Darauf achten die Finanzprüfer am häufigsten

Tausende Finanzbeamte nehmen jedes Jahr die Bilanzen und Abrechnungen deutscher Unternehmen unter die Lupe, um zu wenig gezahlte Steuern einzutreiben. Dabei variieren die Schwerpunkte der Betriebsprüfungen. Vorab bekannt sind diese in der Regel nur den Staatsdienern. Durch die inzwischen weitestgehend elektronisch durchgeführte Betriebsprüfung haben sich jedoch einige Standardprüffelder herauskristallisiert. Dazu gehört beispielsweise der Bereich des Anlagevermögens, etwa bei einer Abschreibung der Bestellzeitpunkt und Abschreibungsbeginn sowie die Nutzungsdauer. Ein häufiges Prüfungsfeld ist auch das Thema Vorsteuerabzug bei bezogenen Leistungen. Hier schauen sich Prüfer Eingangsrechnungen mit hohen Vorsteuerbeträgen an oder kontrollieren, ob Vorsteuer unzutreffend geltend gemacht wurde. Darüber hinaus gibt es eine Hitliste der Prüfungsschwerpunkte in Mittel- und Großbetrieben, zu denen folgende Aspekte zählen: Sachverhalte und Daten, die vom Branchendurchschnitt abweichen Auslandsbeziehungen jedweder Art Rückstellungen aller Art Außergewöhnliche und außerordentliche Betriebsausgaben Verträge mit Familienangehörigen, etwa Arbeits-, Miet- und Darlehensverträge Baumaßnahmen Größere Reparaturen Keine Schwerpunkte bei Kleinbetrieben Für kleinere Betriebe gibt der Berliner Steuerberater Wolfgang Wawro Entwarnung: "Hier werden in der Regel keine Prüfungsschwerpunkte gebildet, weil der Prüfungsumfang relativ gering ist, sodass der Prüfer sämtliche Tatbestände ohne größeren Zeitaufwand durchsehen kann." In vielen Fällen handelt es sich ohnehin um Routineprüfungen, denn ab einer bestimmten Größenordnung werden Betriebe regelmäßig kontrolliert. Als Faustregel gilt: Je größer der Betrieb hinsichtlich Umsatz und Gewinn ist, desto häufiger findet eine Betriebsprüfung statt. Dafür teilen die Finanzämter die Betriebe in Kleinbetriebe, Mittelbetriebe und Großbetriebe ein. Bei der Abgrenzung schauen die Finanzbehörden auf Umsatz oder Gewinn des Unternehmens (siehe Tabelle). In der Regel werden die Betriebszahlen alle drei Jahre neu ermittelt. Seit dem 1. Januar 2013 gelten die links aufgeführten Größenklassen. Eine Prüfung kann eine oder mehrere Steuerarten, einen oder mehrere Besteuerungszeiträume umfassen oder sich auf bestimmte Sachverhalte beschränken. Die Finanzbehörde bestimmt den Umfang der Außenprüfung in einer schriftlich zu erteilenden Prüfungsanordnung mit Rechtsbehelfsbelehrung. Zwei Wochen Zeit zur Vorbereitung In der Regel liegt die Prüfungsanordnung gut zwei Wochen vor dem Prüftermin im Briefkasten, sodass Unternehmen genügend Zeit haben, sich vorzubereiten, die Unterlagen griffbereit zu halten und sich mit dem Steuerberater abzustimmen. "Grundsätzlich sind sämtliche Buchungsunterlagen des Prüfungszeitraumes bereitzuhalten. Im Transportgewerbe werden auch Fahrtenbücher, Fahrtenschreiber und dergleichen unter die Lupe genommen. Gegebenenfalls sind Zollbescheinigungen, Personenlisten oder ähnliche Dokumente zu prüfen", erläutert Steuerberater Wawro. Auch Computerdaten der Buchhaltung muss der Prüfer einsehen können. Diese sollten Unternehmer am besten noch vor der Prüfung separat bereitstellen, damit sich auf dem PC-Arbeitsplatz nur Daten befinden, die für die betreffende Buchhaltung wichtig sind. Einsehen dürfen die Betriebsprüfer die Daten der Finanz-, Lohn- und Anlagebuchhaltung. Umsatzsteuerabgaben im Fokus In der Transport- und Logistikbranche legen Prüfer erfahrungsgemäß besonderes Augenmerk auf spezielle Speditionsdokumente oder Reiseverträge. "Insbesondere bei grenzüberschreitendem Verkehr werden auch diesbezügliche steuerliche Kriterien der Prüfung unterzogen. Im Fokus stehen daneben bei Speditionen Fragen des unberechtigten Umsatzsteuerausweises, denn bei einer steuerfreien Lieferung schuldet der Unternehmer die zu Unrecht ausgewiesene Umsatzsteuer, wenn er solche in einer Rechnung ausweist", erklärt Steuerfachmann Wawro. Der Außenprüfer überprüft die Buchhaltung außerdem auf formelle Richtigkeit. Fehlbuchungen, fehlende Blätter oder mangelnde gesonderte Aufzeichnungen können dazu führen, dass die gesamte Buchführung verworfen wird. Dann darf der Prüfer Umsatz und Gewinn schätzen und rechnet einen "Sicherheitsaufschlag" mit ein. Unstimmigkeiten ausräumen Während der laufenden Betriebsprüfung müssen Unternehmer über mögliche festgestellte Sachverhalte und steuerliche Konsequenzen informiert werden. Wenn der Prüfer also etwas findet, sollte er den Sachverhalt möglichst genau erklären. Spätestens bei der Schlussbesprechung können Unternehmer sich zu allen Punkten äußern, haben die Gelegenheit, Unstimmigkeiten aus dem Weg zu räumen und gegebenenfalls ihren eigenen Ermessensspielraum darzustellen und im Zweifel zu verteidigen. Zum Schluss gibt es einen Prüfungsbericht, in dem alles so stehen sollte, wie mit dem Prüfer besprochen. Einspruch können Unternehmer gegen diesen Prüfungsbericht nicht einlegen. Das ist erst beim neuen, geänderten Steuerbescheid möglich. Tipp Zum Prüfungsbeginn kommt eine Selbstanzeige zu spät Nimmt der Finanzbeamte den ersten Ordner in die Hand, beginnt die Prüfung offiziell. Das protokolliert der Prüfer mit der genauen Uhrzeit. Ab diesem Zeitpunkt ändert sich rechtlich einiges für den Unternehmer, der in der Vergangenheit nicht ganz steuerehrlich war - also zum Beispiel Einnahmen verschwiegen oder Ausgaben zu hoch angesetzt hat. Eine Selbstanzeige wirkt nur dann strafbefreiend, wenn sie rechtzeitig und aus eigenem Antrieb erstattet wird.Steht der Prüfer erst einmal vor der Tür und hat die Prüfung begonnen, ist es für eine Selbstanzeige, die von strafrechtlichen Konsequenzen befreit, zu spät. ce