Auf Tour mit Mathias Krage

Mathias Krage: Immer auf der Suche nach weiteren Sparpotenzialen in seinem Betrieb Auf Tour mit Mathias Krage Mathias Krage, Chef der Krage Spedition, ist ein viel beschäftigter Mann. Für einen gemeinsamen Messerundgang auf der Transport Logistic mit der VerkehrsRundschau nahm er sich trotzdem viel Zeit. Gerade einmal fünf Minuten Pause gönnte sich Mathias Krage, geschäftsführender Gesellschafter der Krage Speditionsgesellschaft mbH, Hannover, am Ende der Messerunde. Nach drei Stunden Gesprächsmarathon wirkt er doch ein wenig erschöpft. „Ein Glas Wasser wäre nicht schlecht“, meint er lachend. „Wir müssen jetzt an den Kosten drehen“ Kein Wunder, straff war das Programm des Mittelständlers für den Rundgang mit der VerkehrsRundschau: Fünf Stände in knapp drei Stunden – immer auf der Suche nach Sparpotenzialen für sein Unternehmen. „Wenn durch die Krise die Sendungsmengen wegbrechen, müssen wir eben an der Kostenschraube drehen“, sagt er. Und am Ende, so viel sei verraten, trifft Mathias Krage Deutschland-Chef Hansjörg Rodi von DB Schenker. Aber der Reihe nach. Erster Stopp: 11.15 Uhr, Halle B3, Stand 217 der Hüttemann-Logistikgruppe. Man kennt sich – noch aus der Zeit, als die beiden Seniorchefs Karl Krage und Wolf Hüttemann noch das Sagen hatten. Heute fokussiert sich das Unternehmen Hüttemann vor allem auf Kontraktlogistik, insbesondere in den Branchen Konsumgüter, Papier/Büro/Schreibwaren. In der Kontraktlogistik ist Krage ebenfalls stark. 70 Prozent seines Umsatzes macht er aber mit Transportdienstleistungen und als Gesellschafter des IDS-Verbundes. Ärger an der Preisfront Hier schließt sich der Kreis: „Hüttemann speist fallweise Stückgut über unseren Hannoveraner Standort in das IDS-Netz ein“, erzählt Krage. „Als Mittelständler arbeiten wir zusammen – das müssen wir auch. Sonst haben wir keine Chance gegen die Großen, sprich Deutsche Post DHL und DB Schenker.“ „Die machen uns zu schaffen“, nickt Hüttemann, „vor allem an der Preisfront.“ Auch für Krage ist das ein Problem. Erst im Januar hat er ein neues Speditions- und Logistikterminal auf einem 13-Hektar-Areal im Airport Business Park Hannover bezogen. „40 Millionen haben wir investiert“, erzählt er. „Diese Kapazitäten müssen wir nun füllen. Der Schritt war trotzdem richtig“, betont er. Die Krise mache es jedoch schwer, an längerfristige Aufträge zu kommen. „Und der Standort Hannover ist schwierig“, weiß Hüttemann. „Arbeitskräfte sind teuer, weil die Gewerkschaften in der Region nicht die Zeichen der Zeit verstanden haben.“ In Niedersachsen gebe es zudem nur wenig Industrie – mit Ausnahme von Continental. „Und selbst dort wird die Produktion bald dichtgemacht“, sagt Krage. Die Automotive-Krise treffe ihn aber nur wenig: „Wir haben uns auf Handelslogistik spezialisiert.“ Krage bewirtschaftet unter anderem Zentralläger für bekannte Spirituosenhersteller und einen Zigarettenproduzenten. 11.35 Uhr. Die Zeit drängt. Um 11.45 Uhr wartet Ulrich Eberbach, Geschäftsführer des IT-Spezialisten Quentia Development. Seit 1999 ist Quentia zuständig für das DV-gestützte Ordermanagement und Tracking & Tracing bei IDS, das europaweit über 6.000 Kunden nutzen. Krage interessiert, wie der Partner seine Kosten senken kann. Und wenn es nur wenige Prozente sind. Ansätze sieht er beim Dauerthema Lieferscheine bei Sendungsabholung: „Bald muss jeder IDS-Abgangsspediteur eine Strafgebühr zahlen, wenn er die Lieferscheine der einzelnen Sendungen dem Fahrer in die Hand drückt und nicht an der Abholsendung befestigt.