Brüssel. Belgische Regionalpolitiker und Transportverbände fordern eine bessere Sicherung der Autobahnparkplätze gegen Migranten entlang der belgischen Autobahnen Richtung Nordsee. Aktueller Anlass ist ein Angriff von Migranten auf Polizisten auf dem Autobahnparkplatz Groot-Bijgaarden an der E40 westlich von Brüssel. „Wir sollten mit dem Einsatz von privaten Sicherheitsdiensten nicht warten, bis es einen ersten Toten gibt“, sagte Philippe Degraef, Leiter des Transport- und Logistikverbands Febetra, im belgischen Radio.
Auf dem Parkplatz von Groot-Bijgaarden hatten sechs in zivil gekleidete Polizisten laut Polizeiangaben gegen zwei Uhr morgens fünf Migranten dabei erwischt, wie sie in einen Lkw-Anhänger klettern wollten. Nachdem die Migranten geflohen waren, kamen sie kurz darauf mit Stöcken bewaffnet und zehn weiteren Migranten zurück und griffen die Polizisten an. Als diese sich mit ihren Schlagstöcken wehrten, flohen die Angreifer erneut.
Aber nur, um mit noch mehr Verstärkung zurückzukommen. Rund 40 Migranten sollen es dann gewesen sein. Erst ein Warnschuss eines der bedrohten Polizisten schlug die Angreifer wieder in die Flucht. Dank der mittlerweile angerückten Verstärkung konnte die Polizei 16 Migranten festnehmen. Zwei Polizisten wurden bei dem Angriff verletzt. Die festgenommenen Migranten kommen nach eigenen Angaben aus dem Sudan, Äthiopien und Eritrea. Sie wollten in Lkw versteckt illegal nach Großbritannien gelangen.
Flanders Verkehrsminister empört
Flanderns Verkehrsminister Ben Weyts reagierte empört auf den Angriff und rief den Betreiber des Parkplatzes von Groot-Bijgaarden dazu auf, die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Pläne dazu gibt es bereits, doch weil ein Anlieger gegen die Pläne klagt, werden sie nicht ausgeführt. Darüber will sich Weyts jetzt hinwegsetzen. „Die Sicherheit von hunderten von Lkw-Fahrern und Polizisten hat Vorrang vor den Bedenken eines einzelnen Bürgers“, sagte Weyts.
Die Gouverneure der Provinzen Ost- und Westflandern nahmen den Vorfall zum Anlass, auf das weiterhin bestehende Problem mit aggressiven Migranten im Umfeld von Autobahnparkplätzen in ihren Provinzen aufmerksam zu machen. Zwar wurden an vielen westbelgischen Autobahnparkplätzen schon Zäune gespannt und Parkplätze zeitweise sogar geschlossen. Doch das reiche nicht. „Die Zustände sind unhaltbar, die föderale Politik muss helfen“, fordern die Gouverneure.
Polizei sieht Politik in der Pflicht
Die Polizei sieht die Politik generell in der Pflicht, etwas gegen die Migranten mit Ziel Großbritannien zu tun. Sie würden immer gewalttätiger. Parkplätze zu schließen oder besser zu bewachen sei zwar gut, löse das Problem aber nicht. „Wenn ein Parkplatz geschlossen oder sehr stark bewacht wird, dann besteht die Gefahr, dass sich das Problem verlagert in die Industriegebiete der nahegelegenen Gemeinden. Oder auf den nächsten Parkplatz. Das hat dazu geführt, dass Migranten sogar schon auf einigen Parkplätzen in der Wallonie versuchen, auf Lastwagen zu gelangen“, so Polizeisprecher Peter De Waele im belgischen Fernsehen.
Einen Tag vor dem Angriff auf die Polizisten war es nahe der französischen Grenze zu einem Unfall zwischen zwei Lkw gekommen, als ein Lkw gebremst hatte, weil der Fahrer verdächtige Geräusche in seinem Laderaum gehört hatte. Der Fahrer des zweiten Lkw fuhr auf den ersten auf und wurde dadurch verletzt. Die Migranten, die sich tatsächlich in dem Lkw befunden hatten, flohen.
In der Nacht nach dem Angriff wurden bei Rotselaar nordöstlich von Brüssel acht Migranten in einem Biertransporter entdeckt, der nach Großbritannien fahren wollte.
Die Diskussion um die in Belgien „Trans-Migranten“ genannten Flüchtlinge, die meist aus afrikanischen Ländern stammen, dauert schon seit Monaten an. Ähnlich wie die Flüchtlinge im französischen Calais wollen sie in Belgien kein Asyl beantragen, sondern lediglich versuchen, nach Großbritannien zu gelangen. Rund um den Brüsseler Nordbahnhof hat sich eine Art wilde Sammelstelle dieser Trans-Migranten gebildet. Belgiens Regierung will mit einem relativ harten Vorgehen gegen diese Trans-Migranten ein „zweites Calais“ in Brüssel verhindern. (kw)