Paris. Eurotunnel, der Betreiber des Bahntunnels zwischen Calais und Dover unter dem Ärmelkanal, hat seit Beginn des Jahres nach eigenen Angaben 13 Millionen Euro für Sicherungsmaßnahmen gegen die ständig weiter wachsende Zahl von Immigranten aufgewendet, die versuchen, mit den Zügen oder auf einem Lkw illegal nach England zu gelangen. Das sei ebenso viel, wie das Unternehmen für diese Zwecke im gesamten letzten Jahr aufbringen musste, sagte Eurotunnel-Chef Jacques Gounon bei der Vorlage der Halbjahreszahlen. Man werde sich weiter darum bemühen, den Tunnel unter dem Kanal abzusichern. Die Kosten dafür belasteten den Betriebsgewinn.
Eurotunnel verlangt Komepensation vom Staat
Gounon verlangt deshalb von Frankreich und England 9,7 Millionen Euro als Kompensation und sagt, es sei evident, dass die eingesetzten Sicherheitskräfte nicht ausreichten. Vor 8 Jahren hatte der Tunnelbetreiber für eine ähnliche Forderung von einem Schiedsgericht in Den Haag 24 Millionen Euro zugesprochen bekommen. Für dieses Jahr habe die britische Regierung schon zugesagt, von den Sicherungskosten 4,7 Millionen Euro zu übernehmen, berichtete Jacques Gounon.
Rein wirtschaftlich gesehen zeigte die Entwicklung bei Eurotunnel bis Ende Juni weiter nach oben. Der Umsatz stieg um 9 Prozent auf 649 Millionen Euro, der Bruttobetriebsgewinn erreichte 252 Millionen. Der Nettogewinn hatte im Vorjahreszeitraum Verluste in Höhe von 11 Millionen Euro ausgewiesen; er fiel im ersten Halbjahr mit 39 Millionen wieder positiv aus. Auch für die zweite Hälfte rechnet das Unternehmen mit dem Fortgang der als dynamische bezeichneten Tendenz.
Bei den Lkw-Transporten gab es ein Plus von 8 Prozent auf 752.290 Einheiten, bei den Pkw-Beförderungen einen Zuwachs von 4 Prozent. Der Tunnelbetreiber vereint damit einen Marktanteil im Ärmelkanalverkehr von 54,8 Prozent auf sich. Die Finanzkosten konnte Eurotunnel durch günstigere Wechselkurse zwischen britischem Pfund und Euro sowie rückläufige Inflation um 20 Millionen Euro verringern. Die Dynamik seiner Entwicklung verdanke das Unternehmen dem wirtschaftlichen Aufschwung im Vereinigten Königreich, heißt es in der Halbjahresmitteilung. Die Prognosen für dieses und auch das kommende Jahr wurden bestätigt. Jacques Gounod kündigte an, bei den Lkw-Transporten auf längere Sicht in weitere Kapazitäten zu investieren, um bis 2020 in der Lage zu sein, jährlich 2 Millionen Lkw durch den Tunnel zu befördern. (jb)