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BAG-Bericht: Unternehmen fürchten zweite Corona-Welle

04.08.2020 15:41 Uhr
Rheinbrücke, Lkw, Binnenschiff, Verkehrsträger
Sowohl im Straßengüterverkehr als auch in der Binnenschifffahrt ist die Auftragslage weiterhin unter dem Vorkrisenniveau
© Foto: Jochen Tack/dpa/picture-alliance

Der erneute Anstieg der Coronavirus-Fallzahlen im Ausland verunsichert derzeit die Güterverkehrsbranche. Für den Fall schärferer Auflagen sorgen sich viele in der deutschen Transportwirtschaft um ihre Existenz.

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Bonn. Der erneute Anstieg der Coronavirus-Fallzahlen in mehreren Ländern weltweit und die dortige Wiedereinführung von Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie verunsichern derzeit deutsche Güterverkehrsunternehmen. Wie das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in der neuesten Ausgabe seines zweiwöchentlichen Berichts zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Branche schreibt, verbessert sich die Geschäftslage zwar tendenziell. Die Erwartungen der Unternehmen seien aber weiterhin getrübt. Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung und eine mögliche zweite Infektionswelle herrsche bei vielen Befragten große Unsicherheit, wie es in den kommenden Wochen weitergeht. Für den Fall schärferer Auflagen fürchten viele in der deutschen Transportwirtschaft um ihre Existenz.

Preisdruck im Straßengüterverkehr ist weiterhin hoch

Im Bereich des Straßengüterverkehrs registrieren befragte Unternehmen laut dem BAG-Bericht für den Zeitraum bis zum 30. Juli eine zunehmende Verbesserung ihrer Auftragssituation. Gleichwohl lägen Beförderungsmengen teilweise noch deutlich unter dem Vorjahresniveau. Nach wie vor stehe ein branchenübergreifender Frachtraumüberhang mangelnden Angeboten insbesondere im Rückladungsbereich gegenüber. Um zumindest einen gewissen Deckungsbeitrag zu erzielen, nehmen befragte Transportunternehmen nicht selten weitere Anfahrtswege in Kauf. Die damit verbundenen höheren Kosten könnten laut dem BAG-Bericht in der Regel nicht an den Auftraggeber weitergereicht werden. Im Spotmarkt sei weiterhin ein äußerst hoher Preisdruck spürbar. Vor allem große Spediteure würden extrem günstige Offerten oder Preisnachlässe fordern.

Insgesamt erhole sich die verladene Wirtschaft nach Unternehmensaussagen zunehmend von den Folgen des Lockdowns. Die Produktion in der Automobil-, Stahl- und Chemieindustrie laufe – mitunter jedoch noch im reduzierten Betrieb. Zuletzt wurden Verbesserungstendenzen im Maschinen- und Anlagenbau registriert, so dass die Befragten mittelfristig leicht steigende Auftragsvolumina erwarten. Die zu Beginn der Krise seitens der Versicherer gewährten kulanten Regularien, Versicherungsprämien zeitweise auszusetzen, seien inzwischen hingegen ausgelaufen und in vielen Fällen nicht verlängert worden. Andererseits sei ein flexibles Ab- und Anmelden der Fuhrparkkapazitäten, um Kosten zeitweise zu senken, wegen der eingeschränkten Erreichbarkeit von Zulassungsstellen nicht möglich. Deshalb stehen Flotten-Reduktionen und Entlassungen zur Debatte.

KEP-Dienstleister leiden unter Flaute im B2B-Segment

Im KEP-Bereich registrieren Befragte im Vorjahresvergleich weiterhin hohe Sendungsvolumina im B2C-Bereich..Im Gegensatz dazu verzeichnen befragte KEP-Unternehmen vergleichsweise geringe Sendungsmengen im B2B-Bereich. In einigen Fällen konnten Befragte, die Verluste im gewerblichen Bereich durch die höhere Nachfrage vor allem im E-Commerce verringern. Nach Angaben der Deutschen Post DHL Group gelten im internationalen Versandhandel nach wie vor länderspezifischen Einschränkungen.3 Von insgesamt 250 ausgewiesenen Ländern beziehungsweise Regionen ist aktuell der Versand von Päckchen, Warenpost und Paketsendungen in 157 Fällen uneingeschränkt, in 26 Fällen nur eingeschränkt und in 67 Fällen grundsätzlich nicht möglich. Immerhin wurden im Vergleich zur vorherigen BAG-Bericht die Beschränkungen in drei Fällen aufgehoben.

