Würzburg. Der Autobahnschütze aus der Eifel galt in seiner Spedition als zuverlässiger und hilfsbereiter Kollege. „Ich kriege diese zwei Bilder nach wie vor nur ganz schwer übereinander”, sagte der Geschäftsführer des Monschauer Betriebs am Montag im Prozess vor dem Landgericht Würzburg. Ein Freund des geständigen Fernfahrers sagte dagegen, er habe geahnt, dass der 58-Jährige aus Kall (Kreis Euskirchen) für die Schüsse auf Autobahnen verantwortlich sein könnte. Er sei sich aber nicht sicher gewesen und habe seinen Bekannten auch nicht verpfeifen wollen. Die Frau des Angeklagten verweigerte die Aussage.
Der gleichaltrige Freund des Lastwagenfahrers erzählte, dieser habe ihm eine Pistole mit selbstgebautem Schalldämpfer gezeigt und damit auch einmal vor ihm in den Boden geschossen. Nach einem Fernsehbericht über die jahrelange Schuss-Serie auf deutschen Autobahnen habe er ihn mehrfach darauf angesprochen. „Da war er so fuchsteufelswild geworden, dass ich dachte: Er war das nicht.”
Die beiden kennen sich noch aus ihrer Schulzeit, beide wurden zudem wegen gemeinsamer Autodiebstähle in der DDR zu Gefängnisstrafen verurteilt. Während dieser Haftzeit hat der Angeklagte nach eigenen Angaben den Bau von Waffen gelernt - in einer Souvenirwerkstatt, in der auch Waffen für Staatsgäste Erich Honeckers verziert worden seien. Zur Polizei ging der Freund auch dann nicht, als der Lastwagenfahrer bei ihm in einer Garage in Halle zwei Beutel deponierte und er darin später eine Waffe fand.
Der Fernfahrer hatte vor Gericht gestanden, über Jahre hinweg vom Steuer aus auf andere Lastwagen geschossen zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm 171 Fälle vor, fünf davon wertet sie als versuchten Mord. Dies weist die Verteidigung zurück, der Mann selbst betont, er habe auf die Ladung gezielt und niemanden verletzen wollen. Als Motiv nannte er Frust im Straßenverkehr, berichtete von rabiatem Fahrverhalten und Überfällen auf Rastplätzen.
Chefs und Kollegen beschrieben den Angeklagten am sechsten Verhandlungstag als „ehrliche Haut”, als fleißigen und sozialen Menschen, der schon mal zwei Wochen unbezahlten Urlaub nahm, um sich um seine pflegebedürftigen Eltern zu kümmern. Allenfalls eine gewisse Sturheit seines früheren Mitarbeiters war dem Geschäftsführer aufgefallen. „Alle waren genau wie ich absolut fassungslos”, sagte der Fuhrparkleiter über die Festnahme.
Ein schnelles Ende des Prozesses ist nicht zu erwarten: Das Gericht setzte zusätzlich zu den geplanten Terminen am kommenden Donnerstag, Freitag und Montag sechs weitere Verhandlungstage bis Ende Oktober an. (dpa)