Wien. Im Fall von Grenzkontrollen am Brenner droht der Transportwirtschaft ein Millionenschaden. Die entsprechenden Wartezeiten und Staus könnten die Logistikbranche pro Tag eine Million Euro kosten, sagt der Leiter der Bundessparte Transport und Verkehr bei der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), Alexander Klacska. „Das sind schlechte Nachrichten“, sagte der Experte der Deutschen Presse-Agentur. Der Schaden berücksichtige nur die Wartezeit der Lastwagen und nicht die indirekten Folgekosten bei den Unternehmen. Österreichs Polizei präsentiert am Mittwoch Details zu den geplanten Kontrollen am wichtigsten Grenzübergang zwischen den beiden Ländern.
Zwei Millionen Lkw pro Jahr
Der österreichisch-italienische Grenzübergang ist einer der ganz zentralen Punkte für die Branche speziell auf dem Weg zu den Häfen am Mittelmeer. Pro Jahr fahren sechs Millionen Autos und zwei Millionen Lastwagen über den Pass zwischen Tirol und Südtirol.
Die Branche leide ohnehin sehr unter den seit 2015 von deutscher Seite eingeführten Grenzkontrollen, meinte Klacska. An den Grenzübergängen bei Kufstein, Salzburg und Passau staue sich der Verkehr Richtung Deutschland bis zu drei Stunden. Pro Tag entstünden so Kosten für die Branche von bis zu 2,5 Millionen Euro allein an der deutsch-österreichischen Grenze, erklärte der Experte. Sollte die Alpenrepublik nun ihrerseits die komplette Südgrenze zu Ungarn, Slowenien und Italien dicht machen, werde sich der Schaden auf 8,5 Millionen Euro pro Tag summieren.
Italiens Wirtschaft zittert
Eine Wiedereinführung der Grenzkontrollen am Brenner könnte auch nach Ansicht Italiens gravierende Folgen für die Wirtschaft in Europa haben. „Die Schließung des Brenners wäre ein schwerer Schaden für die Wirtschaft und für den Transport, aber auch für die EU, weil der Brenner ein Symbol für europäische Integration ist“, warnte Italiens Verkehrsminister Graziano Delrio.
Die Grenzkontrollen am Brenner sollen nach Angaben der Behörden abhängig von der Flüchtlingsbewegung beginnen. Die Kontrollen könnten jederzeit starten, sagte Landespolizeidirektor Helmut Tomac am Mittwoch. Auch auf mögliche Feiertage wie Pfingsten werde keine Rücksicht genommen. Derzeit bestehe aber keine Notwendigkeit zu Kontrollen an dem österreichisch-italienischen Grenzübergang. Außerdem würden Vorbereitungen für einen 370 Meter langen Zaun getroffen. Die Kontrollen werden den Angaben zufolge sowohl die Autobahn wie die Bundesstraße betreffen. Auch der Zugverkehr werde in die Maßnahmen einbezogen. (dpa)