2015: Ein rundum gutes Jahr?

Frühling wird's. Die Temperaturen steigen, der Winter ist auf dem Rückzug und so langsam sprießen Blumen und Pflanzen aus dem Boden. Frühling macht sich auch im Transportund Logistikgewerbe breit - sehr zur Freude der Beteiligten. Was bei der Natur die Pflanzen sind, das ist in der Transport- und Logistikbranche die Nachfrage nach Frachtraum. Die soll 2015 - und darüber hinaus - wachsen. Vom Abgrund weiter entfernt Eine Aufbruchstimmung in einem Gewerbezweig kann es jedoch nur dann geben, wenn die Unternehmen mit ihren Leistungen auch Geld verdienen. Das war in den letzten Jahren in der Transportbranche bei vielen Betrieben nicht der Fall. Sie mussten mit einer Umsatzrendite von einem Prozent auskommen, war in der Vergangenheit immer wieder aus dem Markt als Durchschnittswert zu hören. Klar, dass nicht wenige auch unter diesem Wert blieben und somit rote Zahlen geschrieben haben. Hier scheint sich die Lage jedoch seit zwei, drei Jahren verbessert zu haben, wie auch die Ergebnisse einer Exklusivumfrage der VerkehrsRundschau zeigen, die von der Unternehmensberatung BearingPoint unterstützt wird. Im Rahmen der Befragung zum VerkehrsRundschau-Index haben demnach 74,8 Prozent der insgesamt 95 befragten Transportdienstleister 2014 eine positive Umsatzrendite erwirtschaftet. 14,7 Prozent wollten keine Angaben machen, während allerdings jedes zehnte Unternehmen (10,5 Prozent) rote Zahlen schrieb. Ein exakter Durchschnittswert lässt sich aus diesen Ergebnissen zwar nicht berechnen. Aber den Angaben zufolge dürften die Unternehmen im Mittel eine Rendite zwischen einem und fünf Prozent erwirtschaftet haben. Dies würde auch den Zahlen des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) entsprechen, das in seinem im Februar veröffentlichten Marktbeobachtungsbericht eine Umsatzrendite bei den befragten Güterkraftverkehrsunternehmen von mehrheitlich zwischen einem und drei Prozent festgestellt hat. 2014: Nur geringfügige Verbesserung Gegenüber dem Jahr 2013 hat sich die Situation laut VR-Umfrage jedoch nicht wesentlich verbessert (siehe Grafik unten). Mit 74,4 Prozent hatten annähernd ebenso viele Unternehmen Gewinne eingefahren wie im Jahr danach. Allerdings lag 2013 der Anteil derjenigen, die rote Zahlen geschrieben haben, mit 7,7 Prozent sogar etwas niedriger als 2014. Doch im Vergleich zu den Jahren vor 2012 hat sich die Lage zumindest etwas entspannt. Das spiegelt sich auch in den Insolvenzquoten wider. Bei den Transportunternehmen im Straßengüterverkehr wurden im letzten Jahr laut dem Statistischen Bundesamt 653 beantragte Insolvenzen registriert. Das waren 18,7 Prozent weniger als 2013 (803). Auch 2012 mussten mit 838 Fuhrbetrieben spürbar mehr Insolvenz anmelden. Vom Höchststand im Jahr 2009, als 1065 Transporteure Pleite machten, ist man weit entfernt. Ähnlich war die Entwicklung bei den Speditionen (ohne eigenen Fuhrpark): 2012 gab es 372 beantragte Insolvenzverfahren, ein Jahr später waren es 336 und 2014 dann nur noch 251. 2009 waren es mit 586 Pleiten mehr als doppelt so viele wie 2014. Das sah ein Jahr später mit 545 Insolvenzen nur unwesentlich besser aus. Die finanzielle Lage im Transport- und Speditionsgewerbe ist also zu Beginn des Jahres 2015 besser als vor noch fünf Jahren. Allerdings kann von einer Entwarnung keine Rede sein, wie die Zahlen der Wirtschaftsauskunftei Creditreform verdeutlichen. Danach lag die Insolvenzquote pro 10.000 Unternehmen im Wirtschaftsbereich Güterbeförderung im Straßengüterverkehr mit 337 Insolvenzen im ersten Halbjahr 2014 zwar deutlich unter dem entsprechenden Vorjahreswert (429 Unternehmen). Allerdings ist diese Quote vier Mal so hoch wie im gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt mit 74 Insolvenzen pro 10.000 Unternehmen. Ein Indiz dafür, dass trotz verbesserter Umsatzrendite nach wie vor viele Transportunternehmen nahe der Verlustzone agieren. Für die Verbesserung der