Unternehmensführung: Macht Größe stark?

Die Entwicklung ist nicht neu, sie gewinnt aber derzeit massiv an Fahrt: Mittelstandsgrößen wie Geis, Hellmann und Noerpel übernehmen andere Mittelständler und verstärken so ihre Flächenpräsenz in Eigenregie. Auch Ewald Raben, Firmenchef der Speditionsgruppe Raben, geht diesen Weg seit Jahren konsequent - unvergessen ist da sein spektakulärer Zukauf der Wincanton-Stückgutaktivitäten vor drei Jahren (siehe Interview Seite 36). Sich die richtigen Fragen stellen Was aber treibt Mittelstandsgrößen wie Raben und die genannten Firmen zu noch mehr Größe? Ist es tatsächlich der Zwang zur Größe, von dem Ewald Raben spricht, um auch als Mittelständler von den Skaleneffekten im Speditionsgeschäft profitieren zu können, über die die großen Logistikkonzerne verfügen? Vor allem aber, was bedeutet dieser neue Größentrend für die vielen kleinen und mittleren Transport- und Speditionsbetriebe? Haben sie mit ihrer Betriebsstruktur noch die richtige Größe, um dauerhaft wettbewerbsfähig zu sein? Die Antwort darauf muss jeder Firmenchef für sich selbst finden. Aktiv auseinandersetzen sollte er sich aber damit. Stattdessen werden solche Fragen nach der Zukunft des eigenen Betriebs jedoch gerne verdrängt. Entweder weil sie zu unbequem sind oder weil der Termindruck des Tagesgeschäfts vordergründig wichtiger ist. Langfristig zielführend ist dieses Aufschieben nicht. Denn zum Unternehmertum gehört auch Weitblick und eine Idee, vielleicht sogar eine Vision, wohin ein Unternehmer seine Firma entwickeln will. In welchen Märkten, in welcher Nische und mit welchem Geschäftsmodell er Erfolg haben will. Ob im Alleingang oder im Zusammenspiel mit Partnern. Alles das sind Zukunftsfragen. Antworten darauf muss ein Unternehmer aber jetzt finden. Sonst wird er von der Konsolidierungswelle vielleicht überrollt. Ob man sich für alles das Raben zum Vorbild nimmt, bleibt jedem selbst überlassen. Immerhin hat er es geschafft, seine Spedition von fünf Millionen Euro in 1991 auf heute fast eine Milliarde Euro Umsatz zu steigern. Und er hat noch immer sehr genaue Vorstellungen, wohin er seine Firma führen will. In unsicheren Zeiten wie momentan ist genau das der richtige Weg.

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