CO2-Konferenz

CO2-Konferenz Im Dornröschen-Schlaf Sofern das Thema „Vermeidung von Emissionen“ im Transport überhaupt in der Versenkung verschwunden war, erlebt es jetzt sein Comeback. Das wurde auf der CO2-Konferenz der VerkehrsRundschau deutlich. Es gab mal eine Zeit, da verging kaum eine Woche, in der nicht irgendein Unternehmen sich zum Thema grüne Logistik zu Wort meldete. Doch mittlerweile ist es ruhiger geworden. Fast schon hatte man den Eindruck, da habe sich gerade ein Trend totgelaufen. CO2-Vermeidung gewinnt an Bedeutung Dem ist aber ganz offensichtlich nicht so. Allenfalls hält die grüne Logistik gerade einen Dornröschenschlaf. In der Rolle der bösen Fee, die das Dornröschen vorübergehend zur Ruhe gebettet hat, ist die wirtschaftliche Flaute geschlüpft. Und wer übernimmt den Part des Prinzen, der die Königstochter wachküsst? Mehrere Antworten auf diese Frage hielt die von der VerkehrsRundschau veranstaltete CO2-Konferenz parat. Ein möglicher Prinz, der aber so gar nicht in diese Rolle passt, da er den Experten einige Bauchschmerzen verursacht (siehe Kasten Seite 27), könnte eine in Frankreich ausgedachte Verordnung sein. Diese schreibt vor, dass für kommerziell angebotene Transporte, deren Start- und/oder Zielpunkt in Frankreich liegt, die CO2-Emissionen gegenüber dem Verlader auszuweisen sind. Verpflichtend wird diese Regelung für alle Dienstleister unabhängig von der Firmengröße ab dem 1. Oktober 2013. Dies könnte ein Weckruf nicht nur für die grüne Logistik, sondern auch für die Betroffenen, vor allem für die Fuhrunternehmen, sein. Denn obwohl die Pläne der Franzosen lange bekannt sind und bereits auf der letztjährigen CO2-Fachkonferenz vorgestellt wurden, scheint die Mehrheit unter den Speditionen in Deutschland sich Dornröschen zum Vorbild genommen zu haben und schlummert noch selig vor sich hin. Anders als in der Version der Gebrüder Grimm macht sich im Märchen um die grüne Logistik ein zweiter Prinz auf, sich um den Hallo-wach-Effekt zu kümmern: die Verlader. Auf der Konferenz wurde deutlich, dass bei Industrie und Handel zunehmend auch die Logistik beim CO2-Ausstoß in den Fokus rückt. Beispiel Bosch und Siemens Hausgeräte (BSH): Ein Klimaziel des Unternehmens lautet, die Energieverbräuche an den Fertigungsstandorten zwischen 2010 und 2015 um 25 Prozent zu senken. Die Logistik spielt dabei eine wichtige Rolle, denn „die Geräte sind relativ günstig, aber voluminös“, sagt Christian Schüller. Daher lautet das Ziel von BSH in der Logistik: „Wir wollen den CO2-Ausstoß bis 2020 gegenüber 2006 um 20 Prozent verringern“, so Schüller. Gut die Hälfte des Weges hat BSH auch schon hinter sich. Doch die eigentliche Herausforderung steht noch bevor: „Die ersten gut 10 Prozent waren relativ einfach, jetzt wird es schwierig“, sagt Schüller. BSH verfolgt dabei verschiedene Maßnahmen. „Am meisten bringt die Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene oder das Schiff“, sagt Schüller. Als Beispiel nannte er die Verkehre nach Russland: 5500 Sendungen hat BSH per LKW dorthin verbracht. Mittlerweile sind davon 1626 auf die Bahn und 1220 auf das Seeschiff im Short-Sea-Verkehr verlagert worden. Die Konsequenz: 27 Prozent weniger CO2-Äquivalente. Zudem versucht das Unternehmen über Frachtraumoptimierung und Ressourcenschonung CO2einzusparen. Und selbstverständlich erhebt BSH die Emissionen bei den Transportströmen. Bei den LKW-Verkehren kann sich das vor allem auf der Strecke vom Umschlagspunkt zum Kunden als schwierig gestalten: „Wir arbeiten ausschließlich mit Mittelständlern zusammen. Deren Datenqualität zu den Emissionen ist problematisch“, übte Schüller Kritik an den Speditionen. Da war er, der