“ Ziel sei es deshalb, ergänzt Eberbach, im Empfangsdepot den Papiersortieraufwand zu reduzieren. „Das kann unsere Software besser und schneller.“ „Mit fünf Cent pro Sendung“ rechnet Krage allemal. Sparpotenzial verspricht er sich auch mit der neuen Cockpit-Lösung, die Quentia in diesem Jahr für die Kooperation realisieren will. „Die Kunden können dann – wichtig etwa in der Beschaffungslogistik – im Internet sehen, ob bestellte Ware noch im Lieferantenlager ist oder schon zugestellt wird. Auch das spart Zeit und Geld“, sagt Krage. Wie viel? „Drei Cent pro Sendung dürften es sein“, schätzt er. „Es wird Zeit für einen Wechsel“ Doch der 52-Jährige muss los. In Halle A5 am Stand 322 will er Hans Petrikat treffen, Geschäftsführer von CRS Cargo Repal Service, der für die IDS-Kooperation das Palettenmanagement abwickelt. Er kommt nicht weit. Plötzlich steht DSLV-Hauptgeschäftsführer Heiner Rogge vor ihm. Beide haben sich viel zu erzählen. Ein Thema: die Wahl des künftigen DSLV-Präsidenten. Auch Krage kandidiert. Natürlich werde die Wahl, betonen beide, „demokratisch“ ablaufen. Noch sei „alles offen“. „Viel spannender aber ist, wer bis dahin neuer Bundesverkehrsminister wird“, lacht Krage. Dann wird er ernst: „Es wird Zeit für einen Wechsel.“ Mehr ist beiden nicht zu entlocken. Jetzt schnell zum CRS-Mann Petrikat! Das Thema Paletten brennt Krage unter den Nägeln. Als eingangslastige Betriebe leiden zum Beispiel seine zwei Standorte Potsdam und Schwanebeck unter Empfängern, die besonders kritisch die Palettenqualität prüfen. „Beide Niederlassungen bleiben so monatlich auf 10 bis 20 Prozent der Paletten sitzen, die nach Meinung mancher Kunden mangelhaft sind“, erzählt er. „Das kostet im Monat locker 5000 Euro.“ Einziger Ausweg, den Petrikat sieht: „Sie müssen erstklassige Paletten, die Sie dem Empfänger liefern, in gleicher Qualität zurückgetauscht bekommen. Falls nicht, muss er Ihnen quittieren, warum der Tausch nicht klappt. Fakt ist, dass uns der Aufwand für die Abwicklung gebrauchter Lademittel rund 2,50 Euro pro Palettenumlauf kostet – ohne Transportkosten, Verschleiß und Schwund. Das sind pro Palette – je nach Sendungsgewicht – fünf bis acht Prozent der Frachtkosten.“ Solange aber selbst unter Spediteuren beim Thema Paletten keine Einigkeit herrscht, wird sich das auch nicht ändern. Und davon ist man laut Krage derzeit weit entfernt: „Jeder kämpft zur Zeit gegen jeden“, meint er. Kein Wunder, dass er froh ist, seit 1989 in der IDS-Kooperation zu sein. Wie eng das Verhältnis zu den Verbundpartnern ist, zeigt sich, als er in Halle A5 am Stand 322 auf seine Mitstreiter stößt: Sofort wird Krage von Ascherl-Chef Erich Dahringer und IDS-Geschäftsführer Michael Bargl umringt. Thema: das Ausscheiden von DB-Logistics-Vorstand Norbert Bensel: „Den Wettbewerb durch DB Schenker spüren wir zurzeit alle“, so Dahringer: „Der tut den Privaten weh.“ „Momentan versucht jeder, die eigenen Verluste durch die Kunden des Wettbewerbers wettzumachen.