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Elflein und der Lang-LKW

26.11.2014 11:19 Uhr
Elflein und der Lang-LKW
Rüdiger Elflein führt das Familienunternehmen Spedition Elflein seit 2010
© Foto: Spedition Elflein

Kein anderes Unternehmen betreibt mehr Lang-LKW im Rahmen des Feldversuchs als die Bamberger Spedition Elflein. Über die positiven Erfahrungen spricht der Unternehmenschef Rüdiger Elflein.

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Die Spedition Elflein hat vor kurzem den Bestand an Lang-LKW von zehn auf 17 vergrößert. Bis Mai 2015 sollen fünf weitere hinzukommen. Was sehen Sie in diesem Transportmittel, was andere Spediteure nicht sehen?
Im Grund genommen erst einmal eine vernünftige Alternative, um die künftigen Verkehrsströme in Deutschland und Europa weiterhin wirtschaftlich abzuwickeln.

Was glauben Sie, warum andere Spediteure so zurückhaltend beim Einsatz von Lang-LKW sind?
Es hängt damit zusammen, welches Transportgut man transportiert und welche Ladungsstrukturen kundenseitig zur Verfügung gestellt werden. Es ist natürlich einfacher, einen Lang-LKW einzusetzen, wenn man regelmäßige Verkehre hat und schwieriger, die Einheiten bei verschiedenem Ladegut einzusetzen.

Sie aber haben gute Partnerschaften?
Genau. Hauptsächlich im Automobil- und Kunststoffbereich. Mit den Lang-LKW sind wir hauptsächlich für BMW und Daimler im Einsatz. Transportzwecke sind geregelte Verkehre im Zu- und Ablauf. Das sind teilweise auch zeitkritische Transporte.

War der Einsatz des Lang-LKW ursprünglich eine Kundenanforderung oder kam der Impuls von Ihnen?
Das kam in gemeinsamen Diskussionen zustande. Die Firma Daimler in Sindelfingen hatte für das Thema eine große Leidenschaft entwickelt; deshalb war Daimler bei unserem Einsatz der erste Kunde. Wir hatten aber schon 2006 in der Automobilindustrie Testfahrten vorgenommen. Deshalb war das Unternehmen auf uns zugekommen. So haben wir uns zeitnah die Basis gelegt, in 2012 zu starten. Klar ist aber auch: Wenn Sie keinen Kunden haben, der eine gewisse Innovationsorientierung hat, brauchen Sie das Thema nicht angehen. Es müssen alle Prozesspartner mit ins Boot genommen werden.

Die Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) kommt hinsichtlich des Feldversuchs Lang-LKW zu einem positiven Zwischenergebnis. Wie bewerten sie den Bericht?
Ich bewerte ihn ganz klar positiv. Vor- und Nachteile wurden einander sachlich gegenüber gestellt. Keine der Befürchtungen, die zum Beispiel die Allianz pro Schiene oder sonstige Skeptiker dargestellt haben, haben sich im Endeffekt eingestellt.

Der Bericht weist aber auch auf Probleme hin. War Ihr Unternehmen betroffen?
Von den vier Unfällen, von denen im Feldversuch Lang-LKW die Rede ist, betreffen zwei unser Unternehmen. Das waren aber beides Vorfälle, die in einem normalen Verkehrsverlauf genauso geschehen wären. Einmal hat sich ein PKW auf der Einfädelspur noch vor dem LKW reindrängeln wollen. Beim anderen Mal war es ein technischer Defekt am gegnerischen Fahrzeug, der zum Unfall führte, nicht der Lang-LKW war schuld. Als uns die Parlamentarische Staatssekretärin Dorothee Bär kürzlich in unserem Werk in Leipzig besuchte, sagte sie, dass die Defizite, die noch da sind, wie längere Parkbuchten oder Buchten in Tunneln, nach und nach umgesetzt werden müssten. Das sehe ich auch so. Für die aufgetretenen Probleme sind nicht kurzfristig, aber mittel- und langfristig Lösungen möglich.

