Johannesburg. Die Deutsche Post sieht Afrika als vielversprechenden Wachstumsmarkt. Probleme wie Korruption und mangelhafte Infrastruktur könnten nicht über Nacht gelöst werden, langfristig habe der Kontinent jedoch großes Potenzial, sagte Post-Chef Frank Appel. Noch sei das Geschäft des Logistikkonzerns Deutsche Post DHL in Afrika eher klein, aber dies könne in zehn Jahren schon ganz anders aussehen. „Wir wollen hier dabei sein, weil wir an die Zukunft von Afrika glauben“, sagte Appel in Johannesburg der Deutschen Presse-Agentur.
DHL ist Appel zufolge in Afrika Marktführer in Sachen Kurierzustellung. Bei einem Konzernumsatz von rund 56 Milliarden Euro setzt die Post in den Staaten Afrikas südlich der Sahara mit etwa 8500 Mitarbeitern rund 900 Millionen Euro um. „Das spielt schon eine Rolle“, sagte Appel. „Man muss ja irgendwann mal anfangen.“ Die Post will den Anteil des Umsatzes aus Schwellenländern am Konzernumsatz bis 2020 von 20 auf 30 Prozent ausbauen. Der Löwenanteil des Wachstums für die kommenden Jahre wird jedoch in Asien erwartet.
„Attraktive Gewinnspannen“
Unter den knapp 50 Staaten Afrikas sind Südafrika und Nigeria derzeit die wichtigsten Märkte für das Unternehmen. Aber auch Ostafrika - etwa Kenia und Uganda - oder das ölreiche Angola böten noch viel Potenzial, sagte Appel. Zu den Margen des Afrika-Geschäfts wollte sich der Vorstandsvorsitzende nicht äußern. Er räumte jedoch ein, dass ein komplexes Umfeld wie in Afrika zu „eher attraktiven“ Gewinnspannen führe. In Afrika leben derzeit bereits rund eine Milliarde Menschen - und der Kontinent wächst rasant weiter.
Appel besuchte die Niederlassungen des Unternehmens in Südafrika und Nigeria. Südafrika gilt als das wirtschaftlich am weitesten entwickelte Land des Kontinents mit moderner Infrastruktur, Nigeria wiederum ist mit etwa 175 Millionen Menschen das bevölkerungsreichste Land und die größte Volkswirtschaft.
Die Post sei in Afrika als Dienstleister mit vielen internationalen Unternehmen als Kunden auch nur geringfügig von der in manchen Ländern - zum Beispiel in Nigeria - weit verbreiteten Korruption betroffen, sagte der Konzernchef. „Aber es ist natürlich für jedes Unternehmen eine Herausforderung, sie können ja nicht hinter jeden Mitarbeiter einen Polizisten stellen.“
Kampf gegen Korruption braucht Zeit
Mittelfristig zeigte sich Appel optimistisch, dass die Menschen in Afrika mit zunehmendem Wohlstand ihren Regierungen genauer auf die Finger schauen werden. „Der stärkste Gegner von Korruption ist eine aufstrebende Mittelschicht.“ Diese Veränderungen würden natürlich etwas Zeit in Anspruch nehmen, sagte Appel. Aber auch der Himmel über den Kohlerevieren des Ruhrgebiets sei vor 30 oder 40 Jahren „noch schwarz und nicht blau“ gewesen. (dpa)