VerkehrsRundschau: Die Belieferung von Privatkunden macht Speditionen und Paketdiensten bislang wenig Spaß. Trotzdem launcht die Kooperation Cargoline mit „B2CLine“ bewusst ein neues Produkt in diesem Segment. Warum?
Jörn Peter Struck: Es gibt im Umgang mit B2C-Sendungen nur zwei Optionen: Entweder man verbietet sie im Netz oder man erarbeitet dafür offensiv eine Lösung. Wir haben uns für den zweiten Weg entschieden. Wir hatten quasi keine andere Wahl. 15 Prozent unserer Sendungen stellen wir mittlerweile an Privatempfänger zu. Und fast jeder unserer Bestandskunden beschäftigt sich mit dem Thema E-Commerce. Diesen mussten wir eine Lösung bieten.
Was war die größte Herausforderung, um dieses Produkt zu entwickeln?
Der klassische Speditions-Prozess verträgt sich eigentlich nicht mit diesem B2C-Produkt. Daher war ein gutes Stück Überzeugungsarbeit bei unseren Speditionspartnern nötig, damit sie mitmachen. Nicht umsonst hat die Umsetzung etwas gedauert. Erste Gespräche dazu führte unser Arbeitskreis ja schon seit Anfang 2013.
Wie schwierig war es, Ihre Partner von der „Abendzustellung“ zu überzeugen?
Ergänzend nur, ganz kurz: Für diesen Service muss der Endkunde Aufschlag zahlen. Aber zu Ihrer Frage: Klar braucht ein Spediteur dafür zusätzliche Fahrer. Andererseits kann er durch diesen Service seine Fahrzeuge länger einsetzen und hat so eine bessere Produktivität. Zudem dürfte Abendzustellung für den Fahrer aufgrund der Verkehrssituation deutlich angenehmer sein.
Was muss ein Cargolinepartner investieren?
Nicht viel. Das neue Avis-Tool wird unseren Partnern von unserer Zentrale zur Verfügung gestellt. Nur die Mehrinvestitionen in die Abendzustellung müssen sie leisten.
Das Interview führte VR-Redakteurin Eva Hassa
Hintergrund: Das neue Produkt „B2CLine“
Zum 1. Oktober 2014 hat die Speditionskooperation Cargoline ihr neues Produkt „B2CLine“ für den Versand von Stückgütern an Privatempfänger gelauncht. Damit stehen den 45 Partnern drei Module zur Verfügung, die – abhängig von der jeweiligen Ausbauphase – unter anderem folgende Features umfassen: Der Privatkunde wird über das Cepra-3.0-Avis-Tool – wahlweise per SMS oder per E-Mail – automatisiert über den Wareneingang beim Empfangsspediteur informiert. Er kann dann den Liefertermin aus drei angebotenen Terminvorschlägen bestätigen oder seinen Rückrufwunsch platzieren. In der letzten Ausbauphase (Modul 3) kann der Empfänger schon bei Bestellung der Ware im Webshop des Verkäufers den Anliefertermin bestimmen. Zudem kann er Zusatzservices wählen, etwa Ganztagsauslieferung (8 bis 17 Uhr), Abendzustellung (17 bis 22 Uhr) oder Lieferung zum Verwendungsort. In Planung ist unter anderem der Service Samstagszustellung. Zudem wird die Sendungs-Zustellung bei Einsatz der Module 2 und 3 um einen Tag schneller. (eh)