BAG-Bericht: Neue Corona-Entwicklungen bereiten Sorgen

Köln. Unternehmen im Straßengüterverkehr bewerten ihre Auftragslage nach wie vor tendenziell positiv. Doch die Zuversicht sinkt: Mit Blick auf die Entwicklung der Infektionszahlen und den aktuellen Teil-Lockdown, befürchten viele eine Verschlechterung der Geschäftslage im Transportsektor. Das geht aus dem jüngsten Corona-Bericht des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) hervor, der am Montag erschienen ist und in dem das BAG die Transportwirtschaft alle vier Wochen zu ihrer Lage befragt. Er bezieht sich auf den Zeitraum von 8. Oktober 2020 bis 5. November 2020. Straßengüterverkehr: Der Ton wird schärfer Die angespannte Situation zeigte sich laut der befragten Betriebe zuletzt unter anderem in einem schärferen Umgangston und einem erhöhten Konfliktpotential an den Rampen. Aktuell sorgen sich Transportunternehmen zudem um die zu Beginn des kommenden Jahres anstehende CO₂-Bepreisung von Kraftstoffen. Sie befürchten, angesichts einer angespannten Finanzlage bei Unternehmen der verladenen Wirtschaft, höhere Energiepreise nicht über Entgeltsteigerungen an Auftraggeber weiterreichen zu können. Lkw-Maut-Fahrleistungsindex mit Sondereffekten auf Vorkrisenniveau Der bereinigte Lkw-Maut-Fahrleistungsindex lag im jüngsten Betrachtungszeitraum (25. bis 31. Oktober 2020) im Durchschnitt rund 2,9 Prozent oberhalb des Vorkrisenniveaus (Durchschnittswert im Zeitraum 01. Januar 2020 bis 22. März 2020). Allerdings kamen dabei laut BAG auch Sondereffekte zum Tragen. Deutsche Lkw verzeichneten im aktuellen Betrachtungszeitraum einen Anstieg in Höhe von 2,7 Prozent, gebietsfremde Lkw von rund 4,2 Prozent. KEP-Branche: Höchstwert im Weihnachtsgeschäft erwartet Im KEP-Bereich (Kurier- Express-, Paketbranche) entwickelte sich der Aufschwung im Onlinehandel insbesondere im E-Commerce jüngst erneut dynamischer. Mit dem anstehenden Weihnachtsgeschäft erwarten Branchenvertreter im B2C-Kundengeschäft einen Zuwachs des Sendungsaufkommens im Vorjahresvergleich von bis zu 20 Prozent und rechnen außerdem mit einem neuen branchenspezifischen Höchstwert. Schienengüterverkehr: Keine wirkliche Erholung in Sicht Die Nachfrage nach Verkehrsleistungen im Schienengüterverkehr liegt laut BAG trotz gewisser Erholungstendenzen insgesamt weiterhin unterhalb des Niveaus vor der Corona-Pandemie. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes lag die Verkehrsleistung im Zeitraum von Januar bis August 2020 um rund 8,7 Prozent unter dem Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums. Die Mehrzahl der befragten Eisenbahnverkehrsunternehmen in Deutschland sieht bisher keine Verbesserung er eigenen Auftrags-, Ertrags- und Liquiditätssituation. Die Gefahr von Insolvenzen in der Branche wird von den Befragten im Allgemeinen eher als gering eingeschätzt. Aufgrund der aktuellen Entwicklung der Corona-Lage rechnen befragte Unternehmen mit großen Herausforderungen in den nächsten Wochen. Kombinierter Verkehr: Weiterhin Nachfrage unter Vorkrisen-Niveau Auch im Kombinierten Verkehr (KV) bleibt die Nachfrage laut der befragten Unternehmen ebenfalls hinter dem Vorkrisenniveau zurück. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes lag das Aufkommen an Containern und Wechselbehältern im unbegleiteten KV im Zeitraum von Januar bis August 2020 um rund 4,4 Prozent unter dem Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums; das Aufkommen an Sattelanhängern um rund 5,5 Prozent darunter. Auf fast allen Verbindungen des Kombinierten Verkehrs stehen freie Kapazitäten zur Verfügung. Wesentliche betriebliche Einschränkungen der Terminals des KV in Deutschland sind weiterhin nicht bekannt. Binnenschifffahrt: Transportnachfrage zieht an In der Binnenschifffahrt hat die Transportnachfrage laut der Befragten aufgrund der anziehenden Industrieproduktion gegenüber