein großes Fahrzeug bewege. Vanessa: Meine Freunde stehen meinem "Männerberuf" eher kritisch gegenüber. Viele vermuten sogar Gefahren wie sexuelle Belästigung. Zum anderen empfinden sie die alltägliche Verkehrssituation als belastend und stressig. Die meisten können sich nicht vorstellen, mehrere Tage alleine unterwegs zu sein. Was müsste sich ändern, damit mehr junge Leute sich für die Ausbildung zum Berufskraftfahrer entscheiden? Vanessa: Der Beruf ist in der Gesellschaft deutlich unterbewertet. Im Verhältnis zu Einsatzzeit und Verantwortung, die man am Steuer trägt, müsste der Job besser bezahlt werden. René: Generell ist es ja in der Branche leider so, dass die Löhne sehr niedrig sind und dafür die Arbeitszeiten eher lang. Ich denke auch, viele junge Leute wären gerne mit den aktuellen Lkw-Modellen unterwegs, die auch entsprechend Leistung unter der Haube haben. DIE AUSBILDERIN Warum engagiert sich Karl Dischinger für den Logistik-Nachwuchs? Kerstin Sacherer, Personalverantwortliche bei Karl Dischinger: Ganz klar: Es macht Spaß! Die Karl-Dischinger-Gruppe beschäftigt etwa 150 Auszubildende in bis zu 17 Ausbildungsberufen. Mit Stolz können wir eine Übernahmequote von nahezu 95 Prozent festhalten. Diese Vielfältigkeit unserer Ausbildungsberufe spiegelt die Vielfalt der Logistik wider. Großes Ziel unserer Ausbildung ist es, die Stärken jedes Einzelnen zu erkennen, zu fördern und ihn angemessen zu fordern. So ist es möglich, im Anschluss an die Ausbildung einen passgenauen Arbeitsplatz zu finden. KAUFMANN FÜR SPEDITION UND LOGISTIK "Wir haben bei Karl Dischinger eine gute Perspektive." Warum hast du dich für die Ausbildung zum Speditionskaufmann entschieden? Marvin Müller, kaufmännischer Azubi bei Karl Dischinger: Es ist für mich ein Job mit Zukunft. Man hat die Möglichkeit, ein breites Spektrum an unterschiedlichen Aufgaben kennenzulernen. Was ist das Beste an deinem Beruf? Die vielfältigen und abwechslungsreichen Aufgaben. Da ist für jeden etwas Passendes dabei. Und in den kommenden Jahren wird es noch einige spannende Fortschritte und Entwicklungen geben. Wieso ist die Karl-Dischinger-Gruppe ein guter Ausbildungsbetrieb? Vor allem, da man immer ein offenes Ohr findet bei Problemen und Fragen. Außerdem gibt es sehr viele Angebote für die Azubis zur Weiterentwicklung. Wir bekommen bei Karl Dischinger eine sehr gute Perspektive für unsere Zukunft aufgezeigt. Was sagen deine Freunde und Familie zu deiner Berufswahl? Sie finden es immer wieder interessant, was alles hinter meinem Job steckt. FACHLAGERIST/FACHKRAFT FÜR LAGERLOGISTIK "Ich würde mir wünschen, dass der Beruf mehr Ansehen hätte." Warum hast du dich für eine Ausbildung in der Lagerlogistik entschieden? Mustapha Jabbi (Mitte), Fachlagerist-Azubi bei der Barth Spedition: Weil man für den Beruf viel Geduld und Aufmerksamkeit braucht. Robin Lutz (rechts), Azubi zur Fachkraft für Lagerlogistik bei Barth: Es ein Beruf mit Zukunft. Gerade in Zeiten täglichen Online-Shoppings wachsen Logistikzentren immer weiter, und man kann mit Sicherheit sagen, dass Lageristen immer gebraucht werden. Was ist das Beste an deinem Beruf? Merlin Labermair (links), angehender Fachlagerist bei Barth: Auch wenn es mal stressig oder hektisch werden kann, gibt es viele positive Aspekte. Ich finde es sehr gut, dass man nicht den ganzen Tag nur sitzt, sondern auch stehen kann, auch wenn man an manchen Tagen mal länger auf dem Stapler fährt. Robin: Lagerlogistiker haben einen sehr abwechslungsreichen Arbeitsalltag mit dem Kommissionieren von Waren, der Organisation des Lagers, Be- und Entladen der Lkw und dem Kontakt zu Fahrern aus vielen