DSLV-Unternehmertag

DSLV-Unternehmertag Eine Milliarde im Gepäck Beim Unternehmertag des DSLV in Dresden berichtete Verkehrsminister Peter Ramsauer, was er mit der jüngsten Etaterhöhung plant, wann der erste Lang-LKW rollen kann und wie er zu den Nachtfluggegnern steht. Mit der Erklärung seiner 45-minütigen Verspätung, er habe zwar „offiziell Staus auf Bundesfernstraßen untersagt“, aber innerhalb Berlins sei das so eine Sache, hatte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer von Anfang an die Lacher und die Sympathie der Zuhörer beim diesjährigen Unternehmertag des Deutschen Speditions- und Logistikverbands (DSLV) auf seiner Seite. Dem Thema Infrastrukturinvestitionen widmete der Minister dann auch einen großen Teil seiner Redezeit in Dresden. Schließlich habe er gerade eine Milliarde Euro zusätzlich erhalten, die in die Verkehrsinfrastruktur fließen sollen, so Ramsauer. Denn „bei der Aufarbeitung der Instandhaltungsrückstände und bei der nachhaltigen Sicherung künftiger Verkehrsinvestitionen muss sich fundamental etwas ändern“, forderte der Minister. Deshalb habe er seit Anfang des Jahres mit „einer verbissenen Beharrlichkeit“ bei der Kanzlerin und dem Finanzminister darauf hingearbeitet, dass er für den nächsten Bundeshaushalt bessergestellt werde, so Ramsauer. Die beiden hätten endlich eingesehen, dass die Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur strukturell massiv unterfinanziert sei. Er sei „heilfroh“, gestand der Minister, dass er für seinen Etat jetzt zusätzlich eine Milliarde Euro erhalten habe. Damit könne er zwar nicht aufatmen, aber doch erst einmal „nach Luft schnappen“, erklärte er. In Gänze ließe sich das Geld in 2012 nicht verbauen. Er habe sich bei den Koalitionsverhandlungen vergangenen Sonntag jedoch zusichern lassen, dass die Restsumme auf 2013 übertragen werde (siehe Seite 14 und Seite 3). Seine Erwartungen gehen aber noch weiter: Diese Milliarde sollte auch für 2013 zusätzlich aufgelegt werden und für die Folgejahre verstetigt werden. Viele Brücken sanierungsbedürftig Momentan sei geplant, 400 Millionen von 600 Millionen Euro für Straßeninvestitionen im nächsten Jahr fließen zu lassen, vornehmlich in zusätzliche Instandhaltungen, insbesondere in Brückenbauwerke. In den nächsten fünf bis sieben Jahren müsste immerhin ein Viertel der Brückenflächen grundinstand gesetzt werden. „Allein dies bedarf einer Summe von sieben Milliarden Euro“, kündigte Ramsauer an, der bereits in diesem Jahr den Betrag für die Brückensanierungen verdoppelt hat und auf über 700 Millionen Euro pro Jahr anheben möchte. Die „Sanierung maroder Autobahnbrücken“ nannte auch DSLV-Präsident Mathias Krage als einen der Punkte „auf der Liste sinnvoller Investitionsprojekte“. Der Verbandschef machte die Hauptschwierigkeiten bei der Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur aber nicht nur an den fehlenden finanziellen Mitteln fest, sondern auch an der fehlenden Akzeptanz in der Bevölkerung. Ein Punkt, der bei der Podiumsdiskussion „Was muss besser werden am Logistikstandort Deutschland“ am Vormittag ebenfalls breiten Raum gefunden hatte. Logistik werde ambivalent wahrgenommen, hier müsse man selbstbewusster herangehen und die Kräfte bündeln, sah es beispielsweise Stefan Schröder, Geschäftsführer der Initiative Logistics Alliance Germany, die den Logistikstandort Deutschland im Ausland vermarktet. Für Schröder ist „die Akzeptanz genauso wichtig wie das Thema Geld und Finanzierung“. Wie diese mangelnde Akzeptanz aussehen kann, stellte Krage am Beispiel Lang-LKW dar: „Befreit von jeglicher Kenntnis der Fakten werden die ökonomischen und ökologischen Vorteile dieses innovativen Nutzfahrzeugkonzeptes komplett ignoriert“, so Krage, der zugab, selten so viel Unsinn zu einem Thema gehört zu haben. Verkehrsminister Ramsauer bezeichnete die Diskussion um den Lang-LKW als „pure Geisterfahrt. Hinter jeder Ecke ein neues Gespenst.“ Doch jetzt sei es so weit, erklärte er: Die Verordnung über Ausnahmen von straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften für Fahrzeugkombinationen mit Überlänge sei vergangenen Mittwoch im Kabinett beschlossen worden, so Ramsauer. Auf die Drohung der SPD und einiger Länder, gegen die Einführung der rechtlichen Grundlagen klagen zu wollen, hatte er eine klare Erwiderung: „Sollen sie doch klagen. Wir fangen davor schon mit der Einführung des Lang-LKW an.