Brüssel. Viapass, der Betreiber der vor einem Jahr in Belgien eingeführten kilometerabhängigen Lkw-Maut ab 3,5 Tonnen, hat eine positive erste Jahresbilanz gezogen. Dank der guten Vorbereitung habe das System von Beginn an gut funktioniert und sei in den vergangenen zwölf Monaten weiter perfektioniert worden, heißt es in einer Pressemitteilung. Belgische Transportverbände wiederholten zum ersten Geburtstag ihre Kritik an dem System.
Laut einer Statistik von Viapass hätten Lkw ab 3,5 Tonnen in den vergangenen zwölf Monaten insgesamt 5,7 Milliarden Kilometer auf den mautpflichtigen Straßen zurückgelegt. Das habe zu Einnahmen von 648 Millionen Euro geführt. Davon nahm die Region Flandern 408 Millionen Euro ein, die südliche Wallonie 229 Millionen und die Hauptstadtregion Brüssel neun Millionen Euro.
Einnahmen blieben hinter Erwartungen zurück
Das sei deutlich weniger, als die Regionen erwartet hätten, stellt der Unternehmensverband UPTR fest. Flandern habe mit Einnahmen von 504 Millionen Euro gerechnet, die Wallonie mit 330 Millionen Euro, heißt es in einer Mitteilung. Die von Viapass veröffentlichten Zahlen seien auch nur die Bruttoeinnahmen. Davon müssten noch die Mautbetreiber bezahlt werden.
Laut Viapass kamen 46 Prozent der Mautsumme von belgischen Transportunternehmen, elf Prozent von niederländischen, neun Prozent von polnischen, sechs Prozent von rumänischen und fünf Prozent von deutschen Fahrzeugen. Auch bei der Zahl der Fahrzeuge, die mit einer für die belgische Maut zulässigen On-Board-Unit (OBU) ausgerüstet sind, führt Belgien die Statistik mit 19 Prozent an, gefolgt von Polen (15 Prozent), den Niederlanden (11 Prozent), Deutschland (10 Prozent), Frankreich (7 Prozent) und Rumänien (6 Prozent).
Fahrer haben Probleme mit den OBU
Viapass kündigte an, dass zusätzlich zu den beiden aktuellen Dienstleistern Satellic und Axxes drei weitere bald OBU für die belgische Maut anbieten könnten. Eurotoll, Total und Telepass würden zurzeit ihre Systeme testen, um eine Zulassung von Viapass zu erhalten. Auch die Unternehmen WAG Payment Solutions und T-Systems-EETS seien an einer Viapass-Zulassung interessiert.
Sowohl UPTR als auch der flämische Unternehmensverband TLV erinnern daran, dass viele Fahrer gerade in den ersten Monaten mit fehlerhaft arbeitenden OBU zu kämpfen hatten. Laut TLV seien diese Probleme noch längst nicht behoben. Der Verband listet in einer Mitteilung zehn Fehler auf, über die sich Mitglieder weiterhin regelmäßig beschwerten.
UPTR weist außerdem darauf hin, dass sich Viapass nicht genug gegen den Einsatz von Störsendern geschützt habe, durch den sich einig Lkw der der Maut entziehen können. Viapass beginne erst jetzt, sein System dagegen zu schützen. (kw)