Hamburg/Kiel. Die deutsche Wirtschaft läuft auf Hochtouren, und auch die nähere Zukunft sieht glänzend aus. Das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) und das Institut für Weltwirtschaft (IFW) in Kiel erhöhten am Donnerstag ihre Vorhersagen für das laufende Jahr deutlich. Das HWWI erwartet nun 3,5 Prozent, das IFW sogar 3,6 Prozent Wachstum. Zuvor lagen die Prognosen um rund einen Prozentpunkt niedriger. Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft den Experten zufolge um 2,2 (HWWI) oder 1,6 (IFW) Prozent zulegen.
Die Trends und Tendenzen werden von den Forschern beider Institute ähnlich beurteilt. Demnach ist vor allem die Binnenkonjunktur angesprungen. Die Unternehmen investierten wieder mehr, besonders in Maschinen und Gebäude. Das mache allein die Hälfte des Wachstums aus. Auch der private Konsum, der jahrelang schwächelte, nehme um knapp zwei Prozent zu. Der Außenhandel habe ungefähr das Niveau vor der Krise erreicht.
Die Arbeitslosenzahlen sehen IFW und HWWI in diesem Jahr unter drei Millionen fallen. Im nächsten Jahr sollen nur noch 2,7 Millionen Menschen in Deutschland ohne Job sein. „In einigen Regionen und Berufen könnte der Mangel an Fachkräften das Wachstum bremsen", befürchtet HWWI-Konjunkturchef Michael Bräuninger. Die Löhne seien bislang nur moderat gestiegen. Allerdings könne sich das ändern und zu der bei Ökonomen gefürchteten Lohn-Preis-Spirale führen. Die Inflation habe bereits den Schwellenwert von zwei Prozent überschritten und werde demnach in diesem Jahr 2,4 Prozent betragen. Diese Rate erwartet das HWWI auch im kommenden Jahr. Das IFW ist etwas optimistischer und rechnet mit einer Preissteigerung von 2,1 Prozent.
Sollten allerdings bestimmte Risiken eintreten, könnten die zuversichtlichen Vorhersagen wertlos werden. An erster Stelle sehen die Experten die Staatsschuldenkrise in Griechenland und anderen europäischen Staaten. Sowohl das Kieler wie auch das Hamburger Institut gehen davon aus, dass die Lage beherrschbar bleibt und nicht eskaliert, etwa in Form einer Staatspleite. „Was eine solche Insolvenz bewirken würde, wissen wir letztlich nicht", sagte Bräuninger. Zu befürchten sei dann eine ähnliche Krise wie nach der Lehman-Pleite im September 2008. Das müsse auf jeden Fall vermieden werden, selbst wenn es bedeute, dass Deutschland noch einige Jahre für Griechenland zahlen müsse. Die Alternative sei noch teurer. Auch seien konjunkturelle Rückschläge in den USA oder wichtigen Schwellenländern nicht auszuschließen. Sie könnten die Entwicklung der deutschen Wirtschaft beeinträchtigen. (dpa)