Kassel. Wenn in Kassel frühmorgens die Mülltonnen geleert werden, können die Anwohner in manchen Straßen weiterschlafen. „Die Zeiten, in denen die Müllabfuhr deutlich zu hören war, sind vorbei”, freute sich die Sprecherin der Stadtreiniger, Birgit Knebel, bei der Vorstellung des neuen Fahrzeuges. Einer von 30 Müllwagen wurde für einen Aufpreis von 80.000 Euro auf den leisen Elektroantrieb umgestellt. Das Fahrzeug hat dann zwar noch einen Dieselmotor für längere Strecken, doch das Anheben der Tonnen und das Pressen des Mülls läuft über eine Batterie. Auch kurze Strecken von Tonne zu Tonne schafft der Elektroantrieb.
Hessenweit ist es das erste E-Fahrzeug. Statt lautem Getöse ist in Kassel nur leise die Hydraulik zu hören, wenn der Wagen seine Runden dreht. „Wir haben in eine neue Technik investiert. Wenn man die nicht testet, kann man sie nicht weiterentwickeln”, erklärte Knebel das Konzept. Dank der Batterie sei der Wagen deutlich leiser und verbrauche weniger Diesel-Kraftstoff. Bislang läuft das Vorhaben nach Plan. „Im ersten Monat konnten wir 20 Prozent des Diesel-Verbrauchs einsparen”, erzählte Knebel. Durch die Photovoltaik-Anlage auf dem Werkstatt-Dach ist auch der Stromverbrauch über die Batterie umweltfreundlich. „Wir produzieren selbst 37.000 kWh im Jahr”, so Knebel.
Nur drei ähnliche Fahrzeuge sind in Deutschland unterwegs
Als „wichtigen Beitrag zu Umwelt- und Klimaschutz”, lobte Abfalldezernent Christof Nolda das Vorhaben. „Gerade als kommunaler Betrieb müssen wir uns fragen, wie wir mit Energie und Klimaschutz umgehen”, kommentierte der Betriebsleiter der Stadtreiniger, Gerhard Halm. Nur drei ähnliche Fahrzeuge sind in Deutschland unterwegs. Skandinavien und die Schweiz seien in diesem Bereich deutlich weiter.
„Für die Kollegen, die Aufladen, hat sich der Lärmpegel deutlich reduziert”, berichtete Werkstattmeister, Stefan Weiland, vom neuen Lärmschutz der Mitarbeiter. Über Nacht kommt das 16 Tonnen schwere Gefährt an die Steckdose. „Nach der Ladung können wir wieder zwei bis zweieinhalb Touren am Tag fahren.” Etwa zehn Jahre wird das neue Fahrzeug täglich Tonnen leeren, bevor es mit einem Tachostand von etwa 200.000 Kilometern in den Reservefuhrpark wechselt.
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) begrüßte das Projekt. „Elektromobilität ist kein Allheilmittel, aber es ist wichtig, neue Felder auszuprobieren”, fasste Verkehrsreferent Daniel Sidiani vom VCD zusammen. Das Einsparen von Kohlendioxid, Feinstaub und Stickoxiden sei ein großer Vorteil. „Gerade in verstopften Innenstädten kann das zu einer deutlichen Verbesserung führen.” (dpa)