den letzten Monaten zugenommen. Dies gilt vor allem im Hinblick auf Beförderungen von Containern, Fahrzeugkraftstoffen, landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Sekundärrohstoffen und Baustoffen. Dennoch bleibt das Transportaufkommen nach Angaben des BAG insgesamt deutlich hinter dem Vorkrisenniveau zurück. Nach Angaben von Marktteilnehmern bestehe daher weiterhin ein großer Überhang an Schiffsraum, der Preis- und Wettbewerbsdruck bleibe hoch. Nach Auskunft von Befragten wurde teilweise wieder vermehrt Kurzarbeit beantragt. Vielen Partikulierunternehmen falle es zunehmend schwerer, ihren finanziellen Verpflichtungen nachzukommen oder anstehende Investitionen vorzunehmen. Liquiditätsengpässe und Insolvenzen seien daher weiterhin nicht auszuschließen. Angesichts der jüngsten Verschärfung der Corona-Schutz-Maßnahmen befürchten befragte Unternehmen zum einen eine abermalige deutliche Abschwächung der Transportnachfrage, zum anderen erhebliche Beeinträchtigungen im grenzüberschreitenden Verkehr. Gewerbeseitig wurde auf massive Probleme im internationalen Binnenschiffsgüterverkehr und Störungen in den Logistikketten verwiesen, falls die in der Muster-Quarantäneverordnung des Bundes aufgeführten Vorschriften auf Binnenschiffer Anwendung finden sollten. Angesichts typischerweise längerer Umlaufzeiten im grenzüberschreitenden Verkehr, insbesondere mit den ARA-Häfen (Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam), wird insbesondere eine Regelung kritisch gesehen, nach der eine Ausnahme von der Quarantänepflicht bei Einreisen aus Risikogebieten für Beschäftigte im Waren und Gütertransport lediglich für Aufenthalte bis zu 72 Stunden bei Einhaltung angemessener Schutz- und Hygienekonzepte bestehe. Seeverkehr: Erholungstendenzen erkennbar Im Seeverkehr zeigen sich weiterhin Erholungstendenzen. Zwar vermeldete Rotterdam kürzlich einen Rückgang des Seegüterumschlags in den ersten drei Quartalen 2020 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum in Höhe von rund 8,8 Prozent. Ursächlich waren vor allem Umschlagsrückgänge bei Kohle, Eisenerzen, Rohöl und Mineralölerzeugnissen; der Containerumschlag sank im Vergleichszeitraum um rund 4,7 Prozent (Basis: TEU). Allerdings wiesen im 3. Quartal 2020 viele Segmente in Rotterdam im Vergleich zum Vorquartal deutliche Umschlagssteigerungen auf. Im Hafen Antwerpen sank der Seegüterumschlag in den ersten drei Quartalen 2020 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um rund 4,4 Prozent. Der Containerumschlag nahm mit rund 0,2 Prozent nur geringfügig ab. Nach aktuellen Daten aus der amtlichen Seeverkehrsstatistik wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres 2020 in den deutschen Seehäfen rund 10,4 Prozent weniger Güter umgeschlagen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum; Umschlagsrückgänge zeigten sich dabei in allen großen deutschen Seehäfen, insbesondere in Hamburg, und in allen Fahrtgebieten. Zuletzt wies der Seegüterumschlag jedoch wieder positive Vorzeichen auf: Im Vergleich zum Vormonat stieg er im Juli 2020 um rund 9,8 Prozent. Begleitet wurde die Abnahme des Seegüterumschlags insbesondere im 2. Quartal 2020 von einem starken Umsatzrückgang in der deutschen See-und Küstenschifffahrt. Er belief sich nach vorläufigen Angaben im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresquartal auf rund 19,5 Prozent. Luftverkehr: Leipzig/Halle bleibt die Ausnahme Das Angebot an Linienflügen zeigt nach wie vor keine nachhaltige Wende zum Besseren. Die jüngste Entwicklung weist, insbesondere bedingt durch die neue Pandemie-Welle, in eine negative Richtung. Eine vergleichbare Entwicklung gilt für den Luftfrachtverkehr. Einzige Ausnahme in Deutschland bildet erneut der Flughafen Leipzig/Halle mit einem steigenden Frachtaufkommen. (sn)

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