Hamburg. Die Deutsche Post kommt bei der Einführung des E-Postbriefes schleppender voran als gedacht. „Wir haben am Anfang gesagt, dass es etwa drei bis fünf Jahre benötigt. Es können aber auch sechs Jahre werden“, sagte Brief-Vorstand Jürgen Gerdes der „Financial Times Deutschland“. Trotz des erheblichen zusätzlichen Aufwands will er den Kostenrahmen von etwa 500 Millionen Euro für den E-Postbrief einhalten: „Ich habe derzeit keinen Grund, über ein höheres Budget nachzudenken.“
Bisher haben sich laut Gerdes gut eine Million Privatkunden, mehr als 100 Großkunden und rund 4000 Mittelständler für den E-Postbrief angemeldet: „Seit dem Marktstart im Jahr 2010 haben wir schon einige Millionen E-Postbriefe zugestellt.“ Die Masse des Volumens sei hybrid bewegt worden, also per E-Mail und per Postzustellung. Zum Vergleich: An einem Werktag befördert das Unternehmen durchschnittlich rund 66 Millionen Sendungen. Die Menge sei im Moment aber nicht entscheidend beim E-Postbrief, beteuerte Gerdes.
Gerdes sagte, dass die IT des E-Postbriefs weiterentwickelt werden müsse. Im ersten Halbjahr 2012 solle über die Plattform eine einfache Identitätsprüfung möglich sein. „Im zweiten Halbjahr werden wir ein E-Post-Payment, eine direkte Bezahlfunktion über das E-Postbrief- Portal, einführen.“ 2013 solle dann der Versand von E-Postbriefen aus Standardsoftware wie Word oder Lotus Notes möglich sein.
Der Konzern will mit dem E-Postbrief Einbußen im klassischen Briefgeschäft kompensieren, das durch die Konkurrenz von E-Mail und Fax schrumpft. Doch der Druck auf den E-Postbrief wächst: Demnächst gibt es mit der De-Mail, die etwa die Deutsche Telekom und die United-Internet-Tochter 1&1 anbieten wollen, Konkurrenz.
Laut Michael Fuchs, Mitglied der Geschäftsleitung des Softwareanbieters SAP Deutschland, ist ein solches Projekt nicht viel schneller umzusetzen. Bei seinen Kunden sieht Fuchs ein enormes Interesse am E-Postbrief. „Wir integrieren die E-Postbrief-Anwendung in unsere SAP-Standardsoftware“, sagte er der „FTD“. (dpa)