Berlin. Reden hilft: Viele Auszubildende brechen ihre Lehre nicht aus Desinteresse an der Arbeit ab, sondern aus Frust über die schlechte Gesprächskultur im Betrieb. Das geht aus einer von der Vodafone Stiftung geförderten Studie des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen vor, die am Sonntag veröffentlicht wurde. Eine Zusammenfassung der Studie liegt der Deutschen Presse-Agentur vor, zuvor hatte die „Welt am Sonntag” darüber berichtet.
2015 wurden der Studie zufolge 142.000 Ausbildungsverträge in Deutschland vorzeitig aufgelöst. Dies entspreche einer Quote von fast einem Viertel. Die Experten empfehlen, Ausbilder sollten sich regelmäßig vor allem im Umgang mit Konflikten weiterbilden. Zudem sollte es dauerhaft finanzierte Informations- und Beratungsstellen geben, an die sich kleinere Betriebe und Lehrlinge wenden könnten.
In Klein- und Kleinstbetrieben, die rund 44 Prozent der Azubi-Plätze stellen, werden der Untersuchung zufolge besonders oft Ausbildungsverträge aufgelöst. Diese Betriebe stünden unter enormem wirtschaftlichen Druck, hätten wenige finanzielle und personelle Freiräume, um die Ausbildung zu gestalten, und seien oft sehr hierarchisch aufgebaut. Im Streitfall träfen Azubi und Ausbilder oft „ungepuffert” aufeinander.
Vor wenigen Tagen erst hatten Arbeitsmarktforscher mitgeteilt, dass Jugendliche sich ihren Wunsch-Beruf häufig ganz anders vorstellen. Als Paradebeispiel nannte die Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg den Beruf des Kochs. Viele Jugendliche ließen sich von Fernsehsendungen inspirieren. Die Shows entsprächen aber nicht der Ausbildungsrealität, die mit körperlicher Arbeit, Stress und hoher Konzentration verbunden sei. (dpa)