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Andreas Scheuer: „Es wird keine rote Liste geben“

29.11.2013 11:23 Uhr
Andreas Scheuer: „Es wird keine rote Liste geben“
Staatssekretär Andreas Scheuer (CSU)
© Foto: BMVBS

Brennpunkt Rampe: Im Interview mit der VerkehrsRundschau erklärt der Staatssekretär, wie ein Handbuch mit Musterlösungen die Verladerampe besser machen soll.

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Eine Initiative des Bundes will den Problemen an der Rampe endlich den Garaus machen. Im Interview mit der VerkehrsRundschau erklärt Staatssekretär Andreas Scheuer (CSU), wie ein Handbuch mit Musterlösungen die Verladerampe besser machen soll.

Es scheint, als hat sich in Sachen Rampe in den vergangenen zwölf Monaten seit der ersten Studie nicht viel getan. Wie zufrieden sind Sie mit dem Erreichten?
Ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden. Gehen wir doch noch einmal zwei Schritte zurück und fragen uns, wie die Ausgangslage war. Wir haben zu Beginn der letzten Legislaturperiode zunächst eine Maßnahme zur Rampe im Aktionsplan Güterverkehr und Logistik verankert. Denn damals bestand die Herausforderung noch darin, das Thema erst einmal so zu positionieren, dass wir alle Beteiligte an einen Tisch bekommen und uns ein gemeinsames Bild über die Problemlage verschaffen. In der Vergangenheit haben die Beteiligten zu wenig miteinander gesprochen. Das hat sich inzwischen geändert. Außerdem gab es sehr unterschiedliche Wahrnehmungen. Dank unserer großangelegten Internetumfrage haben wir eine breite Wissensbasis geschaffen und das Thema in eine Blickrichtung fokussiert. Jetzt müssen wir zu den praktischen Verbesserungen an der Rampe kommen.

Wie ist denn der Stand der Dinge bei den Verbesserungsbemühungen?
Wir haben zusätzlich zu unserer Basisstudie, die wir in diesem Frühjahr abgeschlossen haben, in den verschiedenen Branchen und Lagerstandorten eine Vollerhebung und Analyse zu den Prozessen an der Rampe erstellen lassen. Daraus werden jetzt Handlungsempfehlungen sowie Praxisbeispiele abgeleitet, wie es an der Rampe besser werden kann. Diese werden wir in einem Handbuch zusammenfassen. Die Unternehmen sind dann aufgefordert diese Beispiele umzusetzen. Man kann aber nicht erwarten, dass die Verlader oder Logistikzentren das alles von heute auf morgen realisieren. Zeitnah können aber beispielsweise Aufenthaltsräume, sanitäre Einrichtungen oder Zeitmanagementsysteme auf die Bedürfnisse der Beschäftigen ausgerichtet werden.

Sie setzen dabei auf den guten Willen der Lagerbetreiber oder wird es so etwas wie eine Vorschrift geben?
In einem ersten Schritt ist das eine Handlungsempfehlung mit Praxisbeispielen. Dann geben wir den beteiligten Verbänden die notwendige Zeit, diese in ihre Mitgliedsunternehmen zu kommunizieren. Es ist nicht Aufgabe des Staates per Gesetz gleich von vorneherein in die Rampenprozesse der Unternehmen einzugreifen. Aber die Arbeit ist mit dem Handbuch nicht beendet und wir werden uns die weitere Entwicklung genau anschauen. Im Übrigen kann ich Ihnen aktuell aus den Koalitionsgesprächen berichten, dass Union und SPD eine Reihe von Maßnahmen beschlossen haben, die den Logistikstandort Deutschland weiter stärken sollen. ‪Neben der Stellplatzproblematik und den Lenk- und Ruhezeiten wollen wir uns für bessere Arbeitsbedingungen und gegen Lohndumping einsetzen. Das ist ein starkes Signal an die Branche.

Wann soll das Handbuch denn vorliegen und verteilt werden?
Voraussichtlich zum Jahreswechsel.

Was sind die nächsten Schritte?
Wir werden uns begleitend anschauen, wie sich das Thema auf Basis der Gespräche des Arbeitskreises Rampe und des Handbuchs in der Praxis weiterentwickelt. Kurzfristig kann man von keinem Unternehmen verlangen
teilweise bauliche Veränderungen sofort umzusetzen. Mittelfristig schauen wir, wo es gute Beispiele gibt und wo es gegebenenfalls nicht so gut gelaufen ist. Dabei achten wir darauf, welche Branchen stärker aufeinander zugegangen sind. Das Thema ist jetzt so positioniert, dass jedem klar sein muss, dass die Politik ein Auge darauf hat – und das wird auch in einer neuen großen Koalition so bleiben.

