Erst im Januar hatte der Kion-Konzern eine groß angelegte Zusammenarbeit mit dem Chiphersteller und KI-Spezialisten Nvidia und den Digitalisierungsexperten von Accenture verkündet, um die industrielle Automatisierung auf ein neues Level zu heben. Konzerntochter Linde Material Handling (MH) wird nun in einem Tech-Showcase auf der Messe LogiMAT, die am 11. März in Stuttgart beginnt, zeigen, wie die Produktvision funktionieren soll. So ist auf einer Erweiterungsfläche des Linde-MH-Messestandes ein Szenario zu sehen, wie manuelle und automatisierte Flurförderzeuge mithilfe von KI-Technologie orchestriert zusammenarbeiten.
„Maschinelles Lernen und neuronale Netze werden das Lager leistungsfähiger machen“, stellt Ulrike Just, Mitglied der Geschäftsführung von Linde MH, in Aussicht. „Der Warendurchsatz steigt, manuelle und automatisierte Flotten lassen sich optimieren, das Personal effizienter einsetzen. Unter dem Strich führt das zu deutlichen Kostenersparnissen für die Unternehmen“, so Just.
Im ersten Schritt manuelle Flurförderzeuge vernetzen
Zunächst geht es bei Linde MH nun in einem ersten Schritt darum, die manuellen Flurförderzeuge zu vernetzen. Dafür entwickelt der Intralogistiker aktuell ein System zur Echtzeitlokalisierung, das sowohl innerhalb von Lagerhallen als auch außerhalb von Gebäuden funktionieren soll. Ermöglichen soll die lückenlose Standortverfolgung eines Fahrzeugs und nutzt dafür eine so genannte „low infrastructure“-Ultra-Breitband-Technologie. Über ein Display erhalten die Fahrer Anweisungen zur Navigation durch das Lager oder bekommen neue bzw. geänderte Fahraufträge mitgeteilt. Dabei kombiniert das System Standort- mit Fahrzeugdaten, wie beispielsweise den Lenkwinkel. Auf diese Weise kann die Route in Echtzeit angepasst werden, wenn beispielsweise an Fahrwegen zu viel Verkehr und damit Zeitverlust entstehen sollte.
Digitaler Zwilling im zweiten Schritt
Die Zusammenarbeit und Routenoptimierung zwischen manuellen und automatisierten Flurförderzeugen würde den zweiten Schritt bedeuten, stelle laut Linde MH jedoch aufgrund der wachsenden Komplexität wesentlich höhere Anforderungen an die Rechenleistung von Computern. „Wenn 100 oder mehr Fahrzeuge koordiniert werden sollen, gelingt das nur mit einer übergeordneten Intelligenz und einer Hardware, die derart große Datenmengen verarbeiten kann“, erklärt Ron Winkler, Managing Director der Digital Business Unit von Linde MH. Und hier komme die KI der NVIDIA Omniverse-Plattform ins Spiel. „Es wird ein digitaler Zwilling des Lagers aufgebaut, ein virtuelles 1:1-Abbild der physischen Realität“, stellt Winkler in Aussicht. Dort ließen sich in Sekundenbruchteilen Simulationen rechnen. Entweder zur Optimierung von Fahrwegen und zur optimalen Koordination von AMRs sowie manuellen Flurförderzeugen oder um Optimierungen in bestehenden Lagerlayouts zu erzielen.
Intelligente Kamerasysteme
Das Tracken von Ladungsträgern, AMRs, manuell geführten Fahrzeugen sowie die Überwachung der Ladung und der Lagerzonen sollen dann intelligente Kamerasysteme an der Infrastruktur sowie an den manuellen und automatisierten Fahrzeugen übernehmen. Deren Bilder werden von der KI direkt interpretiert und weiterverarbeitet.
Konkret zeigt das der Showcase auf dem Messestand: Ein Staplerfahrer bringt mit seinem Linde-Elektrostapler Ware in die Lager-Vorzone. Vom definierten Übergabebereich nimmt ein rein automatisiert fahrender Linde-Hochhubwagen die Palette auf, um sie ins Lager zu befördern. Um Material und Waren auf der Omniverse-Plattform nahtlos zu dokumentieren und nachverfolgbar zu machen, macht die Fahrzeugkamera des manuellen Staplers bei der Palettenaufnahme automatisch ein Bild des Ladeguts und speichert es im System. Gleichzeitig erkennt sie Personen und Hindernisse und passt das Verhalten des Fahrzeugs sofort situationsgerecht an. Die stationären Kameras im Lager liefern zum einen Informationen über die Belegung der Stellplätze an das System, zum anderen registrieren auch sie mögliche Kollisionen mit Personen und können eine Geschwindigkeitsreduzierung der Fahrzeuge veranlassen.