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Der Streik-Sommer bei der Lufthansa ist abgesagt

29.07.2015 13:13 Uhr
Der Streik-Sommer bei der Lufthansa ist abgesagt
Bei der Lufthansa ist vorerst nicht mit neuen Streiks zu rechnen
© Foto: Lufthansa

Entspannung für Lufthansa-Kunden: Die Gewerkschaften haben den heißen Streiksommer abgesagt. Offenbar hat die Drohung zur Ausflaggung vieler Jets Wirkung gezeigt.

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Frankfurt/Main. Wenn Lufthansa-Finanzchefin Simone Menne an diesem Donnerstag ihren Bericht zum zweiten Quartal 2015 vorlegt, muss sie erstmals seit langem nicht über Streikkosten reden. Der vorerst letzte Ausstand aus der Serie von bislang zwölf Pilotenstreiks hat im März stattgefunden. Und neue Arbeitskämpfe sind vorerst nicht in Sicht, so dass sich die Passagiere der größten deutschen Fluggesellschaft mindestens auf einen streikfreien Sommer einrichten können. Ausgeräumt sind die Tarifkonflikte mit den drei konkurrierenden Gewerkschaften Vereinigung Cockpit, Ufo und Verdi aber noch längst nicht.

Am weitesten sind die Flugbegleiter in den Verhandlungen unter anderem zu den Betriebs- und Übergangsrenten gekommen. Ihre Gewerkschaft Ufo hat den von Lufthansa gewünschten grundsätzlichen Wechsel weg von den bislang üblichen Garantierenten akzeptiert und feilscht aktuell mit Personalchefin Bettina Volkens über die Höhe künftiger Festzuschüsse zu den Renten. Ufo-Chef Nicoley Baublies äußerte sogar die Hoffnung, nach einem weiteren Gespräch mit dem Lufthansa-Vorstand am 6. August schon den Sack zumachen zu können, wie er der „Rheinischen Post” jüngst sagte.

Baublies muss sich allerdings vorsehen, wenn er in den komplexen Rentenfragen als erster abschließt. Denn nicht nur die beiden anderen Gewerkschaften, sondern vor allem die eigenen Mitglieder werden die Regelungen genau mit den anderen Berufsgruppen vergleichen. Ein Billigabschluss würde der Gewerkschaft schnell auf die Füße fallen.

Verteilung der Arbeitsplätze im Gesamtkonzern

Noch komplizierter ist allerdings die Frage nach der künftigen Verteilung der Arbeitsplätze im Gesamtkonzern. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat im Konflikt mit den Piloten angekündigt, in den kommenden Jahren dutzende Maschinen der deutschen Germanwings zu einer eigens gegründeten Eurowings-Tochter nach Österreich zu verlagern. Mit jedem Jet würden auch die Arbeitsplätze dem Einfluss von Ufo und der Vereinigung Cockpit entzogen, billigere Crews könnten eingestellt werden. Wachstum werde es im Konzern nur dort geben, wo die Kosten stimmen, lautet das Credo des vor gut einem Jahr angetretenen Lufthansa-Chefs.

Von Beginn an hat Cockpit diesen Kurs bekämpft. Obwohl sich die Piloten-Streiks offiziell gegen die geplanten Änderungen bei den Renten richteten, ging es immer um die Billigflieger-Plattform Eurowings. Spohr hat ungeachtet der Streiks immer weitere Fakten geschaffen: Lufthansa-Flugzeuge werden ausgeflaggt und zurückgeleast, Billig-Piloten für die Langstrecke angeheuert und schließlich in Österreich die Eurowings Austria gegründet. In deren Cockpits sollen Piloten der Austrian Airlines Platz nehmen, die nach einem Tarifschnitt deutlich weniger als ihre Lufthansa-Kollegen verdienen.

Das Szenario hat schließlich dazu geführt, dass die neu gewählte Tarifkommission der VC in der vergangenen Woche ein neues Angebot auf den Tisch legte. Wenn der Konzern auf die Ausflaggung verzichtet, will sie im Konzern drei verschiedene Tarifniveaus akzeptieren. Dabei müssten Querversetzungen zwischen den Gesellschaften möglich sein.

EasyJet als Vorbild

Maßstab für die Piloten der Billigtochter Eurowings soll der erfolgreiche britische Konkurrent EasyJet werden. Auch ihre eigenen Gehälter wollen die Lufthanseaten befristet einfrieren und dann einem internationalen Vergleich aussetzen. Zusätzlich wurde zudem ein höheres Eintrittsalter in den Vorruhestand in Aussicht gestellt, so dass Lufthansa und VC nun wieder in Verhandlungen einsteigen.

Während bei den Piloten nach VC-Ankündigungen mindestens bis zum 1. September Ruhe ist, haben sich Unternehmen und die dritte Gewerkschaft Verdi gleich bis zum 30. September vertagt. Auch bei den Verhandlungen für rund 33.000 Mitarbeiter in Deutschland vor allem bei den Bodendiensten geht es um die Renten, die Verdi weiterhin von den Gehaltsverhandlungen getrennt wissen will. Über den Sommer sind hier nur Kontakte auf Arbeitsgruppen-Ebene geplant. (dpa)

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