Paris. Fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Übernahme der internationalen Spedition Norbert Dentressangle durch die US-Gruppe XPO Logistics sah sich diese erstmals mit einem Streik konfrontiert. Ausgelöst wurde er durch die Ankündigung, dass die Anteilsprämien für das letzte Jahr erheblich geringer ausfallen würden. Für 2014 hatte jeder Anteilseigner noch 900 Euro erhalten. Diesmal sollte es sich nur noch um cirka 300 Euro handeln, wogegen sich die drei bei XPO vertretenen Gewerkschaften CGT, CFDT und FO unisono zur Wehr zu setzen beschlossen. Sie verwiesen zudem auf die Entschädigungen, die in den letzten Monaten ehemaligen Führungskräften von Dentressangle zugesprochen worden seien, die aus dem Unternehmen ausgeschieden sind. Die Arbeitnehmervertreter fordern, die Prämienzahlungen auf 800 Euro pro Kopf heraufzusetzen. Ein XPO-Sprecher erklärte dagegen, man habe die Prämie für 2015 auf der Basis der in Frankreich erzielten Ergebnisse im Logistikbereich kalkuliert, und die hätten nach unten gezeigt.
Das Argument hat die Gewerkschaften nicht überzeugt. Sie riefen stattdessen ab Dienstag, 10. April, zu einem landesweiten Streik auf und blockieren seither nach ihren Angaben 20 Standorte. Und 60 Prozent der 75 Logistikstandorte in Frankreich habe man gezwungen, das Arbeitstempo zu verlangsamen. Die Geschäftsführung behauptet dagegen, dass nur 15 Prozent der mit Logistik betrauten Beschäftigten dem Streikaufruf gefolgt seien.
Begonnen hat der Ausstand am Standort Monteux im Provence-Departement Vaucluse. Dort wurde ein Sozialplan mit rund 50 Stellenstreichungen aufgelegt. In Lagny-Le-sec in Nordfrankreich will XPO Logistics 21 Fahrerstellen kappen. Beides begründet das Unternehmen mit dem Verlust eines Großkunden. Insgesamt seien in den fraglichen Regionen und andernorts 404 Stellen zur internen Umgruppierung vorgesehen.
XPO Logistics France hat das vergangene Jahr mit einem Umsatzanstieg um 1,8 Prozent auf 1,72 Milliarden Euro abgeschlossen. XPO Logistics Europe SA mit Sitz in Lyon kam insgesamt auf einen Zuwachs um 16 Prozent auf 5,415 Milliarden Euro. Bei unveränderten Parametern hätte der Anstieg nur bei 2,6 Prozent gelegen. In Großbritannien lag er real bei plus 16 Prozent, in Spanien bei plus 4,3 Prozent. (jb)