Nationale Logistik-Konferenz: Editorial: Digitaler Hype, analoger Engpass

Hätte ich stets, wenn jemand bei der Nationalen Logistik-Konferenz in München das Wort "digital" in den Mund nahm, einen Euro bekommen, ich wäre jetzt reich - richtig reich. Routinen statt Menschen Ist ja auch eine wunderbare Sache. So lassen sich Leerfahrten minimieren, über "Big Data" Warenströme und Kapazitäten besser kalkulieren, ja sogar Lkw im Platoon hintereinanderkoppeln. Und dass die Digitalisierung ganze Wertschöpfungsketten über den Haufen wirft, muss nicht schlecht sein. Wenn das neue Start-up per App einen Weg schafft, bei dem all die Mittelsmänner ausgeschaltet werden und am Ende der Fuhrunternehmer so viel Geld bekommt, dass er seinen Transport lukrativ durchführen kann, bin ich ein großer Fan der Digitalisierung. Wenn ich allerdings im Fachvortrag höre, dass die Digitalisierung demnächst viele Disponenten arbeitslos macht, weil sie - wie schon vorher die Investmentbanker - durch Computeroutinen ersetzt werden, komme ich ins Grübeln. Ich fürchte, die Disponenten werden nicht die einzigen Opfer bleiben. Auch im Lager lassen sich viele menschliche Jobs demnächst durch Roboter erledigen. Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Über den Zeithorizont sind sich die Beteiligten aktuell noch uneinig. Kommt der autonom fahrende Lkw schon 2020, oder doch erst 2030? Aber auch wenn er kommt - und da sind sich fast alle einig -, brauchen wir immer noch Fahrer. Nur woher nehmen? Ein ganz analoges Problem. Oder vielleicht doch nicht. Die Disponenten und Lagerarbeiter müssen ja auch nach der Digitalisierung irgendwie noch Geld verdienen

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