Södertälje/München. Die Aufholjagd der vergangenen Monate scheint vorbei: Lastwagenhersteller sehen erste Anzeichen einer schwächeren Nachfrage. Die schwedische VW-Tochter Scania will daher ab November die europäische Produktion drosseln, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. Auch der Münchner Konkurrent MAN hat schon einzelne Schichten abgesagt. "Wir beobachten den Markt sehr genau", sagte ein MAN-Sprecher auf Anfrage. Er sieht aber keine dramatische Entwicklung.
An der Börse gaben die MAN-Papiere deutlich nach und gehörten mit einem Abschlag von 3,56 Prozent auf 55,01 Euro zu den schwächsten Werten im Dax (Deutscher Aktienindex).
Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte noch vor zehn Tagen gesagt, er habe keine Indikation, dass sich die Märkte grundsätzlich schlechter entwickeln. "Wir haben in den vergangenen Monaten sehr erfreuliche Wachstumsraten gesehen, das setzt sich fort", sagte er. Die Aussagen seien weiterhin gültig, sagte eine Daimler-Sprecherin am Montag auf Anfrage. Für das Gesamtjahr erwarten die Schwaben ein deutliches Wachstum der Branche. Der Absatz der Nutzfahrzeugsparte Daimler Trucks soll im zweiten Halbjahr zulegen.
Scania sieht dagegen erste Auswirkungen der aktuellen Krisen der Staatsfinanzen in Europa und den USA auf die Realwirtschaft. Kunden zögerten mit Neuanschaffungen. "Die Abschwächung sehen wir in Europa, aber auch im geringeren Auftragseingang aus dem Nahen Osten", sagte Vertriebs- und Marketingchef Martin Lundstedt.
Während der vergangenen Krise vor gut zwei Jahren hatte Scania eine Vier-Tage-Woche eingeführt, um die Stammbelegschaft an Bord zu behalten. MAN und Daimler nutzen die von der Bundesregierung unterstützte Kurzarbeit.
Nach jüngsten Daten des europäischen Branchenverbands ACEA waren die Neuzulassungen in der EU im August um knapp 16 Prozent gestiegen.
Die meisten europäischen Länder außer den Schulden-Staaten Griechenland, Irland und Portugal verzeichneten Zuwächse. In Deutschland ging es um mehr als ein Fünftel nach oben. Die schwere Klasse über 16 Tonnen, in denen sich MAN, Daimler und Scania vornehmlich tummeln, legte um 29 Prozent zu. Seit Jahresbeginn betrug das Plus bei allen Nutzfahrzeugen gut 12 Prozent, die schwere Klasse verbesserte sich um fast 50 Prozent. (dpa)