Prinz, der die grüne Logistik bei den Spediteuren wachküsst. Ein anderes Beispiel ist BMW. Dort sollte man meinen, ist der Emissionsausstoß in der Produktion so dominant, dass der Logistik auf diesem Feld keine größere Beachtung geschenkt wird. Doch weit gefehlt. „Nachhaltigkeit in der gesamten Wertschöpfungskette ist mit dem Erfolg der BMW Group verbunden“, zitierte Norbert Dierks, bei BMW unter anderem für Einkauf und Lieferantennetzwerk verantwortlich, seinen obersten Chef, den BMW-Vorstandsvorsitzenden Norbert Reithofer. Alle Bereiche seien aufgefordert, die Emissionen zu senken, auch die Logistik. Derzeit ist BMW dabei, für die Fahrzeugproduktion sowohl im Wareneingang wie auch im Warenausgang die Treibhausgasemissionen für sämtliche Transportprozesse zu erfassen. Das lässt sich BMW von Pricewaterhouse Coopers testieren. Außerdem stellt auch der Autohersteller vermehrt um vom LKW auf die Bahn. So wurde einem Konzept der Vorrang gegeben, bei dem Mengen in Nordrhein-Westfalen an einem Konsolidierungspunkt gebündelt und dann per Bahn in die Werke geschickt werden, obwohl der Transport per LKW um 1,2 Millionen Euro günstiger gewesen wäre. Auch die Belieferung des Werkes Spartanburg (USA) erfolge zunehmend per Bahn. „Die Tendenz ist da, die CO2-günstigeren Verkehrsmittel zu nutzen“, sagte Dierks. Die Konferenz zeigte, dass einige Logistikdienstleister die Vermeidung und Erfassung von CO2durchaus als wichtiges Thema erkannt haben. So präsentierte Anke Nowicki vom Logistikdienstleister Group 7 ihren CO2-Rechner, der sich auf die Erfassung der Emissionen für See- und Luftfracht beschränkt. Eva Hunt von der Pfenning Logistics stellte die Initiative Green Freight Europe vor und was Pfenning Logistics damit bezweckt (siehe Seite 22). Und Gerd Seber, Sustainable Development Manager bei DPD, verriet, warum DPD einen CO2-neutralen Versand ohne Mehrkosten für den Kunden anbietet und wie DPD die Emissionen ausgleicht. Es tut sich also durchaus einiges. Das scheint jedoch auch notwendig, denn das Märchen „Grüne Logistik“ entwickelt sich immer mehr zu einer wahren Begebenheit, mit der sich die Dienstleister auseinandersetzen müssen. ❙❚■ Michael Cordes Bosch Siemens Hausgeräte ist mit der Datenqualität der Speditionen unzufrieden Die neue Verordnung in Frankreich DB Schenker fordert eine Änderung des Gesetzes Die Franzosen sind in Europa Vorreiter in Sachen CO2-Erfassung im Transportgewerbe. Ab dem 1. Oktober 2013 müssen laut Verordnung VO Nr. 2011-1336 für alle kommerziell angebotenen Transporte, deren Start- und/oder Zielpunkt in Frankreich liegt, die CO2-Emissionen ausgewiesen werden. Die neue europäische Regelung EN 16258, die vor wenigen Wochen erschienen ist und die Methode beschreibt, wie die Treibhausgasemissionen und der Energieverbrauch von Transporten berechnet werden können, ist hingegen nicht verpflichtend, sondern freiwillig. Martin Schmied von Infras und Obmann des DIN-Arbeitsausschusses zur Norm EN 16258, stellte die wichtigsten Unterschiede zwischen den beiden Verordnungen vor. „Zum einen muss der CO2-Ausstoß statt Energieverbrauch und THG-Emissionen ermittelt werden“, sagte der Experte. Zudem dürften nur Default-Werte des französischen Erlasses verwendet werden. „Und die CO2-Umrechnungsfaktoren basieren auf anderen Quellen, was Unterschiede zur EN 16258 verursacht“, so Schmied. Für Andrea Dorothea Schön, Environment & Green Logistics Manager bei der Schenker AG, ist dies nicht akzeptabel: „Bei der französischen Regelung müssen wir einschreiten“, sagt Schön. Sie fordert, dass die Franzosen die Umrechnungsfaktoren aus der EN-Norm ebenfalls akzeptieren. cd

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