verschiedenen Ländern. Wieso ist die Barth Logistikgruppe ein guter Ausbildungsbetrieb? Mustapha: Der Betrieb bringt uns alle wichtigen Tätigkeiten bei und unterstützt uns immer. Robin: Die Barth Logistikgruppe verfügt außerdem über sehr viele verschiedene Standorte. Diese werden während der Ausbildung besucht, und es wird dort ein Praktikum absolviert. So erhält man Einblicke in andere Niederlassungen und lernt den Umgang mit anderen Gütern kennen. Außerdem werden während der Ausbildung verschiedene Abteilungen besucht, wie etwa die Disposition. So versteht man die Abläufe im Lager besser. Merlin: Zusätzlich werden regelmäßig Seminare zu Sicherheit, Gefahrgut und Ladungssicherung gehalten, um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben. Was würdest du dir wünschen, damit mehr junge Leute deinen Beruf ergreifen? Robin: Ich würde mir wünschen, dass der Beruf mehr Ansehen erhält, denn ohne Logistiker würde niemand seine Päckchen, Online-Bestellungen oder Ersatzteile für seinen Pkw bekommen - und morgen stünden alle vor leeren Regalen im Supermarkt. Merlin: Meist sind die Arbeitszeiten bei Speditionen nicht die Besten, aber ich denke, das größte Problem ist, dass in der Logistik meist zu wenig Geld verdient wird. Mustapha: Außerdem müssten die Aufstiegschancen deutlicher gezeigt werden. DER LOGISTIK-AUSBILDER Wie engagiert sich die Barth Logistikgruppe für zukünftige Logistiker? Berthold Barth, Geschäftsführer: Mit unserem Slogan "Der Mensch macht's aus" bekräftigen wir, dass es wirklich darauf ankommt, welche konkrete Arbeitsqualität in der Zusammenarbeit mit dem Kunden ankommt. Denn Logistik wird von Menschen gemacht, und da spielen sehr gut ausgebildete Fachkräfte eine entscheidende Rolle. Unsere Ausbildungsquote liegt bei zwölf Prozent, um den Nachwuchs kontinuierlich heranzubilden und immer eine bestens ausgebildete Belegschaft zu haben. Unsere Ausbilder und Führungskräfte werben aktiv in Schulen, auf Ausbildungsmessen, in Partnerschaften mit Bildungsträgern sowie in den sozialen Medien für unsere Ausbildungsberufe. Wir bieten zudem Schnuppertage an, machen berufliche Orientierungstage und veranstalten Fachvorträge für Berufsberater. Mehr zum Thema im Dossier "Unternehmensführung" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Statement Mit Praktika Begeisterung wecken Wo geht die berufliche Reise hin? Diese Frage stellen sich viele Schülerinnen und Schüler zum Ende der Schullaufbahn. Gerade Absolventen mittlerer Schulbildung werden schnell mit dieser Entscheidung konfrontiert, wobei die Vielzahl an Möglichkeiten nur bedingt bekannt ist. Dies spiegelt auch das seit vielen Jahren im Ergebnis ähnliche Ranking der beliebtesten Ausbildungsberufe wider. Doch diesem Missverhältnis kann die Branche durch frühzeitige Information und Begeisterung für die Logistik entgegenwirken. Schulpraktika und der "Girls" beziehungsweise "Boys Day" bieten Unternehmen die Möglichkeit, die Logistik und ihre Perspektiven bekannter zu machen und künftige Mitarbeiter frühzeitig zu binden. Auch eine Kooperation mit einer Schule ist denkbar. Mit Betriebsbesichtigungen, Tagen der offenen Tür oder Vortragsreihen in Berufsorientierungswochen können sich auch kleinere und mittelständische Betriebe regional Gehör verschaffen. Zögern Sie nicht und ergreifen Sie die Chance, die Begeisterung für die Logistik weiter zu tragen!Der BWVL vertritt die Interessen von rund 1200 Unternehmen aller Größenordnungen aus Industrie und Handel in puncto Transport und Logistik. Mehr unter:www.bwvl.deLea Metzler, Referentin des Bundesverbandes Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL)