Russland + Griechenland: Editorial: Der Blick über den Tellerrand

1:13. Das ist nicht das Resultat eines Fußballbundesligisten in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen einen Amateurverein. Das ist auch nicht das Längenverhältnis zwischen einem Smart und einem Lang-Lkw (das beträgt 1:10). 1:13, das ist in etwa das Verhältnis des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von Griechenland zu Russland 2014. Beim Blick in die Medien in den letzten Wochen lässt sich jedoch feststellen, dass das Hin und Her um Griechenland die Krise in Russland um Längen geschlagen hat. 13:1 für Griechenland, das wäre wahrscheinlich noch nicht hoch genug. Frachtraten geraten unter Druck Nun kann man eine Krise weder anhand der medialen Aufmerksamkeit noch an dem BIP des betroffenen Landes messen. Aber keine Frage, deutsche Fuhrunternehmen und Speditionen sind derzeit deutlich stärker von der Krise in Russland (siehe Seite 18) betroffen als von der in Griechenland (siehe Seite 16). Auch deshalb, weil russische Transportunternehmen versuchen, mangels Ladungen im eigenen Land im restlichen Europa fündig zu werden. Mit ihren günstigen Angeboten sorgen sie dafür, dass andere Fuhrbetriebe, darunter auch deutsche, Aufträge verlieren und setzen zudem mit dem zusätzlichen Laderaum die Frachtraten unter Druck. Doch auch Griechenland bleibt ein latentes Risiko. Denn egal ob Grexit oder nicht: Der Euro steht nach wie vor unter starkem Druck. Was beide Krisen zeigen: Eine immer stärker vernetzte Welt - politisch und wirtschaftlich - sorgt dafür, dass mittlerweile auch kleinere Unternehmen von solchen Ereignissen viel stärker betroffen sind als dies noch vor 10, 20 oder gar 30 Jahren der Fall war, vor allem in einem ortsungebundenen Gewerbe wie dem Transport. Logistikdienstleister müssen solche geopolitischen Ereignisse viel stärker im Blick haben und über ihren Tellerrand blicken. Nicht nur, um sich vor Krisen zu schützen, sondern auch, um die Chancen einer stärkeren globalen Verflechtung - ja, die gibt es auch noch - zu nutzen.

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