Luxemburg. Die Frachtfluglinie Cargolux wird keine Flottenteile dauerhaft auf dem chinesischen Flughafen Zhengzhou stationieren. Dieser Punkt sei in einem ersten Entwurf für ein kommerzielles Abkommen zwischen dem Investor HNCA und der luxemburgischen Regierung enthalten gewesen. Dies habe das Kabinett aber umgehend als inakzeptabel zurückgewiesen, stellte Aufsichtsratschef Paul Helminger von Cargolux jetzt gegenüber der VerkehrsRundschau und dem Online-Fachdienst CargoForwarder richtig. In einer zweiten, im Oktober präsentierten Fassung sei dann von der Teilverlagerung der Flotte und des Bedienpersonals nicht mehr die Rede gewesen.
Die HNCA wird 35 Prozent der Anteile an der Cargo-Gesellschaft vom luxemburgischen Staat in Höhe von 231 Millionen US-Dollar übernehmen. Die Regierung hält dieses Aktienpaket seit dem Ausstieg von Qatar Airways bei Cargolux im November 2012. Ein Abkommen darüber wurde bereits unterzeichnet. Die Chinesen erhalten künftig drei Sitze im 15-köpfigen Aufsichtsrat der Cargolux.
Helminger bestätigte, dass es innerhalb des Cargolux-Managements zunächst Vorbehalte gegenüber dem Einstieg des staatlichen Investors HNCA, einer Tochter der chinesischen Provinz Henan, bei der Frachtfluglinie gegeben habe. Die Kritiker hätten darauf verwiesen, dass die weltweiten Luftfrachtströme von Großspediteuren gelenkt werden und nicht von staatlichen Stellen. Diese Bedenken seien inzwischen weitgehend verflogen, nachdem wesentliche Details der Zusammenarbeit zwischen beiden Seiten verdeutlicht worden sind.
Danach soll Cargolux zunächst viermal wöchentlich zwischen Luxemburg und Zhengzhou, der Hauptstadt Henans, per Boeing-Großfrachter 747F verkehren. Für zusätzliche Verkehrsrechte benötigt die Airline die Zustimmung Pekings. Dies betrifft ebenfalls Flüge von Zhengzhou nach Nordamerika, die in der Kooperation vorgesehen sind, und die auch Cargolux durchführen soll.
Helminger zeigte sich zuversichtlich, dass diese Rechte von den Pekinger Behörden erteilt werden. Die Luftfahrtpolitik Henans stehe in Einklang mit den Zielen der chinesischen Regierung, nach der rapiden Entwicklung der Pazifikregion mit den Metropolen Hongkong, Shanghai und Shenzhen künftig verstärkt das Zentrum des Landes wirtschaftlich zu fördern, sagte der Manager.
Allein Hainan hat 100 Millionen Einwohner; einschließlich der angrenzenden Gebiete steigt deren Zahl auf etwa 300 Millionen. Dank der fortschreitenden Industrialisierung und dem Anstieg der Kaufkraft seien wichtige Voraussetzungen für wachsende Exporte und Einfuhren gegeben, hob er wichtige Rahmenbedingungen hervor. Cargolux werde davon deutlich profitieren, fügte er an.
Dies gelte auch für die geplante Expansion des Flughafens Zhengzhou, wo zusätzlich zu der bestehenden Start- und Landebahn eine Anzahl weiterer Pisten errichtet werden soll, um Zhenzhou zu einem Drehkreuz der Luftfahrt zu machen. Eine Start- und Landebahn soll laut Helminger ausschließlich für die Luftfrfracht genutzt werden. Der Flughafen Zhengzhou ist rund um die Uhr für den Verkehr geöffnet, wird folglich nicht durch eine Nachtflugsperre in seiner Entwicklung blockiert.
Teil der sich anbahnenden Kooperation sei außerdem die Gründung einer lokalen Fracht-Airline in Zhengzhou. Dieses Vorhaben werde von einer internationalen Consultingfirma jetzt auf wirtschaftliche Machbarkeit geprüft. Dieser Schritt erfolge nur, wenn die Gesellschaft nicht auf staatliche Subventionen angewiesen sei. Für die Prüfung der Voraussetzungen nannte Helminger rund ein Jahr. Etwa zwei weitere Jahre werde es brauchen, bis die geplante Frachtlinie an den Start gehen kann, sollte das Ergebnis der Wirtschaftlichkeitsberechnung positiv ausfallen.
Wie Helminger weiter sagte, werde es personelle Wechsel im Top-Management von Cargolux geben. Der jetzige Interims-CEO Richard Forson habe ihm gegenüber signalisiert, nicht als Kandidat für die Dauerbesetzung der Führungsposition zur Verfügung zu stehen. „Daher sind wir momentan auf der Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden“, bestätigte Helminger auf Nachfrage. (hs)