Wo nur Zeit zählt!

Der Schlepper wuchs in den letzten Jahren in einigen Sparten zum Konkurrenten für den Lkw heran: Er braucht keine Fahrerkarte, wurde erheblich schneller und kann mittlerweile genauso schwere Dreiachser wegziehen wie ein Lastwagen. Vor allem auf unwegsamen Großbaustellen gruben die hochgeländegängigen Traktoren so manchem Unternehmer die Aufträge ab oder manche Fuhrunternehmen ergänzten ihre Fuhrparks um Traktoren mit Kippanhängern. Nicht betroffen davon ist der Silobereich aufgrund der unveränderten Logistikkette: Hier bleibt es bei Straßenfahrwerken, ebenso wie das Hauptthema das Gewicht bleibt, wie Tabea Röhrle, Marketingleiterin von Spitzer Silo, angibt. Bei den kippbaren Silosatteln reicht das Programm von rund 53 bis 60 Kubikmeter (SK 2753 CAL bis SK 2760 CAL), bei Gliederzügen, Aufbauten und Anhängern von rund 30 bis 33 Kubikmeter (API 31/4 M und SAPI 1833/3 M), während die liegenden Siloauflieger von etwa 55 bis 63 Kubikmeter reichen (SF 2755/4 P, SF 2763/4 P). Dass Zeit immer wichtiger wird, zeigt laut Röhrle die Nutzung von Schnellverladungen seitens der Verlader, wo immer wieder auch einzelne Teilladungen im Vorfeld verwogen werden. Beim Beladen der Silos spart man die Zeit durch schnelleres Öffnen der Einfülltrichter mittels Schiebedomdeckel. Beim Entladen helfen bei landwirtschaftlichen Schüttgütern dagegen mattenlose Auflockerungssysteme inklusive pneumatischer Bedienelemente samt fast verschleißfreier Absperrorgane. Fest im Markt etabliert haben sich ihren Angaben zufolge die Komposit-Fahrzeuge, die allerdings im europäischen Ausland noch besser angenommen werden als auf dem Heimatmarkt, der hier laut Röhrle "etwas zurückhaltender" agiert. Gestiegen sei aufgrund des "Gülletourismus" die Nachfrage nach speziellen Güllefahrzeugen, die Spitzer entsprechend ausrüstet. Große, leichtgewichtige Mulden im Trend Eine ähnliche Aussage trifft Kässbohrer-Geschäftsführerin Iffet Türken in Goch, wo man sich im Bereich der Gülletankfahrzeuge mit 26 Prozent Marktanteil die deutsche Marktführerschaft gesichert haben möchte. Sehr aktiv in dem Bereich sind auch D-Tec und Fliegl. Ebenfalls im Trend liegen große, leichtgewichtige Agrarmulden. So hat Fliegl sein Programm jüngst um den Sattelkipper Light Master Agrar vor allem für die Agrarlogistik und osteuropäische Märkte entwickelt. Dabei setzt Fliegl auf eine verschleißfeste Stahlmulde mit schräger Stirnwand. Die Seitenwände und der Muldenboden sind durchgehend vier Millimeter stark. Als Heckwand fungieren zwei Alu-Flügeltüren mit je einem Kornschieber. Durch die Leichtbauweise soll der Light Master nur 6,75 Tonnen wiegen. Die Mulde liegt auf einem stabilen, aber gewichtsoptimierten Stahl-Chassis. Die leichte Stahlmulde sieht Fliegl als kostengünstige Alternative zur reinen Alumulde. Auch Langendorf legt hier nach: Unter dem Namen AgrarKipper präsentierten die Waltroper einen Sattelkipper, der speziell auf die Erfordernisse in der Landwirtschaft abgestimmt ist. Die Alukastenmulde ohne Kröpfung im Boden bietet bis zu 73 Kubik Ladevolumen. Trotz der umfangreichen Ausstattung soll der AgrarKipper laut Pressereferent Robert Otto leer nur 5900 Kilogramm wiegen. Zur spezifischen Ausstattung gehören robuste Scheibenbremsen, eine Liftmöglichkeit der ersten Achse und RSS (Roll Stability Support mit automatischer Absenkung um 60 Millimeter beim Kippvorgang). Die Mulde selbst wurde ebenfalls einsatzspezifisch modifiziert: Die senkrechte Stirnwand bietet innen und außen Tritte. Die oben mit Doppelscharnieren pendelnd gelagerte Rückwand ist als kombinierte Doppelflügeltür ausgeführt und kann so auch seitlich geöffnet werden. Verriegelt wird die Rückwand pneumatisch. Die Teilung der Tür beträgt 1/3 zu 2/3. Natürlich ist auch ein Getreideschieber an Bord. Die serienmäßige Rollplane verfügt über eine schwenk- und herausnehmbare Planenauflage. Eine Steigung von 150 Millimetern soll das Wasser ablaufen lassen. Im Standard wird der Agrarler mit einer Niederdruck-Hydraulikanlage geliefert, optional ist eine Hochdruck-Hydraulik im Programm. Für das Abstellen eines beladenen Kippers sind teleskopierbare Stützwinden verfügbar. Ähnliche Versionen