Berlin. Die Deutsche Bahn baut angesichts ihrer Ertragsschwäche den Konzern um und plant Millioneneinsparungen. Der Aufsichtsrat des bundeseigenen Konzerns beschloss auf einer Sondersitzung, die Zahl der Vorstandsmitglieder von acht auf sechs zu verringenn. Das teilte die Deutsche Bahn am Montag in Berlin mit. Neu in der Führungsriege ist demnach ab 1. August auch der frühere Kanzleramtschef Ronald Pofalla. Infrastruktur-Vorstand Volker Kefer wird zusätzlich Stellvertreter von Bahnchef Rüdiger Grube.
Rausch geht früher
Nicht mehr im Vorstand sind der bisherige Personenverkehrschef Ulrich Homburg, Technikchefin Heike Hanagarth sowie Gerd Becht, bisher für Datenschutz, Regeltreue und Konzernsicherheit zuständig. Der bisherige Vorstand für Transport und Logistik, Karl-Friedrich Rausch, geht etwas früher als geplant zum 31 Juli 2015 in den Ruhestand. Bisher war geplant, dass er den Posten zum Jahresende räumt.
Pofalla rückt auf
Der Vorstandsumbau sieht im Einzelnen vor, dass Pofalla demnächst die Bereiche Recht, Regeltreue, Datenschutz und Konzernsicherheit verantwortet. Er ist außerdem wie bisher der Cheflobbyist der Bahn und für politische Kontakte zuständig.
In den Vorstand rückt zudem der bisherige Fernverkehrschef Berthold Huber auf, der den Personenverkehr sowie die Güterbahn übernimmt. Finanzvorstand Richard Lutz soll sich zusätzlich um die europäische Busgesellschaft Arriva und die Logistiksparte jenseits des Schienengüterverkehrs kümmern.
Allein in der Zentrale will die Bahn den Angaben zufolge bis 2020 rund 700 Millionen Euro sparen. Das umfasst demnach aber bereits beschlossene Maßnahmen von 610 Millionen Euro. „Wir handeln, weil ein verschärfter Wettbewerb, zunehmende Regulierung und zu schnell steigende Kosten derartige Veränderungen erfordern“, erklärte Grube. Künftig soll sich auch die Konzernstruktur ändern.
Bürokratie abbauen
Darüber entscheide der Aufsichtsrat aber erst im Dezember, hieß es. Das Ziel des Umbaus: Die Bahn soll schneller und effizienter werden, Entscheidungs- und Kommunikationswege verkürzt werden - damit der Konzern wettbewerbsfähiger und profitabler wird.
Die Ertragslage der Bahn ist angespannt: In den vergangenen Jahren sanken die Gewinne, der Umsatz stagnierte. Von mittelfristigen Wachstumszielen musste sich Grube bereits verabschieden. Für das erste Halbjahr 2015 wird beim Ergebnis mit einem Rückgang gerechnet - die Bahn legt die Zahlen an diesem Dienstag vor. Mit den beschlossenen Maßnahmen seien Einsparungen von 100 Millionen Euro in der Konzernzentrale verbunden, heißt es von der Bahn.
Im Fernverkehr hatte die Bahn die Konkurrenz der Fernbusse lange unterschätzt, dazu kommen die Billigflieger und günstige Spritpreise fürs eigene Auto. Auch beim Schienengüterverkehr läuft es nicht gut.
Mobility Logistics soll aufgelöst werden
Bei der geplanten Reform der Konzernstruktur soll es nach Darstellung aus dem Unternehmensumfeld vor allem darum gehen, den bisherigen Teilkonzern DB Mobility Logistics aufzulösen. Dort sind bisher die Geschäftsfelder für Personen- und Güterverkehr zusammengefasst.
Gegründet 2008 war die Mobility Logistics als Teil der Konstruktion für den geplanten Börsengang gedacht, der dann aber abgesagt wurde. Als Dachgesellschaft fungiert die im Zuge der Bahnreform 1994 geschaffene Deutsche Bahn AG. Darin sind das Netz, die Bahnhöfe und die Sparte Energie gebündelt.
Der bisherige Konzernaufbau aber sorgt für Doppelstrukturen. Mit einem Umbau will die Bahn Entscheidungs- und Kommunikationswege verkürzen und schneller und flexibler auf Veränderungen wie zum Beispiel die Fernbus-Konkurrenz reagieren. (dpa/ks)