München. Die vom Chef der Deutschen Bahn (DB), Rüdiger Grube, angekündigten Änderungen in der Konzernstruktur ziehen immer weitere Kreise. Am kommenden Montag, 27. Juli, will Grube seinem Aufsichtsrat dazu seine Pläne präsentieren. Einen Tag später findet die Halbjahres-Bilanzpressekonferenz statt, auf der dann die Öffentlichkeit unterrichtet werden soll.
Verkauf von Anteilen von DB Schenker Logistics eine Option
Wie die VerkehrsRundschau vorab aus Konzernkreisen erfahren hat, liegt den Mitgliedern des Aufsichtsrates offenbar unter anderem folgender Vorschlag vor: Demnach zieht der Vorstand die Option in Erwägung, Anteile von DB Schenker Logistics zu verkaufen. Dazu sollen entsprechende organisatorische Vorbereitungen getroffen werden. Nachgedacht werde über einen Anteilsverkauf von zunächst 20 Prozent.
Steigende Verschuldung engt die Spielräume ein
Hintergrund ist eine zu hohe Verschuldung des DB-Konzerns. Durch die Anschaffung neuer Züge sollen die Verbindlichkeiten in den kommenden Jahren von derzeit etwa 17 auf 21 Milliarden Euro steigen, heißt es. Bei seinem Amtsantritt hatte Grube noch die Verringerung der Schulden auf 10 Milliarden Euro als ein Kernziel genannt. Der Bund als Eigentümer der DB habe bereits signalisiert, dass er zwar bereit ist, die Mittel für die Schieneninfrastruktur zu erhöhen. Doch die anderen finanziellen Herausforderungen soll der DB-Konzern selbst regeln.
Demnach benötigt der DB-Konzern Geld, um die Verschuldung in Grenzen zu halten – zumal die finanziellen Ergebnisse im Jahr 2014 und auch laufenden Jahr nicht den Erwartungen entsprechen. Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hatte berichtet, dass von Januar bis Ende Mai 2015 das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) bei 626 Millionen Euro lag. Das sind 239 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr 2014 waren es 1,8 Milliarden Euro, weit entfernt vom Spitzenwert 2,9 Milliarden (2007) und selbst von Grubes Bestmarke aus dem Jahr 2012 (2,5 Milliarden Euro), so dpa.
Richard Lutz soll sich um DB Schenker Logistics kümmern
Um jetzt den Finanzbedarf zu decken, schlägt Grube nach Informationen der VerkehrsRundschau dem DB-Aufsichtsrat die Option vor, Anteile von Arriva und DB Schenker Logistics zu verkaufen. Deshalb, so verlautet aus Unternehmenskreisen, soll auch Finanzvorstand Richard Lutz in dem Gremium künftig für die beiden Segmente zuständig sein. Somit könnte sich die DB dann die Option offen halten, sich schneller von Anteilen der beiden Unternehmen zu trennen, wenn es einen entsprechenden Finanzbedarf gibt. Weiter heißt es, dass jedoch noch keine konkreten Gespräche über den Verkauf von Anteilen geführt worden seien.
Wenn diese Option gezogen würde, könnten Arriva und DB Schenker Logistics als externe Gesellschaften die Rolle einer Finanzbeteiligung übernehmen. Zumindest die Kritiker bei DB Schenker Logistics, die in der engen Anbindung an den DB-Konzern immer einen Mangel hinsichtlich der Flexibilität gesehen haben, dürften eine solche Konstruktion begrüßen.
Abschied von DB-Schenker-Rail-Chef gilt als sicher
Zudem verdichten sich die Anzeichen, dass Alexander Hedderich als Chef von DB Schenker Rail seinen Stuhl räumen muss. Nach Informationen der VerkehrsRundschau aus Unternehmenskreisen wird er zum 1. August ausscheiden. Die Schienengüterverkehrssparte soll demnach vom neuen Personenverkehrs-Vorstand Berthold Huber übernommen werden. Darüber hatten letzte Woche auch bereits die Nachrichtenagentur „Reuters“ und „Die Welt“ berichtet.
Als sicher gilt nach Informationen der VerkehrsRundschau, dass es das Ressort Transport und Logistik – derzeit geleitet von Karl-Friedrich Rausch, der zum Jahresende altersbedingt ausscheidet – im Vorstand der DB nicht mehr geben wird. (cd)