Berlin. Den Fahrgästen der Deutschen Bahn drohen schon bald wieder Streiks. Die Tarifverhandlungen der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit dem Konzern sind am Mittwochabend gescheitert. Die Spitzengremien der GDL wollen nun am 18. Februar über das weitere Vorgehen entscheiden. Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte nach der Tarifrunde: „Die Wahrscheinlichkeit von Arbeitskämpfen ist mit dem heutigen Tag enorm angestiegen.“ Die Bahn kritisierte den Abbruch der Verhandlungen, der völlig überraschend verkündet worden sei.
Weselsky begründet den Abbruch damit, die Bahn habe in den Tarifgesprächen „eine Rolle rückwärts“ gemacht. Ein Tarifabschluss mit der GDL solle abhängig sein von einem Tarifwerk, das die Bahn mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) auszuhandeln wolle.
„Das werden wir nicht zulassen. Wir sind eine freie Tarifvertragspartei, die keine Abhängigkeit von anderen hat“, fügte Weselsky hinzu. Einen für den 26. Februar verabredeten Verhandlungstermin mit der Bahn sagte die GDL ab.
Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber sagte, noch kurz vor dem Abbruch habe die Bahn der GDL ein Papier vorgelegt, „in dem wir sehr weitgehend auf die Forderungen der GDL eingegangen sind“. Demnach sollte der bisherige Flächentarifvertrag für die Lokführer ergänzt werden um weitere Berufsgruppen. Damit habe man die Kernforderung der GDL erfüllt. Dennoch habe die Gewerkschaft das Scheitern verkündet. „Das ist eine verkehrte Welt“, sagte Weber. Es scheine so, dass die GDL „gar nicht bereit ist, sich zu verständigen“.
Beide Seiten befinden sich seit vergangenem Juli in einem außergewöhnlich komplizierten Tarifkonflikt. Die GDL und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatten einen Tarifvertrag nicht erneuert, der bis Juni regelte, welche Gewerkschaft in Tarifverhandlungen welche Berufsgruppen bei der Bahn vertritt. Seitdem will die GDL für all ihre Mitglieder Tarifverträge aushandeln und nicht nur für die Lokführer wie bisher. Dies hat zum Konflikt auch mit der EVG geführt. (dpa)