Die einfachen Lösungen

Einfach downloaden und los geht's. Dank App auf dem Smartphone lassen sich heute viele Informationen übermitteln - mobil, überall und jederzeit. So machen die Softwareanwendungen das Smartphone mittlerweile zum Hosentaschen-Leitstand. "Smartphone statt Handscanner", bringt Georg Möbius es auf den Punkt. Apps und Cloud-Lösungen, so der Vertriebsmanager des Softwareentwicklers Gigaton in Heddesheim, könnten kleineren und mittelständischen Transport- und Umschlagdienstleistern die Tür zur Digitalisierung öffnen. "Mit cloudbasierten Systemen können kleine und mittelständische Unternehmen moderne Warehouse-Logistik nutzen, ohne sich um den ganzen IT-Betrieb zu kümmern", urteilt Harald Göbel, Senior Consultant und Mitglied der Geschäftsleitung des SAP-Dienstleisters Abat in Bremen. Trotzdem liegt der prozentuale Anteil von Cloud-Installationen am Gesamtumsatz im Warehouse-Management-System-Markt (WMS) "zurzeit noch im niedrigen einstelligen Bereich", sagt Kira Schmeltzpfenning, zuständig für Intralogistik- und IT-Planung beim Team Warehouse Logistics im Fraunhofer IML (siehe Interview Seite 29). Untersuchungen des IML zufolge stellen rund 50 Prozent der WMS-Anbieter ihr WMS auch als Cloud-Lösung zur Verfügung. Davon habe allerdings nur die Hälfte, also jeder vierte Anbieter, das WMS tatsächlich schon als Cloud-Lösung vermarktet. Noch verhaltene Nachfrage nach Cloud Denn insbesondere bei der Verknüpfung mit der Steuerungsebene für automatisierte Lagertechnik wird es für Lösungen aus der Wolke schwer. Rechenleistung und Reaktionszeiten sind bei Anwendungen via Internet oft nicht schnell genug. Hinzu kommen oft Unsicherheiten bezüglich der Daten- und Prozesssicherheit. Das Interesse der Kunden sei grundsätzlich vorhanden, resümiert Schmeltzpfenning. Die konkrete Nachfrage bis hin zur Implementierung cloudbasierter Systeme auf dem WMS-Markt stelle sich jedoch weiterhin verhalten dar. "Bisher ist noch kein wirklicher finanzieller Benefit vorzuweisen", begründet Johann Klug, Global Product Manager IT bei SSI Schäfer in Neunkirchen, die zögerliche Nachfrage. Mit VDI-Richtlinie 3601 haben das Fraunhofer IML und der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) Ende vergangenen Jahres die Aufgaben und Funktionsumfänge von WMS definiert. Allerdings übersteigt eine umfassende Prozesssteuerung mit hochkomplexem Warehouse Management System (WMS) oft für viele Speditions- und Umschlagbetriebe den Bedarf. "Sie benötigen zunächst lediglich einen punktuellen Einsatz von IT-Systemen, etwa zur Transparenz in der Sendungsverfolgung, bei der Nachweispflicht von Verladung und Auslieferung", sagt Möbius. Reduzierter Aufwand dank App Vielerorts sei dies noch mit belegbasierten Dokumenten, Fotoarchivierung und viel Aufwand verbunden, der sich mit Apps reduzieren lasse, führt Möbius aus. Foto knipsen, auf der App-Plattform einloggen, Foto, Auftragsnummer und Lieferschein zuordnen und speichern. "Alle relevanten Informationen für alle Beteiligten verfügbar hinterlegt und mit elektronischem Ablieferungsnachweis in Echtzeit verknüpfbar", so Möbius. "Datenaustausch und Transparenz nicht nur im Lager, sondern über die gesamte Supply Chain hinweg - mit allen für den jeweiligen Auftrag erforderlichen Daten von der Übernahme bis zur Auslieferung." Damit ermöglichen Apps einen Mindeststandard von Vernetzung und Digitalisierung. Und: Sie sind womöglich eine der Zukunftsinvestitionen überhaupt. Denn sie entsprechen mit ihrer Konzeption einem aktuellen Trend bei der Entwicklung von Softwaresystemen für die Logistik: Die herkömmlichen Systemgrenzen verschwimmen. "Durch die auf serviceorientierten Architekturen (SOA) basierende, modulare Konzeption moderner IT-Systeme lassen sich Funktionen, etwa ein Dock-/Yard-Management, sowohl in einem WMS als auch in einem Transport Management System (TMS) nutzen, und die IT-Systeme lassen sich funktional exakt auf die individuellen Bedarfe zuschneiden", erklärt Hartmut Braun, Bereichsleiter Standort Aschaffenburg von PSI Logistics. In der vertikalen Integration übernehmen WMS dabei immer öfter auch Aufgaben und Funktionsumfänge, die ursprünglich Enterprise Resource Planning (ERP) und Warenwirtschaftssystemen vorbehalten waren. Oder aber sie koordinieren die Auftragsfertigungsprozesse im Lager und steuern direkt die eingesetzten Automationskomponenten und Subsysteme der Kommissionierung. Apps kombinieren Mit der Schnittstelle einer App zu einer Zielplattform, die ein hohes Spektrum an Anwendungen bietet, lassen sich einerseits mehrere Apps zu einem umfassenderen, individuellen "System" kombinieren. Andererseits besteht über die Plattform für alle Prozessbeteiligten ein Zugriff auf Dateien und Funktionen. "Wir bieten die komplette Funktionalität unseres WMS Viadat auch als Web-Interface an und stellen Teilfunktionen auch als Apps für mobile Endgeräte zur Verfügung", erläutert Markus Müllerschön, Geschäftsleitung Vertrieb von Viastore Software in Stuttgart. App-Szenarien überspannen inzwischen die Wertschöpfungskette - und reichen bereits bis in die Zukunft. Die Frankenthaler Siemens-Tochter Axit wird Anfang Dezember das Konzept für ihre App "AX4 mobile", einen mobilen Zugang auf die Logistikplattform AX4, präsentieren. Die App soll Lieferketten bis in den operativen Bereich der lokalen Sendungssteuerung hinein steuern und von den Anwendern individuell zugeschnitten werden können. PSI Logistics bietet mit der IT-Plattform Mobile Service Solutions (MOSS) zudem eine Grundlage für End-to-End-Lösungen mit Apps, laut PSI bereits auf künftige Anwendungen im Bereich Internet der Dinge (IoT) und eine Einbindung sich selbst organisierender autonomer Transportsysteme ausgelegt ist. "MOSS kommuniziert auch mit sogenannten IoT-Chips", so Braun. "Entsprechende Anwendungen für das Tracking und Tracing, für Inhouse-Lokalisation/Navigation, Bewegungserfassung oder Füllstandsüberwachung sind bereits in der Pilotierung."