Umsatzrendite bei den Logistikdienstleistern in den letzten drei Jahren kommen verschiedene Ursachen infrage. An höheren Frachtraten kann es nicht liegen: Denn die Transportpreise im Straßengüterverkehr haben sich in den letzten Jahren nur wenig erhöht. So lag der VerkehrsRundschau-Index im vierten Quartal 2014 nur um 0,05 Prozent höher als im Vorjahresquartal. Der Erzeugerpreisindex für Güterverkehrsleistungen des Statistischen Bundesamtes übertraf im dritten Quartal 2014 seinen Vorjahreswert auch nur um 0,5 Prozent. Hilfreich für die Unternehmen war sicher der gesunkene Dieselpreis. Allerdings sind im Gegenzug andere Faktorkosten gestiegen, zum Beispiel für Personal oder Fahrzeuge. Daher dürfte der Beitrag, den geringere Kosten zu dem verbesserten Ergebnis beigesteuert haben, überschaubar sein. Deshalb dürfte der Hauptgrund für die bessere Rendite ein relativ profaner sein: die Auftragslage. Das Transportgeschäft gilt als fixkostenlastig. Ist der Break-even-Punkt erreicht, verbessert jeder zusätzliche Auftrag das Ergebnis spürbar, weil damit vergleichsweise geringe Kostensteigerungen einhergehen. Dass die Transportmengen zuletzt geklettert sind, zeigt ein weiteres Ergebnis der Exklusivumfrage der VerkehrsRundschau: Fast 60 Prozent der befragten Verlader geben an, dass ihr Auftragsvolumen 2014 gemessen am Umsatz im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. Bei 20,3 Prozent hat es keine Veränderungen gegeben, während 18,9 Prozent der Verlader 2014 weniger Umsatz mit ihren Transportdienstleistern gemacht haben. Auch die Anfang März veröffentlichte Mittelfristprognose belegt, dass die Transportdienstleister in Deutschland 2014 mehr zu tun hatten. So ist die Transportleistung im Straßengüterverkehr im letzten Jahr um kräftige 3,1 Prozent gestiegen. "Das ist ein spürbar höheres Plus als in den beiden Vorjahren und auch nicht mehr allzu weit von der Wachstumsstärke entfernt, die vor der Weltwirtschaftskrise längerfristig zu beobachten war", heißt es in der Prognose, die das Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben hat und von der Arbeitsgemeinschaft Intraplan Consult/Ralf Ratzenberger erstellt wurde. "Wesentlich zu diesem Wachstum beigetragen hat die Baubranche", sagt Ratzenberger gegenüber der VerkehrsRundschau. Der Zuwachs bei Erze, Steine und Erden hielt sich mit 2,8 Prozent bei der Verkehrsleistung noch in Grenzen. Stark gestiegen ist dieser Wert jedoch in der Gütergruppe Sekundärrohstoffe, Abfälle (+8,4 Prozent), die im Lkw-Verkehr zu einem hohen Anteil aus Bauschutt bestehen. Aber auch die Gruppe "sonstige Produkte", wozu Sammelgut zählt, hat 2014 mit 5,3 Prozent Zuwachs ein ordentliches Ergebnis erzielt. Einschränkend muss man jedoch erwähnen, dass ein Großteil des Verkehrsleistungswachstums von den ausländischen Lkw getragen wird. Während die Transportleistung deutscher Fahrzeuge 2014 nur um 1,3 Prozent zugenommen hat, schätzen die Autoren der Prognose das Wachstum der ausländischen Lkw auf 6,0 Prozent. Von der gestiegenen Nachfrage 2014 haben also die deutschen Transportunternehmen profitiert - aber nicht in dem Ausmaß, wie die Zunahme in Höhe von 3,7 Prozent beim Aufkommen und 3,1 Prozent bei der Leistung auf den ersten Blick erscheint. Wachstum bei allen Verkehrsträgern Noch schlechter sieht es für deutsche Unternehmen im grenzüberschreitenden Verkehr aus. Hier mussten sie bei der Verkehrsleistung ein Minus von zwei Prozent verkraften, was der siebte Rückgang in Folge ist. Aber insgesamt steht für deutsche Transporteure ein Zuwachs zu Buche, der wichtig ist für die Unternehmen: Denn jeder Prozentpunkt mehr verbessert die Auslastung. Daher ist der Blick in die Zukunft, wie sich die Nachfrage nach Frachtraum entwickelt, von großer Bedeutung für das Gewerbe. Ratzenberger hat eine gute Nachricht für die gesamte Branche "Wir können 2015 für alle Verkehrsträger mit einem Wachstum rechnen, was die letzten Jahre nicht der Fall war", sagt