Paris. In der französischen Hauptstadt tagte vergangene Woche der Verwaltungsrat der Staatsbahn SNCF. Auf der Tagesordnung stand der Haushalt für das kommende Jahr im Zeichen der Bahnreform. Sie sieht vor, dass die bisher getrennt geführten Bereiche Infrastrukturverwaltung und Bahnbetrieb unter dem Dach der SNCF vereint werden sollen. Wie die Pariser Zeitung „Les Echos“ unter Berufung auf Informationen meldet, die die Bahn den Personalvertretungen im Vorfeld der Sitzung übermittelt haben soll, soll auch im kommenden Jahr die auf Schuldenabbau ausgerichtete Politik fortgesetzt werden, und dies insbesondere wiederum im Beschäftigungsbereich. So sei vorgesehen, im Bahnbetriebsbereich „SNCF Mobilités“, der neben der Personenbeförderung auch den Gütertransport umfasst, insgesamt 1045 Stellen abzubauen, davon 450 bei „Fret SNCF“, also im Frachtsektor. Andererseits wolle die Bahn bei der Betriebsorganisation und Streckenwartung 900 neue Stellen einrichten mit Blick auf die geplante Erhöhung der Zahl der Baustellen im Bahnnetz. Ob die Regierung den Budgetplänen zustimmt, ist noch ungewiss. Mehreren Quellen zufolge könnte sie die Staatsbahn eher dazu drängen, bei „SNCF Mobilités“ noch mehr Stellen einzusparen und bei „SNCF Réseau“ weniger zusätzliche Stellen zu schaffen.
Beim Hochgeschwindigkeitszug TGV, lange Jahre ihre einträgliche Milchkuh, dürfte die Bahn im kommenden Jahr eine Pause einlegen. Er hatte im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkries in den letzten Jahren deutlich an Rentabilität eingebüßt. Ferner soll die Erhöhung der Mautforderungen des derzeit noch isoliert agierenden Infrastrukturverwalters RFF auf 1,6 Prozent beschränkt werden. Für ihre operative Marge erwartet die französische Bahn im kommenden Jahr eine Stabilisierung um etwas mehr als 10 Prozent. Und für die Bahnfracht geht SNCF zum ersten Mal seit Jahren von einem Umsatzanstieg aus. Das Unternehmen beziffert ihn auf plus 2,6 Prozent. Auch die gesunkenen Energiekosten dürften sich positiv niederschlagen. (jb)