Paris. Der neue französische Staatspräsident Emmanuel Macron hat sich gezwungen gesehen, für das Großprojekt Canal-Seine-Nord und andere Vorhaben dieser Art einen vorläufigen Baustopp zu verfügen. Der Grund: eine Neuverschuldung des Landes in Höhe von acht Milliarden Euro, die ihm sein Vorgänger Hollande hinterlassen hat. Der Kanal soll das Pariser Becken, die Hauts-de-France und die Seine mit den für den Gütertransport geeigneten Wasserwegen in den nördlich von Frankreich gelegenen Ländern und Osteuropa verbinden. Ziel ist, dasselbe Volumen im Binnenschiffstransport zu erreichen wie die Nachbarn. Paris erwartet sich davon eine Verstärkung der heimischen Wettbewerbsfähigkeit und einen vergleichbaren Gewerbe-Ansiedlungseffekt um die am Kanal liegenden Häfen, wie ihn seinerzeit der landesweite Ausbau eines Netzes mit Hochgeschwindigkeitszügen ausgelöst hat.
Der Baustopp hat das französische Transportgewerbe alarmiert. Der Dachverband Union TLF, in dem auch die Binnenschiff-Verlader organisiert sind, fürchtet, dass damit zugleich das gesamte Projekt in Frage gestellt werden könnte. Dabei sei es für zahlreiche Industrielle und Logistikunternehmen, die nach intermodalen Angeboten für ihrer Logistikströme suchten, von elementarer Bedeutung. Dies entspreche auch den Zielen des im Vorjahr verabschiedeten Entwicklungsplans „France logistique 2016“, der auf erhöhte Wettbewerbsfähigkeit in Europa und eine ausgeglichene Entwicklung der französischen Regionen abziele. Ferner seien eine Reihe von Arbeiten zur Anpassung der Umwelt an das Projekt schon in Angriff genommen worden, und insbesondere über die Finanzierung hätten sich die EU und die Anrainerregionen schon verbindlich verständigt: Die für das Kanalvorhaben veranschlagten vier Milliarden Euro sollen zu 40 Prozent von der Union und zu 25 Prozent von den Regionen getragen werden. (jb)