Berlin. Was DB-Chef Rüdiger Grube der Presse heute verkündete, das wird die Deutsche Bahn (DB) auch und gerade im Transport- und Logistiksektor so stark verändern wie seit dem Zukauf von Schenker nicht mehr. Ob bewusst oder nicht, sparte er nicht mit Kritik an seiner eigenen Person: „Unsere heutigen Kostenstrukturen sind in vielen Bereichen - wie zum Beispiel in der Konzernleitung – nicht mehr wettbewerbsfähig und müssen dringend angepasst werden“, sagte Grube.
Dabei schleppt der Konzern offenbar einen riesigen Überbau mit sich, unter dem alle Beteiligten – auch die Transport- und Logistiksparte – kräftig ächzen und stöhnen. „Insgesamt betrachtet, reden wir allein in der Konzernzentrale bis 2020 über 700 Millionen Euro, die eingespart werden sollen“, so der Bahn-Chef.
Fernziel: Trendumkehr
Mit dem Abbau von Doppelstrukturen und weniger Schlüsselstellen will er die Bürokratie und damit die Kosten herunterfahren. Und er machte deutlich, dass sich die „grundlegenden Änderungen“ nicht nur auf die Konzernzentrale beschränken werden: „Wir wollen eine Trendumkehr bei den wirtschaftlichen Ergebnissen herbeiführen“, nannte er das Ziel der Neuorganisation.
Damit dürfte er sicherlich auch den Schienengüterverkehr gemeint haben. Künftig liegt das Schicksal von DB Schenker Rail in den Händen des neuen Vorstands Berthold Huber, seit 15 Jahren im DB-Konzern und den Grube daher als „Eisenbahner aus dem Bilderbuch“ anpries.
Rote Zahlen bestimmen die Halbjahresbilanz
Huber steht vor einer Herkules-Aufgabe: Zum einen muss er den Schienenpersonenverkehr gegenüber den Fernbussen und der privaten Konkurrenz wettbewerbsfähig machen. Zum anderen fällt mit DB Schenker Rail ein Unternehmen in seine Verantwortung, das gerade mehr als enttäuschende Zahlen abgeliefert hat. Die Verkehrsleistung ist im ersten Halbjahr 2015 um 6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum rückläufig gewesen, die Tonnage sogar fast zweistellig eingebrochen (minus 9,5 Prozent).Die Umsatzeinbußen hielten sich demgegenüber mit 2,5 Prozent sogar noch in Grenzen. Aber die rote Güterbahn macht ihre Farbe alle Ehre und fährt einen Verlust von 74 Millionen Euro ein (nach einem Ebit von plus 9 Millionen im ersten Halbjahr 2014).
Diese schlechte Entwicklung lässt sich sicher nicht alleine mit dem Streiks und dem Orkanen im ersten Halbjahr erklären, weshalb der bisherige Chef von DB Schenker Rail, Alexander Hedderich, auch zum 31. August seinen Hut nehmen muss. Wer der neue Vorstandsvorsitzende der Güterbahn wird, steht noch nicht fest. Grube versprach aber: „Die Nachfolge für diese Funktion werden wir kurzfristig bekannt geben.“
Synergien zwischen Personen- und Güterverkehr
Huber wollte noch nicht verraten, wie er gedenkt, die Güterbahn wieder flott zu machen. Sicher wird es der Sparte nutzen, wenn die Overheadkosten wie geplant verringert werden. Aber das alleine wird nicht ausreichen, um auch DB Schenker Rail „wieder auf ein starken Wachtsumspfad zurückzuführen“, wie es Grube als Ziel formulierte. Auf die Frage der VerkehrsRundschau, welche Maßnahmen Huber als der neue Verantwortliche im Vorstand denn ergreifen wolle, erwiderte Huber: „Hier gilt sicher auch mein Motto ‚Angriffslust‘“. Sprich: Er will neue Kunden von den Vorteilen des Gütertransports auf der Schiene überzeugen. Zu möglichen weiteren Maßnahmen antwortete Huber: „Ich habe dazu sicher viele Ideen im Kopf. Aber dazu muss man erst mal anfangen, die gut gemeinten von den guten zu unterscheiden. Und ich wäre dankbar, wenn Sie mir für diesen Prozess noch etwas Zeit geben.“ Ihm schwebt unter anderem vor, Synergien zwischen Personen- und Güterverkehr zu heben und daher zu prüfen, ob Ressourcen wie Loks auch gemeinsam genutzt werden können. (cd)