Brüssel. Immer mehr belgische Transport- und Logistikunternehmen verbieten ihren Lkw-Fahrern, auf der Fahrt Richtung Calais in Frankreich auf Autobahnparkplätzen westlich von Brüssel zu halten. Grund dafür sind Flüchtlinge, die in Lkw versteckt versuchen, illegal nach Großbritannien zu gelangen. Das Problem der in Belgien „Transmigranten” genannten Flüchtlinge hat in den vergangenen Wochen für heftige Diskussionen in Belgien gesorgt.
Auch eins der größten belgischen Transportunternehmen, H. Essers aus Genk, verbietet seinen Fahrern das Halten auf der Fahrt nach Calais. „Wir geben unseren Fahrern schon länger die Anweisung, auf ihrer Fahrt zwischen Gent und Calais nicht an Autobahnraststätten zu halten”, zitiert jetzt die belgische Wirtschaftszeitung "De Tijd" Bob Van Steenweghen, Sprecher von H. Essers. Die gleiche Vorschrift gelte für Fahrten zwischen der Niederlassung im belgischen Zeebrugge nach Calais.
Hohe Strafen drohen
Laut Angaben des Transportverbandes Febetra ist H. Essers nur ein Beispiel von vielen. „Unternehmen und Fahrer können hohe Strafen erhalten, wenn sie mit Transmigranten in ihren Fahrzeugen erwischt werden”, sagt Febetra-Sprecherin Isabelle De Maegt. Laut belgischen Medien müssen Lkw-Fahrer 2000 Euro für jeden illegalen Flüchtling zahlen, der in Großbritannien in ihren Fahrzeugen entdeckt wird.
Der belgische Staat hat unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen an den Parkplätzen entlang der E40 westlich von Brüssel Richtung Frankreich verstärkt. Nachdem Polizisten, die nach illegalen Flüchtlingen auf dem Parkplatz Groot Bijgaarden an der E40 bei Brüssel gesucht hatten, von Transmigranten angegriffen worden waren, hat Belgiens Innenminister Jan Jambon einen Aktionsplan entworfen. Fünf Parkplätze an der E40 sollen nachts von einem privaten Sicherheitsdienst mit Hunden überwacht werden.
Problem verlagert sich
Branchenverbände begrüßen diesen Schritt, fordern aber weitere Maßnahmen. Sie fürchten, dass sich das Problem der Transmigranten bei besserer Bewachung der westbelgischen Autobahnparkplätze weiter nach Osten verlagert. Parkverbote für Fahrer hätten auch ihre Grenzen, wenn die Fahrer die Lenk- und Ruhezeiten vorschriftsmäßig einhalten wollten. Das Problem der Transmigranten sei besonders für die vielen osteuropäischen Fahrer ein Problem: Sie würden oft die gesicherten, kostenpflichtigen Parkplätze meiden, um Geld zu sparen. Das Problem der Transmigranten müsse dauerhaft auch mit anderen Mitteln als nur mit stärkerer Bewachung der Autobahnparkplätze gelöst werden, fordern die Transportverbände. (kw)