Bulgarien und Rumänien

Die VerkehrsRundschau beleuchtet die Aussichten für die Märkte: VR 41: Die BGL-Konjunkturanalyse zur Marktentwicklung VR 42: Transportgewerbe in Rumänien und Bulgarien VR 43: Neue Trends in der Getränkelogistik VR 44: Die aktuelle Entwicklung im Bausektor Bulgarien und Rumänien Krise ist noch lange nicht vorbei Insolvenzen und schwache Zahlungsmoral belasten Transporteure in Bulgarien und Rumänien. Erste Zuwächse schüren den Optimismus der Unternehmen. Die beiden südosteuropäischen Märkte Rumänien und Bulgarien leiden noch unter den Folgen der Wirtschaftskrise. Beide Länder waren im vergangenen Jahr stark von der weltweiten Rezession betroffen und haben sich noch lange nicht davon erholt. Rumänien und Bulgarien sind für die deutschen Unternehmen als Transitwege in die Türkei und in den Nahen Osten von besonderer Bedeutung. Ihre Volkswirtschaften büßten im Vergleich zum Vorjahr 7,1 beziehungsweise 5,1 Prozent ihres Bruttosozialprodukts ein. Als Grund gelten weniger Konsum der Bevölkerung und rückläufige Auslandsinvestitionen. Die Transportbranche war von der Krise besonders betroffen. Sie musste Einbrüche im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen. Zwar gibt es im laufenden Jahr erste Zuwächse und der Optimismus so manches Unternehmers nimmt zu, trotzdem ist eine dauerhafte Stabilisierung nicht zu erkennen. „Die Zahl der Unternehmen ist im vergangenen Jahr um 15 Prozent auf 26.500 zurückgegangen“, sagt Roxana Ilie, die Sprecherin der rumänischen Straßengüterverkehrs-Vereinigung UNTRR, der VerkehrsRundschau. 4500 Transportunternehmer hätten Insolvenz anmelden müssen, so die Fachfrau. „Viele Firmen haben ihre Fuhrparks verkleinert, um gegen den Marktrückgang zu kämpfen“, erklärt Ilie. Der Fahrzeugbestand sei um 13 Prozent auf 126.000 registrierte Fahrzeuge geschrumpft. „Ein besonderes Problem ist, dass die laufenden Kosten geklettert sind, weil der rumänische Staat die KFZ-Steuer um 20 Prozent angehoben hat“, sagt Ilie. Außerdem hätten sich Versicherungsprämien um zehn Prozent verteuert. Im Gegenzug hätten viele Unternehmen auf unterschiedliche Weise versucht, ihre Kosten zu senken. „Einige Firmen haben sogar ihren Hauptsitz an einen kostengünstigeren Ort verlegt, um so die Büromieten zu reduzieren“, sagt Ilie. Doch das war noch nicht alles: Die Unternehmen hätten auch die Verträge mit den Kunden neu verhandelt und Personal abgebaut. Zahlungsverzug belastet Unternehmen Eine besondere Schwierigkeit, die die Unternehmen derzeit belastet: Die Krise hat sich auf die Zahlungsmoral negativ ausgewirkt. „Der Zahlungsverzug ist ein Problem“, erklärt der Sprecher der rumänischen Spedition Transgor Logistik, Cons-tantin Mazareanu. Darüber hinaus beklagt sich der Manager über die hohen Treibstoffkosten. Transgor Logistik richtet sich unter anderem speziell an deutsche Kunden. „Sie achten aber immer sehr darauf, dass der Preis möglichst gering ist“, sagt Mazareanu. Dabei sollten gerade Deutsche wissen, dass der gute Service eines Dienstleisters viel wichtiger ist, als möglichst wenig auszugeben, ärgert sich der Manager. Gerade für viele kleinere Anbieter ist die Krise nicht vorbei. „Es sieht so aus, dass das Geschäft weiter rückläufig ist“, sagt Andrei Catana vom rumänischen Transportunternehmen Sovtrans. Die Umsätze bleiben seinen Aussagen zufolge konstant, während die Kosten steigen. „Aber wir versuchen, damit fertig zu werden“, gibt sich Catana zuversichtlich. „Vielleicht wird es 2011 besser“, hofft er. Leicht optimistisch bewertet hingegen der internationale Logistikdienstleister Militzer & Münch die Entwicklung in Südosteuropa. Als größerer Mittelständler, der seine Geschäfte breiter aufgestellt hat, kann das Unternehmen Schwankungen leichter verkraften als kleinere LKW-Transporteure. „Wir haben überwiegend vom Luft- und Seefracht-Segment profitiert“, sagt der Sprecher des Unternehmens, Valentin