der Verkehrsexperte. Insgesamt prognostiziert er eine Zunahme der Güterverkehrsleistung von 2,5 Prozent. Das ist mehr als im vergangenen Jahr mit 1,9 Prozent. Der Straßengüterverkehr wird wieder am stärksten zulegen und damit Marktanteile gewinnen. Um 2,8 Prozent soll die Verkehrsleistung 2015 wachsen (2014: 3,1 Prozent). Aber auch der Schienengüterverkehr findet wieder zurück in die Wachstumsspur. Nach einer Stagnation 2014 soll es dieses Jahr ein Plus von 1,8 Prozent geben. Die Binnenschifffahrt, die sich im letzten Jahr bei der Verkehrsleistung sogar mit einem Minus von 1,3 Prozent zufriedengeben musste, kann diese Verluste fast wieder gutmachen und um 1,2 Prozent zulegen (siehe obere Grafik Seite 24). Auch bei der Luftfracht (siehe Kasten Seite 22) und bei der Seefracht (siehe Kasten rechts) stehen die Zeichen auf Wachstum mit einer Zunahme von 2,5 Prozent nach 2,0 Prozent im Vorjahr (Luft) beziehungsweise 2,6 Prozent nach 2,4 Prozent im Jahr 2014 (See). Unsicherheitsfaktor Kabotage Im Straßengüterverkehr hält die Entwicklung an, dass die ausländischen Lkw stärker wachsen als die deutschen. Um 1,4 Prozent soll die Verkehrsleistung der inländischen Fahrzeuge 2015 zunehmen. Ein Zuwachs, mit dem die Unternehmen auch die Jahre 2016 bis 2018 rechnen können. Die ausländischen Lkw können sich auf 5,1 Prozent (2015) mehr gefasst machen und in den darauf folgenden drei Jahren auf ein Plus von jährlich 4,8 Prozent (siehe untere Grafik Seite 24). Interessant ist die Entwicklung der Kabotage in Deutschland. Zuletzt war dort immer ein zweistelliger Zuwachs zu beobachten: 2013 betrug das Plus bei der Verkehrsleistung fast 20 Prozent, 2014 waren es immerhin noch 12,0 Prozent. Doch schmilzt das Wachstum immer mehr: 2015 soll die Kabotage nur noch um 10,0 zunehmen und danach dann ab 2016 bis 2018 sogar nur noch um 4,6 Prozent pro Jahr. Ist also ein Ende des Wachstums der Kabotage, aber auch der von ausländischen Transporteuren absehbar? Deutschen Unternehmen, die dies hoffen, nimmt Ratzenberger den Wind aus den Segeln: "Solange die ausländischen Transporteure Kostenvorteile haben, solange werden sie auch stärker wachsen." Andererseits verweist er auf ein Gesetz der Statistik: Je größer die Basis, desto schwieriger ist es, weiterhin hohe Zuwachsraten zu erzielen. "Die prozentuale Zunahme der ausländischen Lkw wird sich von Jahr zu Jahr dem der deutschen Fahrzeuge angleichen", sagt Ratzenberger voraus. Und die Kabotage? Deren Zahlen will er nicht überbewerten. "Kaum ein Wert ist mit so hoher Unsicherheit behaftet wie dieser", erklärt er. Er bemängelt die statistische Erfassung der Kabotagezahlen, bei der Istwerte immer wieder von den Ämtern aktualisiert werden. Deshalb sei eine exakte Vorhersage der Kabotage enorm schwierig. Bahn: Überraschend schwache Bilanz Der Schienengüterverkehr hat 2014 nicht von dem Wachstum im gesamten Güterverkehr profitieren können und stagnierte (bezogen auf die Verkehrsleistung; die Tonnage sank sogar um 2,4 Prozent). Doch auch bei diesen Zahlen ist Ratzenberger mit der Interpretation vorsichtig. Denn es handelt sich um vorläufige Zahlen, da nicht klar ist, ob alle meldepflichtigen Bahnen ihre Transportzahlen bekannt gegeben haben. Dennoch dürfte das Wachstum unterdurchschnittlich ausgefallen sein. "Zum einen hat da sicher der Bahnstreik eine Rolle gespielt", sagt Ratzenberger. Ein zweiter Grund: Die Bahn wie auch die Binnenschifffahrt haben einen hohen Anteil an Massenguttransporten. Diese Segmente wachsen jedoch schon seit Jahren deutlich langsamer als der Transport von Konsumgütern oder sonstigen Produkten, wozu beispielsweise Container zählen. Der Lkw ist bei Massengut vor allem im Bau stark - doch dies ist ein Segment, dass in den letzten Jahre überproportional stark gewachsen ist. Deshalb legte der Straßengüterverkehr die letzten Jahre stärker zu, während die Bahn zum Beispiel unter dem schwächeren Wachstum bei Kohle, Erze, Stahl etc. litt. Das