Begeht die Post Tarifflucht?

Die Deutsche Post DHL will für die Paketzustellung eine neue DHL Delivery GmbH gründen. Sie begründet dies damit, auf Dauer nicht doppelt so hohe Stundenlöhne zahlen zu können wie die Konkurrenz. Kann man der Post nun Tarif- und Mitbestimmungsflucht vorwerfen? Von Tarifflucht kann nicht die Rede sein. Die Post wechselt mit ihrer neuen Tochter nur von ihrem Haustarif in den Flächentarif der Speditions- und Logistikbranche. Das ist ein Wechsel von "Tarifarten", aber keine Tarifflucht. Rechtlich und betriebswirtschaftlich ist das Vorgehen also nicht zu beanstanden. Die Aussage der Post, sie zahle doppelt so hohe Löhne wie die Konkurrenz, ist so nicht richtig. Alle BIEK-Mitgliedsunternehmen zahlen deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn und zum Teil sogar erheblich über zehn Euro in der Stunde, gerade in den großen Ballungsräumen. Als neuer Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Express- und Paketlogistik (BIEK) vertreten Sie die Interessen der Wettbewerber der Post. Für wie wahrscheinlich erachten Sie es, dass die Post ihre niedrigeren Zustellkosten nun nutzen wird, um eine neue Preisrunde im Paketmarkt einzuläuten? Das wird man sehen. Immerhin geht die Post sehr raffiniert mit ihren Möglichkeiten in einem großen Konzern um, also quer zu subventionieren. Wer weiß, an welcher Stelle die Entlastungen also auftauchen, die sie durch die DHL Delivery GmbH hat (lacht). Im Ernst: Davor ist uns nicht bange. Die Unternehmen unseres Verbands sind dafür qualitativ bestens gerüstet. Würden Sie so weit gehen, dass es im deutschen Paketmarkt einen Verdrängungswettbewerb über den Preis gibt? Die Post hat in diesem Segment hierzulande 40 Prozent Marktanteil, während die anderen KEP-Dienste 60 Prozent haben. Insofern kann man hier von einem funktionierenden Wettbewerb sprechen. Die Paketpreise in Deutschland sind aber tatsächlich zu niedrig. Es kann nicht sein, dass viele Menschen bereit sind, für einen "Coffee to go" mehr zu bezahlen als für den Versand eines kleinen Pakets. Gegen einen solchen Wettbewerb, der nur über den Preis ausgetragen wird, müssen wir uns wehren - letztlich über noch mehr Qualität, Seriosität und Markenbindung. Tut da der Gesetzgeber schon genügend, um die Wettbewerbsfähigkeit innerhalb der KEP-Branche sicherzustellen? Die Deutsche Post profitiert nach wie vor von Privilegien, von denen unsere Mitgliedsunternehmen nur träumen können. Mit der Wettbewerbssituation im Paketund Expressmarkt sind wir aber relativ zufrieden - mit Betonung auf "relativ". Im Briefmarkt sieht es ganz anders aus. Dort hat die Post 90 Prozent Marktanteil. Sie wird im Briefmarkt also nur vom Wettbewerb gestreift, aber nicht erfasst. Da die Post ihr Brief- und Paketgeschäft in einer Sparte gebündelt hat, kann uns das nicht egal sein. Dort fordern wir unverändert eine weitestgehende Deregulierung des Briefmarkts. Zudem muss der Bund seine verbleibenden Post-Aktien, die über die KfW gehalten werden, endlich veräußern. Welche Ziele wollen Sie als neuer Vorstandsvorsitzender des BIEK mit Ihren Mitgliedsfirmen darüber hinaus umsetzen? Mir ist wichtig, dass die Wertschätzung der Paket- und Logistikbranche gegenüber stabiler wird. Dazu planen wir gemeinsam mit der Politik eine Imagekampagne über die sicheren Arbeitsplätze unserer Branche sowie die Ausbildungsmöglichkeiten für Migranten in unserer Branche. Zudem trete ich dafür ein, dass wir in unserer Branche wieder faire Wettbewerbsbedingungen haben und uns nicht mit Resten des alten Postmonopols auseinandersetzen müssen. Was ist derzeit das wichtigste Projekt, das auf Ihrem Schreibtisch liegt? Unser derzeit wichtigstes Projekt ist unsere neue Studie zum Thema Innenstadtlogistik, die wir am 27. Februar 2015 mit Professor Ralf Bogdanski von der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm in Berlin veröffentlichen werden. Post will Zustellkosten einsparen Deutsche Post DHL will bis 2020 bis zu 10.000 neue Stellen in der Paketzustellung schaffen. Die neuen Mitarbeiter sollen nicht bei der Post angestellt sein, sondern bei neu gegründeten Gesellschaften unter dem Namen DHL Delivery GmbH. Die Bezahlung erfolgt nicht nach dem Haustarifvertrag der Post, sondern nach den laut Verdi für die Post meist günstigeren regionalen Tarifverträgen der Speditions- und Logistikbranche. eh

Elektromobilität: Hamburg will Ladepunkte auf 10.000 erhöhen

Bürokratieentlastung: Bundesrat stimmt neuer Verordnung zu

Automobilzulieferer: Bosch will weitere Stellen streichen

A7 wird zeitweise gesperrt

Schwerpunktkontrollen: Viele Verstöße von Lkw und Bussen

Alle Schlagzeilen

Begeht die Post Tarifflucht?

HASHTAG

#KEP

Niedrige Verdienste bei Paketzustellern

Hermes passt die Preise an

Post schafft eigene Gesellschaften für Paketzusteller

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Area HR Business Partner

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

WEITERLESEN

NEWSLETTER