Düsseldorf. Der Lang-LKW bleibt ein Politikum für Gegner und Befürworter des neuen Fahrzeugkonzeptes. Das zeigte sich in einem Sachverständigengespräch im Europaausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags Anfang dieser Woche in Düsseldorf. Die Gegner des 25-Meter-LKW befürchten, dass die Pläne der EU-Kommission, den Lang-LKW im grenzüberschreitenden Verkehr zwischen zwei Staaten zuzulassen, wenn die Fahrzeuge schon in beiden Staaten erlaubt sind, zum Einfallstor für schwerere Lang-Transporter in Europa werden könnten.
„Es gibt gar keinen Grund, sie einzuführen“, stellte Dirk Flege von der Allianz pro Schiene im Europaausschuss des Landtags kategorisch fest. Gerade für NRW seien Gigaliner-Fahrten eine „heikle“ Angelegenheit. Das Bundesland beteiligt sich bislang nicht am bundeweiten Feldversuch für Lang-LKW. „Der Verkehr frisst all das auf, was in anderen Sektoren mit Milliardeninvestitionen erreicht ist“, kritisierte der Grüne EU-Abgeordnete Michael Cramer in Hinblick auf die EU-Klimaziele.
Schwerere Gigaliner stünden hierzulande nicht zur Diskussion, entgegnete der Unternehmer Siegfried Serrahn von der Spedition + Logistik GmbH und warnte vor blinder Panikmache. „Fakt ist, dass der Lang-LKW einen Kostenvorteil gegenüber dem Standard-LKW von 15 bis 20 Prozent hat“, unterstrich Hans-Paul Kienzler von der Verkehrs-Beratungsfirma Progtrans. Verkehre würden sich seiner Meinung nach wohl verlagern. Trotzdem müsse allen klar sein, dass die in Deutschland möglichen Gigaliner nur für bestimmte leichte Güter von Vorteil seien. Schließlich werde das bislang zulässige Maximalgewicht von 40 Tonnen einfach auf einen längeren Transporter mit mehr Volumen verteilt. „Lang-LKW sind eine Lösung für ein kleines Segment“, bestätigte Marcus Hover vom Verband Verkehrswirtschaft und Logistik NRW. Sein Verbandskollege Christoph Kösters betonte außerdem, es grenze an Fantasie, zu glauben, alle Güterverkehre auf die Schiene bringen zu können. Dort gebe es jetzt schon Engpässe: „Wir müssen vielmehr einen co-modalen Ansatz wählen“, forderte Kösters. Es gelte, alle Verkehrsträger verbessern, um den wachsenden Güterverkehr zu bewältigen.
Der Verband Spedition und Logistik NRW könne jedenfalls nicht nachvollziehen, warum NRW anders als etwa Hessen nicht bei den Testversuchen mitmische, kritisierte Vorstandsmitglied Rüdiger Ostrowski. Die Sorge, dass Güterverkehre massenweise von Schiene und Schiff auf die Straße abwanderten, sei völlig unbegründet, befand der Verbandssprecher. Es gehe doch nicht um einen flächendeckenden Gigaliner-Einsatz, sondern lediglich um spezielle Strecken. (diwi)