Wörth. Daimler bläst mit der neuen Generation des Lastwagens Actros zum Angriff: „Schon heute sind wir mit Mercedes-Benz Trucks die EU-Marktführer mit einem Anteil von über 20 Prozent - aber ich bin zuversichtlich: Da ist noch Luft nach oben", sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche am Freitag anlässlich des Starts der Serienproduktion im rheinland-pfälzischen Werk Wörth nahe Karlsruhe. Daimler hat in die neue LKW-Generation rund zwei Milliarden Euro investiert.
Die Turbulenzen an den Finanzmärkten seien im Geschäft von Daimler noch nicht zu sehen, sagte Zetsche. Die Werke seien bis zum Jahresende ausgelastet. Auch die Auftragslage für das erste Quartal 2012 bezeichnete Zetsche „schon jetzt als gut". „Wir haben in den vergangenen Monaten sehr erfreuliche Wachstumsraten gesehen, das setzt sich fort", sagte der Vorstandschef. „Insgesamt haben wir keine Indikation, dass sich die Märkte grundsätzlich schlechter entwickeln würden."
Gleichwohl sei Daimler nicht gegen Konjunkturschwankungen gefeit, sagte Hubertus Troska, Markenchef der Mercedes-Benz Lastwagen. „Unsere Kunden reagieren sehr sensibel." Im Augenblick sehe er aber keine konkreten Anzeichen für eine Verschlechterung der Lage. Für 2011 erwartet Troska ein deutliches Wachstum der Branche. Schließlich sei der Nachholbedarf weiter hoch, weil die Kunden in der Krise Neuanschaffungen zurückgestellt hatten.
Den Wettbewerb der künftig unter dem VW-Dach gebündelten Hersteller MAN und Scania fürchtet Zetsche nicht. Es sei zwar unbestritten, dass durch den Zusammenschluss Kostenvorteile entstehen könnten, aber in der Nutzfahrzeugbranche rechne man eher in Jahrzehnten als in Jahren. „Das Potenzial zu heben, dauert Zeit", sagte Zetsche mit Blick auf die Konkurrenten und verwies auf eigene Erfahrungen mit den LKW-Töchtern in Nordamerika und Japan. Zunächst koste die Zusammenführung erst einmal Geld. „Unsere Aufgabe ist es, die Zeit zu nutzen, um mittel- und langfristig führend zu bleiben und dort zu werden, wo wir es noch nicht sind."
Zetsche hob die große Bedeutung des neuen Fahrzeugs für den Konzern hervor. „Der Actros ist tatsächlich unser wichtigster LKW für dieses Jahrzehnt", sagte der Konzernchef. Für die neue Generation hat Daimler zwei Milliarden Euro in die Hand genommen. Jeweils etwa die Hälfte davon entfällt auf die Entwicklung sowie auf die Umstellung der Produktion.
Die alte Fahrzeuggeneration wird auf den gleichen Bändern vorerst weiter produziert. Wie lange, hänge vor allem von der Kundennachfrage ab, sagte Troska. Nachgefragt werde die ältere, vergleichsweise günstigere Variante vor allem in Exportregionen wie Afrika, Fernost, China und Südamerika. In Wörth laufen auch die beiden kleineren LKW-Modelle Axor und Atego vom Band.
Zetsche bekräftigte das Ziel, dass die Nutzfahrzeugsparte 2013 mehr als 500.000 Lastwagen verkaufen soll. „Der Actros ist dabei ein zentraler Absatztreiber." (dpa)