Peking. Der amerikanische Online-Versandhändler erweitert seinen Logistikbetrieb in China, um die steigenden Kosten für die Versendung von Milliarden von Paketen einzudämmen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Die Versendungskosten stiegen im letzten Quartal um 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Dokumente, die bei der Schanghaier Börse eingereicht wurden, besagen, dass der Speditionsarm des Unternehmens Beijing Century Joyo zwischen 530 US-Dollar (477 Euro) und 2530 US-Dollar (2275 Euro) für den Transport eines FEU (40 Fuß-Standardcontainer) von Schanghai nach Hamburg beaufschlagen will. Diese Frachtrate sei vergleichbar mit denen anderer Spediteure.
Der Spediteur will künftig das Frachthandling und die Zollabfertigung für Güter mit einem Bestimmungsort in Japan, Europa und den USA übernehmen. Amazon möchte chinesischen Händlern und Herstellern den Transport ihrer Produkte zu bedeutenden Hubs erleichtern, an denen der Onlinehändler große Warenlager unterhält. Die Unternehmen müssten sich dann nur mit Amazon auseinandersetzen und nicht mit verschiedenen Unternehmen für Transport, Lagerhaltung und Versendung. Amazon könne zudem Versendungen von KmU leichter bündeln, um Container zu füllen. Weiterhin könnte der Schritt laut einiger Analysten Amazon dazu verhelfen, anderen Unternehmen diese Dienste anzubieten, um schließlich mit Expressunternehmen wie UPS oder DHL Express zu konkurrieren. Dies entspräche der Strategie der stark wachsenden Amazon Web Services.
Ursprünglich war der Dienst dazu gedacht, dem eigenen Handelsbetrieb zu dienen. Doch nun werden auch Daten anderer Unternehmen gehostet. Das chinesische Tochterunternehmen will sich ebenso als Spediteur durch die U.S. Federal Maritime Commission in Amerika anerkennen lassen. „Amazon könnte seine Händler dazu zwingen, den eigenen Speditionsdienst zu nutzen. Andere Spediteure würden dann leer ausgehen“, sagte Cliff Sullivan, Vorsitzender der Hong Kong Association of Freight Forwarding and Logistics. Der Onlinehändler erklärte, dass er keine Absicht hat, Expressunternehmen wie UPS zu ersetzen. Allerdings soll ein größerer Anteil der Versendungen selbst gehandelt werden.
Im letzten Jahr beschaffte Amazon seine eigene Flotte von Tausenden von Anhängern, die durch Zugmaschinen von 3PL-Anbietern transportiert werden sollen. Zudem wurde ein dem Unternehmensmodell von Uber ähnlicher Lieferdienst unter Nutzung von Privatpersonen in Seattle ins Leben gerufen. Der chinesische Rivale Alibaba ist ebenso dabei seine Logistikkosten zu kontrollieren, indem er Anteile in Expresslieferfirmen zukauft. Zudem wurde eine Logistiksparte gegründet, die in Lagerhäuser investiert. (rup)