haben auch Carnehl, Kempf oder Schmitz Cargobull in ihren Kipperprogrammen. Bei Carnehl macht der Anteil der landwirtschaftlich genutzten Fahrzeuge laut Techniker Clemens Heinrich aber nur rund zehn Prozent aus. Am meisten geordert wird hier der Getreideschieber. Fragt man nach den häufigsten Verschleißteilen, nennt Heinrich für die landwirtschaftlichen Einsätze Dichtungen und Spriegel. Bei Fliegl verfolgt man, ähnlich wie beispielsweise bei Krampe oder Reisch, auch den Ansatz, Fernverkehrsaufbauten auf landwirtschaftliche Fahrgestelle respektive Landwirtschaftsaufbauten auf Fernverkehrschassis zu setzen. Alle drei Hersteller sind nämlich in beiden Segmenten aktiv. Ein Beispiel dafür ist der Rollbandwagen Bandit von Krampe, der auch im Fernverkehr angeboten wird. Verena ven der Buss, Marketing-Managerin von Krampe, erklärt dazu, dass bei den Krampe-Kippern 80 Prozent in der Landwirtschaft verkauft werden, die wiederum nur noch zu zwanzig Prozent direkt um den Kirchturm fahren, während 80 Prozent auf mittleren Entfernungen laufen. Gern geordert wird die hydraulische Heckklappe mit Getreideschieber, dazu kommen Lenkungssysteme und elektrische Verdecke. Dieses Zubehör ordern die Kunden laut ven der Buss auch gern bei den Bandit-Rollbandwagen, die meist zwischen 55 und 70 Kubikmeter Volumen geordert werden. Die Vorteile der Abschiebetechnik Fliegl hält mit seinem in der Landwirtschaft bestens bekannten Abschiebewagen ASW dagegen, der auch auf Fernverkehrsfahrgestelle gesetzt werden kann. Im Fernverkehr nicht durchsetzen konnte sich der Pushing-Floor, der prinzipbedingt teurer und schwerer als der Standardschubboden ist, dem er weichen musste. Trotzdem ist die Abschiebetechnik in Sachen Geschwindigkeit unschlagbar. Die kurze Entladezeit ist auch der Hauptgrund für die Rollband- respektive Abschiebetechnik, die in der Landwirtschaft den Schubbodenanhänger zum "Umladebehälter" für den anschließenden Straßentransport degradiert. Nichtsdestotrotz setzt Reisch einen schnellen Cargofloor-Schubboden aus dem Fernverkehrssegment auf ein landwirtschaftliches Chassis und schuf so den Agrifloor, der mit rund 80 bis 90 Sekunden zwar eine Idee langsamer entlädt als die Abschieber, dafür aber mit günstigem Leergewicht punkten kann. Da man wegen der breiten landwirtschaftlichen Räder die Längsträger von 1,3 auf einen Meter zusammenschieben muss, ist der Agrifloor prinzipbedingt deutlich wankfreudiger als die Straßenversion. Das gleicht Reisch laut dem Vertriebsleiter der Agrarfahrzeuge, Reinhard Metzger, mit Stabis an allen Achsen und höherwertigen Stählen aus. Laut Metzger sind die ersten Rückmeldungen aus dem Markt bezüglich der Fahrstabilität "sehr positiv". Reisch lässt die Bretter "fliegen" Zwischen den Längsträgern sitzt ein Lüfter, denn der Agrifloor nutzt volle 180 Liter Ölleistung in der Minute, um die Bodenbretter so schnell hin- und herfliegen zu lassen - da kann es dann schon mal warm werden unter den Stäben. Werden 75 Grad Öltemperatur überschritten, schaltet das System sicherheitshalber ab. Außerdem bietet er Palettenbreite und kann so auch anderweitig eingesetzt werden. Gesteuert wird der Agrifloor per Fernbedienung, da auch im Schlepper die Tendenz immer stärker wird, alles vom Traktor aus erledigen zu können. Die ausziehbare Bodenplane wird dann per Luftratsche gerollt. Für den schnellen Powerspeed-Boden muss man rund 8500 Euro extra berappen. Die Stützlast gibt Reisch mit drei, optional vier Tonnen an. Wer eine schlagkräftige Silagekette braucht, kann die mit Abschiebern respektive dem Agrifloor durchaus beschleunigen. Neben dem Agrifloor hat Reisch einen Standard-Schubbodensattel in kurzer Version geparkt, der ebenfalls für den landwirtschaftlichen Einsatz optimiert wurde. Auch er ruht auf einem soliden Chassis. Am Heck fallen die Türbeschläge mit integrierten Gegenhaltern auf: Da Reisch diese mit ans Portal gepackt hat, bleibt das Heck laut Nutzfahrzeug-Vertriebsleiter Stadler immer sauber. Die Scharniere selbst hat Reisch modular aufgebaut und setzt, wo möglich, auf Schraublösungen. Auch bei der Plane kennt Reisch seine Pappenheimer und verbaut hier eine Schnellspanneinrichtung