Was heißt mittelfristig?
Das Bundesverkehrsministerium wird im Laufe des nächsten Jahres, und das ist meine Zusage ans Gewerbe, sehr aktuell berichten lassen, was von den Handlungsempfehlungen umgesetzt wurde. Eine weitere Idee wäre auch, bei der Nationalen Konferenz Güterverkehr und Logistik eine Plattform zu schaffen, auf der Unternehmen umgesetzte, gute Konzepte einmal darstellen können. Da haben wir viele Ideen.

Was machen Sie mit denen, die nicht so vorbildlich sind?
Wenn sich nichts verbessert hat, dann wird sich die Politik konkret Gedanken machen, wie Unternehmen, die sich überhaupt nicht für die Thematik interessieren, erreicht werden können.

Die Verlader halten ja die entscheidenden Hebel zur Verbesserung der Situation an der Rampe in der Hand, profitieren aber kaum davon, denn Nutznießer sind vor allem die Dienstleister. Wie lässt sich dieses Problem lösen?
Diese Sichtweise teile ich so nicht. Hier stehen sich nicht zwei Parteien gegenüber, bei der die eine nur Vorteile und die andere ausschließlich Nachteile von einer Verbesserung der Rampenprozesse hat. Die von Ihnen dargestellt Ansicht ist sicher noch verbreitet, aber der Arbeitskreis Rampe hat dazu beigetragen, diese Auffassung zu verändern. Die Beteiligten erkennen zunehmend, dass beide Seiten von abgestimmten Abläufen profitieren. Aber jedem ist klar, dass der Markt sehr hart ist. Ich vertraue hier aber auf die Verbände und die Gewerkschaften, die vor Ort an der Rampe aktiv sind. Es wird sicher keine rote Liste von besonders schlechten Logistikzentren geben. Aber wenn sich negative Berichte mehren, muss dort genauer hingeschaut werden.

Wie groß ist die Bereitschaft der mit am Tisch sitzenden verladenden Wirtschaft auch tatsächlich etwas an ihren Rampen zu verändern und dazu zu investieren?
Ich glaube durch unseren Prozess haben wir es geschafft, eine gemeinsame Wahrnehmung des Problems zu erzielen. Vielen Unternehmen war die besondere Situation der einzelnen Beteiligten nicht bewusst. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: Das Thema Aufenthaltsräume für die Fahrer. Hier ist die Sensibilität nun da. Auf dieser Basis müssen wir weiter arbeiten.

Wie zu hören war, endet mit Vorstellung der Best-Practice-Ergebnisse die Arbeit des Arbeitskreises.
Im Prinzip ist es so, dass wir die Maßnahme so abgearbeitet haben, wie im Aktionsplan vorgesehen. Der Bund war als neutraler Moderator aktiv und es war immer klar, dass nun die Unternehmen die Initiative in die Praxis umsetzen müssen. Es ist aber nicht so, dass wir ein Handbuch in die Welt setzen und dann einen Haken dran machen: erledigt. Zu gegebener Zeit werden wir entscheiden, wann sich der Arbeitskreis sich wieder trifft. Aber vorerst geben wir diese Aufgabe zurück an die Unternehmen, die verantwortlich für die Rampenprozesse vor Ort sind und lassen Ihnen Zeit für die Umsetzung. Diesen Prozess werden wir weiter intensiv verfolgen.

Welches sind bei den Best-Practices Ansätze, die sich in der Unternehmensrealität auch tatsächlich umsetzen lassen?
Alles was in den Abläufen umsetzbar ist. Zeitfenstermanagementsysteme lassen sich beispielsweise ohne bauliche Veränderungen realisieren. Das nimmt schon mal den ersten Druck aus den Prozessen an der Rampe und von den Fahrern. Es gibt aber eine ganze Reihe unterschiedlicher Möglichkeiten, um die Kommunikation zwischen Fahrern und Rampe zu verbessern. Letztlich geht es darum, die für ein Unternehmen individuell passende Lösung zu finden.

Die sind im Gewerbe umstritten.
Es kommt darauf an, wie man ein solches System gestaltet. Es darf natürlich nicht völlig starr und unflexibel sein.

Welche Praxisansätze fanden Sie am vielversprechendsten?
Warten Sie auf die Vorstellung des Handbuches, dem möchte ich nicht vorgreifen. Dort werden wir viele spannende Lösungsmöglichkeiten aufzeigen.

Das Interview führte VerkehrsRundschau-Redakteur Serge Voigt.

Wie die verschiedenen Verbandsvertreter die Probleme an den Rampen und deren Chancen auf eine Lösung beurteilen, können Sie in der Titelgeschichte der aktuellen VerkehrsRundschau VR 48/2013, Seite 22, nachlesen. Zum E-Paper: www.verkehrsrundschau.de/epaper

Einen Kommentar zum Thema lesen Sie unter diesem Link: http://www.verkehrsrundschau.de/verbesserungen-an-der-rampe-sind-ein-muehsamer-weg-1309772.html

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