Bericht aus Berlin

Bericht aus Berlin Ärger über E10-Benzin hält weiter an Kritik an Benzingipfel in Berlin. Bundesregierung bekräftigt Einführung des Biosprits E10. VDA verweist auf rechts-verbindliche DAT-Liste. Die Kritik am Ausgang des Benzingipfels der Bundesregierung hält an. In den Oppositionsparteien und in Verbänden wurde Unmut über Verlauf und Ergebnis des Treffens geäußert. Bundesregierung und Wirtschaft hatten in der vergangenen Woche beschlossen, trotz der Verunsicherung der Autofahrer an der Einführung des Biosprits E10 festzuhalten. Doch bei manchen Behörden bleiben Zweifel ob der Verträglichkeit des neuen Benzins. An Tankstellen und Werkstätten sollen nun aber Listen ausgelegt werden, aus denen hervorgeht, für welche Fahrzeuge der Kraftstoff E10 geeignet ist. Die Tankstellen haben derzeit massive Absatzprobleme bei E10, stattdessen tanken die Autofahrer teureres Super Plus. Knapp zehn Prozent der Autos vertragen den neuen Sprit nicht. Besonders Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) erntete Kritik. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel betonte: „Es war ein massiver Fehler, dass der Umweltminis-ter den E10-Verkauf nicht gestoppt hat.“ Dieser hatte die Einführung des neuen Sprits als Beitrag zu mehr Klimaschutz und geringerem Ölverbrauch verteidigt. VDA: „Klare Faktenlage“ Der Verkehrsexperte von Bündnis 90/Die Grünen, Winfried Hermann, sprach von einem „peinlichen Gipfel“. Es wäre besser gewesen, die Halter von Fahrzeugen direkt anzuschreiben und zu informieren, ob ihr Wagen E10-tauglich sei. Bedauerlicherweise fehle der Bundesregierung ein „schlüssiges Gesamtkonzept“, kritisierte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des Bundestages. Der Vorsitzende des Bundesverbands der freien KFZ-Händler (BVfK), Ansgar Klein, bemängelte fehlende Haftungszusagen bei Schäden. „Wir befürchten weiterhin Schäden durch E10, die erst mit erheblicher Verzögerung auftreten – und an Autofah-rern und Gebrauchtwarenhändlern hängen bleiben.“ Das könne für die Branche zu erheblichen finanziellen Mehrbelastungen führen. Demgegenüber machte der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) deutlich, dass die sogenannte DAT-Liste über die E10-verträglichen Fahrzeuge rechtsverbindlich sei. Diese Liste sei unter anderem beim Hersteller abrufbar, hob VDA-Geschäftsführer Klaus Bräunig hervor. „Die Faktenlage ist klar. Nun geht es darum, den Kunden und Autofahrer zu erreichen und zu überzeugen. Da sind alle Beteiligten gefordert.“ Der Chef des Verbraucherzentrale-Bundesverbands, Gerd Billen, nannte die Ergebnisse des Treffens enttäuschend. Nötig sei eine Garantieerklärung der Hersteller für jeden Wagen. Diese könne jedem Autofahrer über das Kraftfahrt-Bundesamt zugeleitet werden. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), Dieter Hundt, zählte nach dem Gipfel ebenfalls zu den Kritikern. „Es ist überstürzt, überzogen und nicht ausreichend vorbereitet gehandelt worden.“ Er verwies darauf, dass die EU für die Einführung des umstrittenen Biosprits längere Zeit geplant habe als die Bundesregierung. Polizei prüft E10-Verträglichkeit Inzwischen wurde bekannt, dass sogar bei Polizei und Feuerwehr weiter Zweifel an dem Biosprit bestehen. Das schleswig-holsteinische Landespolizeiamt hat wohl als erste Behörde in Deutschland seine Beamten angewiesen, kein E10 in die Streifenwagen zu füllen. „Bevor wir einen Teil unseres Fuhrparks lahmlegen oder größere Reparaturen riskieren, gehen wir auf Nummer sicher“, sagte Polizeisprecherin Jessica Wessel. Auch in Baden-Württemberg prüft die Polizei erst einmal, ob die 500 Benziner tatsächlich Biosprit vertragen. ❙❚■ Jörg Kürschner, VR-Korrespondent in Berlin Verbraucher sind unsicher, ob ihr Automobil das neue E10-Benzin verträgt

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