mit spezieller Aufrollkurbel und Zentralverriegelung. So reduziert man auch die nötigen Kräfte, um das Dach zu schließen, denn gerade in der Landwirtschaft wird laut Stadler immer gern "überhöht" geladen. Um diesen Kegel dann unter die Plane zu pressen, braucht es starke Arme. Die Planenhaken selbst sind nach vorn und hinten klappbar, was das Handling erleichtert. Außerdem hat Reisch die Pinbelegung auf einem Aufkleber an der Stirnwand aufgezeigt, was beim Koppeln mit dem Lkw und in der Werkstatt die Arbeit erleichtert. Auf der Wunschliste stünde eventuell noch ein etwas größerer vorderer "Balkon", den man auch anschrauben statt schweißen könnte. Generell merkt man dem sauber verarbeiteten Vorführer die hohe landwirtschaftliche Kompetenz an. Neue "Crossover"-Varianten Ähnlich verfuhr Reisch mit dem Agrimaxx, bei dem man einen 52-Kubik-Alukipper, ebenfalls aus dem Straßenprogramm, auf ein landwirtschaftliches Fahrgestell mit Dolly setzte. Der wiegt dann mit rund 8,5 Tonnen kaum mehr als eine 32-Kubik-Mulde. So kann man mit zwei Umläufen so viel Material fahren wie vorher mit dreien. Auch hier konnten Luftfederbälge und Stabis den schmaleren Längsträgerabstand ausgleichen. Den Überschneidungen im landwirtschaftlichen Sektor sehen nicht nur die beiden Reisch-Verkaufsleiter für Landwirtschaft und Straße, Reinhard Metzger und Paul Stadler, jedenfalls gelassen entgegen: Denn für weitere "Crossover-Trailer" bietet nicht nur die Reisch-Palette noch viele Möglichkeiten. Der Reisch Agrimaxx im Praxiseinsatz Wo die Landwirtschaft andere Fragen stellt als ein Logistiker Franz Löffler ist einer der ersten Kunden des im August 2014 präsentierten Reisch Agrimaxx. Der Vorstellung der Logistikbranche, dass ein Fahrzeug laufen muss, um Geld zu verdienen, erteilt er eine Absage: "In der Landwirtschaft haben wir Ernte- und damit Transportfenster von zehn bis maximal zwanzig Tagen. Und dann brauchen wir sofort alles verfügbare Volumen", erklärt der Landwirt und bringt seinen Bedarf so auf den Punkt: "Was kann ein Fahrzeug zum richtigen Zeitpunkt?" Denn Löffler ist als Verlader und Transporteur in einer Person vom Wetter abhängig und kann sich in der Erntesaison keinen Stillstand erlauben. Zumal sich die Erntezyklen erschwert haben: In kürzerer Zeit müssen mehr Fläche und Ertrag bearbeitet werden und das Wetter wurde in den letzten Jahren extremer. Schon ein Tag Regen kann die Erntequalität stark verschlechtern. Deshalb fährt er lieber zwei Mal mit einem großen als drei Mal mit einem kleinen Anhänger. Das Fahrwerk erlaube ein "schönes Fahren auf der Straße ohne Wanktendenzen", wenngleich er beim Luftdruck Kompromisse eingehen muss: Auf der Straße wären 2,5 bar ideal, auf dem Acker wegen den Bodendrücken 0,8 bar - sodass Löffler aktuell 1,6 bar als Idealdruck eingestellt hat. Wie wichtig in der Landwirtschaft die Bodendrücke sind, beweist auch die exakte Einstellung der Sattelplatte, die im Laufe der Zeit ein paar Zentimeter nach vorn rückte. Sollte dem Schlepper trotzdem mal die Traktion ausgehen, kann er die erste Trailerachse liften. Trotzdem: Mehr als vier, maximal fünf Tonnen Bodendruck sind nicht drin. Mit dem Agrimaxx fährt er vor allem Getreide und Silage und ist nebenher bei Bedarf noch als "Lohnunternehmer" für Kollegen tätig. Straßentransporte zu übernehmen, kommt ihm dabei nicht in den Sinn, zumal die Bedienung der landwirtschaftlichen High-Tech-Geräte einen Profi erfordert: Ausflaggen oder einen günstigen Fahrer auf den Zug setzen? Für Löffler undenkbar! gs

DKV Mobility und MFG: Neue Partnerschaft für ultraschnelles Laden in Großbritannien

KEYOU bringt schweren Wasserstoff-Lkw auf den Markt

Transformation des Straßengüterverkehrs: Aiwangers Plan für eine grüne Logistikzukunft

Umstrittenes Personal für neue EU-Kommission

Neue Auto-Strafen in Italien wegen verschärfter Straßenverkehrsordnung

Alle Schlagzeilen

Wo nur Zeit zählt!

HASHTAG

#Trailer

Der Weg zur Nummer 3

Mit Alternativtechnik schwerer

Wo ein dicker Hals "mega-out" ist

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Area HR Business Partner

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

WEITERLESEN

NEWSLETTER