Hat Ihr Unternehmen Probleme mit zu kurzen Park- oder Haltebuchten machen müssen?
Nein, es ist ja meistens an einem Parkplatz eine Längsspur, von daher ist die Überlänge bislang nie ein Problem gewesen. Die meisten unserer LKW fahren so, dass es keine Übernachtungen im LKW gibt. Sprich: der Stopp beschränkt sich nur auf eine kurze Pause des LKW-Fahrers.

Welche Erfahrungen haben Sie in punkto Wirtschaftlichkeit gemacht?
Der Lang-LKW ist auf den gegebenen Strecken, wenn man mit voller Auslastung hin und zurück fahren kann, zirka 15 bis 20 Prozent wirtschaftlicher als ein herkömmlicher Sattelzug. Teilweise sogar 25 Prozent. Es kommt immer ein Stück weit darauf an, wie hoch das Gewicht ist und welche Kombination eingesetzt wird.

Laut Homepage der Bast sind 87 Lang-LKW im Einsatz. Können Sie abschätzen, wie viel ihre 17 Lang-LKW vom gesamten Transportvolumen abdecken?
Zirka 50 Prozent. Bei einem Treffen der Bundesanstalt für Straßenwesen vor eineinhalb Jahren waren von 45 Fahrzeugen 25 pro forma angemeldet. Wenn man die herausrechnet und hinzurechnet, dass wir unsere Fahrzeuge sehr gut auslasten, teilweise im Zweischicht-Betrieb, kommen wir auf eine relativ hohe Kilometerlaufleistung. In Relation zur Gesamt-Kilometer-Laufleistung kamen wir auf einen Wert sogar über 50 Prozent.

Sie setzen nicht auf die gängige Acht-Achs-Kombination. Können Sie das erläutern?
Wir haben die Fahrzeuge noch einmal optimiert. Wir fahren nicht mit acht Achsen, sondern lediglich mit sechs Achsen. Dadurch können wir den Roll-Widerstand reduzieren und die Nutzlast erhöhen, wodurch wir auf einen gewissen Verbrauchsvorteil kommen. Leider haben die bekannten Hersteller die Entwicklung notwendiger Konstruktionen abgelehnt. Bei der Umsetzung der Fahrzeugkombinationen war der Fahrzeugbauer Kotschenreuther unser maßgeblicher Partner.

Wie haben Sie die technische Umsetzung der Spezialkonstruktionen hinbekommen?
Die Basisberechnungen wurden durch die TU München durchgeführt. Diese haben wir bei einem Gedankenaustausch bei der Bast kennengelernt. In dem Zusammenhang haben wir gefragt, ob die TU München die Fähigkeiten und Möglichkeiten hat, eine Prüfbarkeit von Fahrwägen zu leisten. Das konnte die TU leisten. Und so waren wir ganz schnell im Geschäft.

Was passiert nach dem Feldversuch mit den Fahrzeugen – Sie können ja nicht sicher sein, dass über das Jahr 2016 hinaus, Lang-LKW-Fahrten möglich sind?
Zum einen können wir die Fahrzeuge so kombinieren, dass ganz normale Jumbo- und Sattelzüge draus werden. Zum anderen ist es ein Stück weit unternehmerisches Risiko, das wir da tragen. Von den elf Einheiten, die wir aktuell mit Dolly fahren, würden die Dollys am Ende übrig bleiben. Die müssten wir nach dem Feldversuch weiterverkaufen. Als Optimist vertraue ich aber darauf, dass die Vorteile die Risiken des Feldversuches überwiegen und die Lang-LKW auch langfristig im Einsatz sind.

Das Interview führte VR-Redaktionsvolontär Michael Simon

Hintergrund:
Die Spedition Elflein hat ihren Bestand an Lang-LKW um sieben auf 17 erweitert. Bis Mai 2015 will das Unternehmen fünf weitere auf die Straße bringen. Aktuell beteiligen sich laut Bundesanstalt für Straßenwesen 39 Unternehmen mit 89 Lang-LKW am Feldversuch. Damit wird bald jeder vierte Lang-LKW in Deutschland von Elflein eingesetzt. Die Spedition verwendet zumeist die Kombination von Motorwagen, Dolly und Auflieger. (ms)

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