konnte dann auch der Kombinierte Verkehr (KV) nur bedingt ausgleichen: Dessen Transportleistung wuchs 2014 immerhin um 1,7 Prozent. Aber dem KV gehört die Zukunft. In diesem Jahr soll er bei der Verkehrsleistung um 3,6 Prozent zulegen - stärker als die gesamte Leistung. Die Jahre 2015 bis 2018 sind es sogar 4,0 Prozent jährlich mehr - ein Wachstum, das fast so groß ist wie das der ausländischen Lkw (+4,8 Prozent). Davon profitiert auch der gesamte Schienengüterverkehr mit einem jährlichen Plus von 1,8 Prozent für 2015 bis 2018. Lkw auch zukünftig die Nummer eins Allerdings gilt nach wie vor: Von einer Verlagerung der Transporte von der Straße auf die Schiene kann keine Rede sein. Das wird besonders eindrucksvoll deutlich beim Blick auf die absoluten (also nicht die prozentualen) Wachstumsraten: Zwischen 13 und 14 Milliarden Tonnenkilometer (tkm) jährlich nimmt der Straßengüterverkehr 2014 bis 2018 zu. Der Schienengüterverkehr pendelt hingegen um die 2,1 Milliarden tkm (Ausnahme 2014: 0,0 tkm). Das heißt, der Zuwachs auf der Straße ist um das Siebenfache höher als auf der Schiene. Das Ziel der Verkehrspolitik, zumindest das Wachstum im Güterverkehr auf die Schiene zu bringen, wird nicht annähernd erreicht. Daran wird sich nach Aussage von Ratzenberger auch auf absehbare Zeit nichts ändern, weil bei den wachstumsträchtigen Verkehren der Lkw seine Stärken hat und weiterhin ausspielen wird. Die Binnenschifffahrt schafft nach einem schlechten Jahr 2014 (minus 1,3 Prozent bei der Transportleistung) 2015 wieder die Wende und legt um 1,2 Prozent zu. Die Reeder können sich vor allem über stärker steigende Kohletransporte freuen, da die Steinkohleimporte in diesem Jahr der Prognose zufolge deutlich stärker ausfallen werden als im Vorjahr (5 Prozent nach 2 Prozent 2014). Doch scheint es sich bei dem Aufschwung 2015 nur um ein kurzes Strohfeuer zu handeln. Denn bei den für die Binnenschifffahrt bedeutenden Branchen Bau, Stahl, Kohle und Mineralöl erwarten die Experten danach geringere Veränderungsraten als 2015, sodass es mit dem Verkehrsleistungswachstum auch nur gemächlich vorangeht (+0,8 Prozent jährlich). Die Frage des Quartals der VR Jedes Quartal befragt die VerkehrsRundschau Unternehmen zu aktuellen Themen aus der Logistikbranche. In diesem Quartal haben 95 Dienstleister und 74 Verlader teilgenommen. Die Befragung ist Teil des VR-Index, dem aktuellsten Preisindex im Straßengüterverkehr. Der nächste Index erscheint in der VR 14. Unterstützt wird der VR-Index von der Unternehmensberatung Bearing-Point. cd Veranstaltung zu Mindestlohn und Strategie Gut vorbereitet sein für die Herausforderungen der Zukunft Alles deutet 2015 auf eine steigende Nachfrage nach Transportkapazitäten hin. Doch deshalb ist das Geschäft kein Selbstläufer, ganz im Gegenteil. Entwicklungen wie die Belastungen durch den Mindestlohn halten die Unternehmen auf Trab. Sie müssen sich nicht nur dafür die richtige Strategie zurechtlegen.Auf der Konferenz der VerkehrsRundschau mit dem Titel"Strategie und Mindestlohn" am 21. Mai in Nürnberg geht es genau um diese Themen. Professor Paul Wittenbrink von der Unternehmensberatung HWH wird auf die Stärken und Schwächen der Unternehmen hinsichtlich der strategischen Positionierung eingehen. Es werden aus Sicht der Praxis strategische Konzepte vorgestellt, von denen Dienstleister wie auch Verlader profitieren können. Im zweiten Teil dreht sich alles um das Aufregerthema Mindestlohn im Transportgewerbe. Ergänzt wird die Fachkonferenz durch ein Praxisseminar am Vortag (20. Mai) zum Thema Fahrzeugkostenrechnung.Abonnenten der VerkehrsRundschau und Frühbucher (bis zum 13. April) können die beiden Veranstaltungen zum Vorteilspreis buchen. Weitere Infos und das komplette Programm unter www.verkehrsrundschau.de/events. cd

2015: Ein rundum gutes Jahr?

Preisveränderung nach Paletten, Teil- und Komplettladungen

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