“ Starttermin: 1. Januar 2012. Und wenn sich herausfinden lasse, wann und wo der erste Lang-LKW ausrolle, wolle er dort selber mitfahren, versprach der Minister. Auch gegenüber einer anderen Gruppe positionierte er sich deutlich: „Ich stelle mich überallhin und verteidige den Nachtflug. So wissen die Nachtfluggegner gleich, woran sie bei mir sind.“ Bei dem im nächsten Jahr anstehenden Gerichtsverfahren habe er dafür gesorgt, dass das Bundesinteresse deutlich gemacht werde. Das bedeute, dass neben den Anliegen der Anwohner auch die wirtschaftlichen Fragen hinreichend gewürdigt werden müssten. Er sehe momentan die Gefahr, dass Begehrlichkeiten zum Nachtflugverbot auch auf Standorte wie Köln und Leipzig übergreifen könnten. Als „schweren Schlag gegen den Logistikstandort Deutschland“ wertete Mathias Krage das Urteil des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs, das seit dem 30. Oktober die Nachtflüge in Frankfurt verbietet. Der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa Cargo, Karl Ulrich Garnadt, hatte in der Podiumsdiskussion erklärt, der Flugplan, mit dem sein Unternehmen aufgrund des Nachtflugverbots unterwegs ist, sei absurd: „Wir hopsen von Frankfurt nach Köln, warten dort, bis wir nach China fliegen können.“ Für den „Logistikweltmeister“ Deutschland sei das ein Unding, sagte Ramsauer. Zumal ursprünglich geplant war, die Zahl der Nachtflüge in Frankfurt in diesem Winter von 50 auf 17 zu reduzieren. Mega-Hub Lehrte: Baubeginn 2012 Auf die Nachfragen nach Plänen für Binnen- und Seeschifffahrt sowie die Schiene hatte der Verkehrsminister einige positive Antworten mitgebracht: Beim Mega-Hub Lehrte würden nach der jahrelangen Debatte die notwendigen Schritte jetzt gerade eingeleitet werden, kündigte Ramsauers Spitzenbeamter Referatsleiter Peter Lüttjohann an. Nach seinen Worten soll 2012 mit dem Bau begonnen werden können. Für die Vertiefung von Elbe und Weser werde man, so Ramsauer, in den nächsten Monaten das Baurecht haben, das Geld hierfür stünde bereit, an der Schienenanbindung zum Jade-Weser-Port arbeite man mit Hochdruck. Auch ein Binnenwirtschaftsstandort wie Bayern sei schließlich von der exzellenten Anbindung an die Seehäfen abhängig. Die Häfen in Genua, Triest und Koper würden hier nicht reichen. „Wir brauchen die klassischen deutschen Seehäfen im Norden. Deshalb muss auch die tideunabhängige schwere Containerbefrachtung sichergestellt werden“, so Ramsauer am Ende seiner Darstellung. Und um sich konsequent sympathisch mit einem Lacher zu verabschieden, gestand er, nach seiner Benennung zum Bundesverkehrsminister umgehend nach Hamburg zu den Reedern gefahren zu sein, um „gar nicht die Meinung aufkommen zu lassen, ich sei nur ein oberbayerischer Gebirgsverkehrs- und Bauminister“. Man spreche die gleiche Sprache wie der Minister und ziehe mit ihm an einem Strang, bilanzierte Mathias Krage die erste Hälfte der Regierungszeit Ramsauers und attestierte ihm eine „dialogbereite und lösungsorientierte Grundhaltung“. ❙❚■ Birgit Bauer DSLV-Präsident Mathias Krage (r.) begrüßte Verkehrsminster Peter Ramsauer (l.) als Gastredner beim Unternehmertag: Lob für politische Unterstützung Diskutierten über den Logistikstandort Deutschland: DSLV-Präsident Mathias Krage, Karl Ulrich Garnadt, Lufthansa Cargo, Moderatorin Kerstin Schwenn, Volker Böhringer von Panalpina und Stefan Schröder, Logistics Alliance Germany (von links) DSLV-Unternehmertag Nachwuchs gewinnen Das Thema Fachkräftemangel und Nachwuchsgewinnung war eines der zentralen Themen des DSLV-Unternehmertags. Mit einem neuen Imagefilm möchte der Verband jetzt seine Mitglieder unterstützen, Jugendliche für die Berufsbilder in der Logistik zu interessieren und Auszubildende zu finden. Der Film, der die am häufigsten ausgebildeten Berufe der Speditionsbranche vorstellt, soll von Mitgliedsfirmen und Landesverbänden bei Schulbesuchen, Jobmessen und Vorträgen eingesetzt werden. „Der Film soll Interesse wecken und neugierig machen auf eine faszinierende und vielseitige Branche“, erklärte der Bremer Spediteur Simon Reimer als verantwortlicher Projektleiter des Films. In der Grundversion ist der Streifen kostenlos, kann aber auch mit Bild und Ton individualisiert werden. Hier liegen die Preise bei knapp 1000 bzw. 2000 Euro. Im Internet ist der Film laut DSLV unter www.spediteure.de/ausbildung abrufbar. bb

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