Im Schienengüterverkehr liegt das Beförderungsaufkommen nach Erkenntnissen des BAG aus den Marktbeobachtungsgesprächen trotz Anzeichen einer gewissen Erholung insgesamt weiterhin unter dem Vorkrisenniveau. Die Mehrzahl der befragten Eisenbahnunternehmen in Deutschland bewertet die eigene Auftrags-, Umsatz-, Ertrags- und Liquiditätssituation demzufolge nach wie vor eher schlecht. Von Relevanz sind die Verbesserung der betriebswirtschaftlichen Situation des eigenen Unternehmens und der Gesundheitsschutz des Personals. Die Geschäftserwartung für die nächsten Monate ist angesichts freier Ladekapazitäten auf der Schiene gleichbleibend bis pessimistisch. Nach der Umfrage bleibt auch die Nachfrage im Kombinierten Verkehr noch hinter dem Vorkrisenniveau zurück und es stünden derzeit auf fast allen Verbindungen freie Kapazitäten zur Verfügung.

Corona-Krise verstärkt Sommerloch in der Binnenschifffahrt

Saisonale Effekte, die laut dem BAG durch die Corona-Pandemie noch verstärkt werden, führen in den Sommermonaten dazu, dass die Beförderungsmengen in der Binnenschifffahrt zurückgehen. In der Trockengüterschifffahrt führe die schrumpfende Nachfrage nach Stahl, Erz sowie Importkohle durch die Automotivindustrie und den Energiesektor zu deutlichen Mengen- und Auftragsdefiziten. Der Transport von Rohstoffen für das Baugewerbe verläuft demnach saisonüblich. In der Tankschifffahrt bewirkt der eingebrochene Flugverkehr (Kerosin) sowie die geringere Nachfrage nach Fahrzeugkraftstoffen im Individualverkehr für Umsatzrückgänge. In der Containerschifffahrt ist man weiterhin mit geringen Beförderungsmengen für Produkte und Bauteile aus dem Automotive- und Maschinenbaubereich konfrontiert. Dagegen können Transporte von Pharmaprodukten sowie der Containerexport von Holzprodukten nach China deutlich zulegen.

Durch die geringe Transportnachfrage besteht gemäß dem BAG-Bericht zudem ein Überhang an Schiffsraum. Somit können die Binnenschiffsunternehmen oft nur Frachtraten auf sehr niedrigem Niveau abschließen. Besonders betroffen hiervon sei der Spotmarkt. Die Margen für die meisten Binnenschiffsunternehmen fielen daher gegenwärtig nur sehr gering aus. Aufgrund von örtlichem Niedrigwasser erheben einige Binnenschiffsunternehmen derzeit Kleinwasserzuschläge. Die wirtschaftliche Lage insbesondere freier Partikuliere ist nach Angaben der Gesprächsteilnehmer weiterhin angespannt. Des Weiteren wird die Auswirkung einer zweiten Pandemiewelle befürchtet, die den grenzüberschreitenden Verkehr wieder einschränken könnte.

Gewisse Belebung in der internationalen See- und Luftfahrt

Wie darüber hinaus aus dem jüngsten BAG-Bericht hervorgeht, zeigte sich in der internationalen Seeschifffahrt in einzelnen Segmenten weiterhin eine gewisse Belebung der Nachfrage nach Transportkapazitäten. Die Entwicklung des Frachtratenniveaus variiere in Abhängigkeit von Schiffsgrößen und -routen. Die Nachfrage der Containerschifffahrt verbessert sich demnach langsam, aber stetig. Die Anzahl der Auflieger hat sich laut dem Bundesamt weiter reduziert. Die Luftfracht in Deutschland befinde sich indes noch immer nicht auf Wachstumskurs. (ag)

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