Sao Paulo/Stuttgart. Nach einem heftigen Einbruch der Lkw-Verkäufe in Brasilien will Daimler 1500 Jobs in einem Werk nahe Sao Paulo streichen. „Wir müssen kurzfristig für 1500 Mitarbeiter eine Lösung finden“, sagte ein Daimler-Sprecher am Montag auf Anfrage. Der brasilianische Lkw-Markt sei im ersten Halbjahr um 44 Prozent geschrumpft und der Daimler Lkw-Absatz in einer ähnlichen Größenordnung zurückgegangen. „Mit einer schnellen Erholung des Marktes ist leider nicht zu rechnen.“
Michael Brecht, Gesamtbetriebsratschef und Vorsitzender der Weltarbeitnehmervertretung der Daimler AG, forderte die Unternehmensleitung auf, die Kündigungen zurückzunehmen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Es muss ein Kompromiss gefunden werden, der für die Belegschaft und das Unternehmen gleichermaßen tragbar ist.“
Der Konflikt zwischen Arbeitnehmern und Unternehmensleitung dauert bereits Monate. Seit Anfang des Jahres verhandeln der Arbeitgeber und die Gewerkschaft über die Zukunft in dem Nutzfahrzeugstandort. Daimler habe den Mitarbeitern zeitweise Arbeitszeitkürzungen und sozialverträgliche Gehaltsreduzierungen angeboten, die die Mitarbeiter Anfang Juli aber abgelehnt hätten, sagte ein Sprecher. In einem anderen Werk in Juiz de Fora sei eine Einigung getroffen worden. Die Belegschaft ist dem Betriebsrat zufolge nach dem Ausspruch der Kündigungen zum 1. September in einen unbefristeten Ausstand getreten.
Seit Anfang 2013 haben die Stuttgarter bereits rund 3000 Stellen in Brasilien abgebaut, hieß es im Halbjahresbericht des Autobauers. Zur Jahresmitte hatte Daimler demnach noch knapp 11.900 Mitarbeiter in Brasilien. Das Werk in Sao Bernardo do Campo war in den vergangenen Wochen wegen der Flaute bereits weitgehend außer Betrieb. Die Wirtschaft in Brasilien lahmt schon seit längerem. Darunter leiden neben Daimler auch andere Nutzfahrzeug-Hersteller.
Kurzarbeit und niedrigere Gehälter bei MAN
Beim Daimler-Konkurrenten MAN war dort der Lkw-Absatz im ersten Halbjahr um mehr als die Hälfte eingebrochen. Derzeit plant MAN einem Sprecher zufolge aber keinen Stellenabbau. Ende 2014 habe die VW-Tochter bereits eine kürzere Arbeitszeit und entsprechend niedrigere Gehälter mit Arbeitnehmervertretern vereinbart. Zudem sei ein freiwilliges Abfindungsprogramm gestartet worden. MAN ist in Brasilien Marktführer bei Lastwagen. Im Werk in Resende waren zuletzt gut 1900 MAN-Mitarbeiter tätig. (dpa)