“ Der Staatskonzern habe einfach „andere Möglichkeiten wie ein Mittelständler“. Hinzu kommt laut Bargl „die schizophrene Situation, dass die Kunden höhere Preiszugeständnisse fordern, obwohl sie weniger Sendungsvolumen einspeisen“. Alles das treibe „die Preisspirale nach unten“, sagt er. „Wir können das trotz Netzoptimierung – mit neuen Standorten, Regional-Hubs und geänderten Verkehren – nur zum Teil auffangen.“ „Die Talsohle ist erreicht“ Aber so schnell gibt Krage nicht auf. Nächster Halt: der DB-Schenker-Stand in Halle B6. Dort trifft er um 13.30 Uhr Deutschland-Chef Hansjörg Rodi. Krage drängt zur Eile. Zwei Fragen hat er: „Erstens, wie stark die Krise der Autoindustrie Schenker trifft. Zweitens, welche Vorgaben er seinen Niederlassungsleitern macht, um die Kunden der Wettbewerber zu gewinnen.“ Zehn Minuten später: Rodi erscheint und zeigt sich erstaunlich offen. Ja, auch DB Schenker habe weniger Sendungsvolumen. „Bis Ende des Jahres werden wir das Niveau von 2008 nicht ganz schaffen. Die Talsohle ist aber erreicht, es zieht wieder leicht an“, zeigt er Zuversicht. Schwer trifft den Konzern indes die Automobilkrise, die Branche macht laut Rodi etwa 20 Prozent Umsatzanteil bei Schenker aus. Die Folge? „Massenentlassungen stehen bei DB Schenker jetzt nicht an“, betont Rodi. „Lediglich vereinzelt“ passe man in diesem Jahr Kapazitäten an. Und noch etwas will er nicht auf sich sitzen lassen. „DB Schenker ist kein Preisbrecher“, betont er. „Wir sind alle in einem hochwettbewerblichen Markt, in dem der Kunde den Preis weit gehend diktiert. Das Limit ist für unser Gewerbe aber nun erreicht“, sagt er. „Weiter dürfen die Preise nicht mehr fallen.“ Ein Satz – ganz im Sinne von Krage … Allmählich schmerzen ihm aber die Füße, die Hallenluft wird stickig und Krages Stirn beginnt zu glänzen. Am liebsten will er nur noch eines: sich hinsetzen. „Ein Glas Wasser wäre nicht schlecht.“ Aber nur für wenige Minuten. Denn um 14.30 Uhr hat der Unternehmer schon den nächsten Termin.❙❚■ Eva Hassa V. l.: Mathias Krage auf Tour: Mit Unternehmer Claus Hüttemann (Hüttemann Logistik), IT-Spezialist Ulrich Eberbach (Quentia) und Palettenprofi Hans Petrikat (Mitte, CRS Cargo Repal Service) diskutierte der Spediteur die aktuelle wirtschaftliche Lage der Branche. V. l.: CRS-Mann Hans Petrikat und Mathias Krage im Gespräch V. l: IDS-Mitstreiter Erich Dahringer (geschäftsführender Gesellschafter Ascherl), Mathias Krage und Michael Bargl (Hauptgeschäftsführer IDS Logistik) V. l.: DB-Schenker-Deutschland-Chef Hansjörg Rodi, VR-Redakteurin Eva Hassa und Krage-Chef Mathias Krage – und zum Schluss: Ein Schluck Wasser Mittelstand meets Konzern: Mathias Krage und Hansjörg Rodi tauschen sich über den Markt aus Die Krage Spedition hat ihren Hauptsitz in Hannover. Das Unternehmen beschäftigt deutschlandweit an den drei Standorten Hannover, Potsdam und Schwanebeck über 600 Mitarbeiter. 2008 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 71 Millionen Euro. Krage ist Gesellschafter der Stückgutkooperation IDS Logistik und seit Mitte der siebziger Jahre auch in der Kontraktlogistik aktiv. Krage hat einen Fuhrpark von 100 eigenen LKW und bewirtschaftet insgesamt Lagerflächen von über 165.000 Quadratmetern. eh