Dragu. Hier erhofft sich der Manager gegen Ende des Jahres einen kleinen Zuwachs. Im Bereich Straßengüterverkehr habe sich sein Unternehmen im laufenden Jahr stetig gesteigert. „Wir entwickeln dabei ständig neue Kundenbeziehungen, die wir manchmal bereits vor der Krise aufgebaut haben“, erklärt Dragu. Er verweist dabei besonders auf die Kooperation mit dem mittelständischen Unternehmensverbund Cargoline. „Da wir mit Industriegütern handeln, und die Industrie gerade dabei ist, sich zu erholen, sind wir hier optimistisch“, sagt Dragu. Bulgarien doppelt getroffen Schwer erwischt hat es auch Bulgarien. „Die Krise hat den Transportsektor doppelt getroffen“, sagt der Sprecher der Außenhandelskammer (AHK) Bulgarien, Andreas Schäfer, und nennt zwei Hauptprobleme: Gütermenge und Liquidität. Zum einen mache den Unternehmen der Rückgang des Frachtaufkommens zu schaffen. Die Land-Transporteure haben im vierten Quartal 2009 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 23,8 Prozent weniger Volumina befördert als noch zwölf Monate zuvor. „Dabei sind die Importe stärker als die Exporte geschrumpft“, erklärt Schäfer. Im Außenhandel sieht der AHK-Experte ein strukturelles Problem für Bulgarien, weil das Land mehr importiert als exportiert. „Das heißt, die deutschen LKW kommen hier voll beladen an und müssen dann aber wieder leer zurückfahren.“ Doch das ist laut Schäfer nicht das einzige Problem: „Die Zahlungsmoral hat sich bei Teilen der verladenden Wirtschaft verschlechtert.“ Dabei schaffen in Bulgarien wie in anderen Ländern auch die LKW den Großteil der Transportlast weg. Der ehemalige staatliche Transporteur Somat, der zur baden-württembergischen Spedition Willi Betz gehört, kontrolliert hier den Markt. „Die Finanzkrise hat bewirkt, dass die Transportvolumina ganz erheblich zurückgegangen sind“, sagt der Sprecher von Willi Betz, Joachim Kemmler. Der Frachtführer generiert insgesamt Erlöse von rund einer Milliarde Euro pro Jahr. Etwa zehn bis zwölf Prozent der Geschäfte wickelt das Unternehmen über Rumänien und Bulgarien ab. Ähnlich wie in Rumänien war auch das erste Quartal im Nachbarland von Rückgängen gekennzeichnet. Die Transporteure beförderten 15,5 Prozent weniger Tonnage als noch zwölf Monate zuvor. Die Verkehrsleistung verringerte sich um 7,8 Prozent. Doch sieht es wieder etwas besser aus. Und der Markt zeigt jetzt erste Erholungstendenzen: So stieg der Gütertransport von LKW und Schiene im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorquartal gleich zweistellig um 37,8 Prozent. Die Verkehrsleistung kletterte um 17,3 Prozent. Diese verbesserte Performance spiegelte sich auch in den Erlösen der Unternehmen wider, die im Vergleich zu den ersten drei Monaten um 42 Prozent stiegen. Deutsche gut aufgestellt Auch Willi Betz zeigt sich deswegen wieder optimistischer: „Die Marktentwicklung für das Jahr 2011 sehen wir recht positiv“, erklärt Kemmler. Auch die AHK lässt sich nicht abschrecken: „Letztlich erfordert die Modernisierung und Internationalisierung der bulgarischen Wirtschaft zunehmend komplexere Logistikdienstleistungen, die über das reine Frachtgeschäft hinausgehen“, analysiert Schäfer. Und gerade deutsche Firmen sieht er hier gut aufgestellt. ❙❚■ Sebastian Becker, Korrespondent in Polen Rumänien ist auf dem Land erst auf dem Weg in die Moderne Die südosteuropäischen Transitländer Rumänien und Bulgarien haben sich noch lange nicht von der Krise erholt. Die Unternehmen mussten zweistellige Rückgänge hinnehmen. Es gibt zwar im laufenden Jahr schon wieder erste Zuwächse. Und der Optimismus unter den Transporteuren ist wieder etwas gestiegen. Doch hat sich die Lage besonders für die kleineren Transportunternehmen nach wie vor kaum gebessert. Schlechte Zahlungsmoral und hohe Treibstoffkosten belasten den Markt. 2011 könnte es wieder mehr Stabilität geben. bec Fazit

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