"Wir operieren sauber"

Den Golf-Airlines werden immer wieder mal unfaire Wettbewerbspraktiken vorgeworfen. Wie kommentieren Sie das? Es gibt immer Menschen, die Dinge anders beurteilen. Unsere Airline würde aber nicht existieren, wenn unsere Kunden in unserem Service keinen Mehrwert für sich sehen würden. Auch in Deutschland schätzen die Produzenten und Endverbraucher genau diesen Mehrwert, den sie durch uns haben. Kauft Emirates das Flugbenzin zu Weltmarktpreisen ein wie andere Airlines? Natürlich bezahlen wir den gleichen Preis, auch wenn viele Menschen behaupten, dass wir von unserer Regierung subventioniert werden und dadurch preisgünstiger als andere tanken können. Wir haben, das betone ich, die gleichen Kosten wie die anderen Airlines. Wir agieren absolut professionell und veröffentlichen jedes Jahr unsere Geschäftszahlen. Das heißt, Lufthansa Cargo kann in Dubai genau so billig tanken wie Emirates? Aber natürlich! Wir sind wie Lufthansa eine internationale Airline. Wir tanken ja auch nicht ausschließlich an unserem Zentralhub in Dubai. Wir tanken überall auf der Welt. Und da bezahlen wir genau so viel wie andere Airlines auch. Emirates zahlt für Sprit und Flugzeuge die gleichen Preise wie andere Airlines; Emirates bezahlt seine Piloten sogar besser als die Airlines hier in Europa. Sie haben also genau so hohe, wenn nicht sogar höhere Kosten wie die anderen. Trotzdem ist Emirates SkyCargo erfolgreicher. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? Wir fokussieren uns auf unsere Kunden. Dabei unterstützt uns sicher auch unser Sitz in Dubai. Dubai liegt geografisch sehr günstig. Wir sitzen im Zentrum der Welt: Dubai ist sieben Stunden von Europa entfernt, sechs bis sieben Stunden von Asien und vier bis fünf Stunden von Afrika. So können wir Menschen und Firmen dabei unterstützen, in neuen Märkten erfolgreich zu sein. Das schafft für jeden neue Gelegenheiten und neue Geschäftsmöglichkeiten. Vielleicht ist das unser Erfolgsgeheimnis. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und sein französischer Amtskollege Alain Vidalies haben angekündigt, gemeinsam mit der EU ein Luftverkehrsabkommen mit den Golf-Airlines anzustreben, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Wie kommentieren Sie das? Aus unserer Sicht ist das nicht notwendig. Wir haben heute schon einen fairen Wettbewerb. Es gibt Marktteilnehmer, die eine bestimmte Sicht auf Emirates haben. Aber wir operieren sauber. Wir sind in jedem Markt wettbewerbsfähig. Die EU hat angekündigt, die Landungsrechte notfalls einzuschränken. Dies würde Emirates unmittelbar treffen. Wie gesagt: Wir glauben an eine Open- Sky-Politik, von der die Kunden profitieren. Das ist für uns entscheidend. Für wie wahrscheinlich erachten Sie es, dass dieses Luftverkehrsabkommen zwischen der EU und den Golf-Airlines zustande kommt? Wir sind zuversichtlich, dass die EU der eigenen Wirtschaft hier nicht unnötig Steine in den Weg legt. Im Übrigen würde es sich nicht um ein Abkommen zwischen der EU und bestimmten Airlines handeln, sondern um eine Vereinbarung der EU mit bestimmten Staaten. Emirates SkyCargo hat im Januar All-in-Raten in der Luftfracht eingeführt. Um wie viel Prozent konnten Sie durch dieses neue Preissystem Ihre Frachttonnage und Ihren Umsatz steigern? Unser Geschäft ist eindeutig gewachsen. Für uns war das eine gute Entscheidung, auch wenn die Luftfrachtbranche darüber zunächst geschockt war. Denn die All-in-Raten sorgen für deutlich mehr Transparenz in der Luftfracht. Das begrüßen auch unsere lokalen und globalen Partner sehr. Vor allem für die Warenversender wird es mit der All-in-Rate viel einfacher. Sie können die Preise der einzelnen Anbieter nun viel leichter vergleichen. Um wie viel Prozent hat Ihr Umsatz in den ersten vier Monaten 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zugelegt? Unser Umsatz in der Luftfracht legt jedes Jahr kontinuierlich zu. Wie viel Prozent dieses Wachstums wir den All-in-Raten zu verdanken haben, kann ich Ihnen nicht sagen. Da spielen viele Dinge hinein. Welche Umsatz- und Tonnage-Ziele hat sich Emirates SkyCargo in diesem Jahr zum Ziel gesetzt? Wir werden unsere Kapazitäten erhöhen. Entsprechend dürften wir in diesem Jahr beim Umsatz um 10 bis 15 Prozent insgesamt wachsen. Wie sehen Ihre Planungen für Deutschland in diesem Jahr aus? Wir werden in Deutschland neue Fracht-Destinationen etablieren, insbesondere via Dubai im Unterdeck auf den neun täglichen Emirates-Passagiermaschinen ab Frankfurt, Düsseldorf und Hamburg. So fliegen wir zum Beispiel seit 3. Juni 2015 täglich nach Denpasar. Aktuell können mit Emirates SkyCargo ab Deutschland 81 Länder auf sechs Kontinenten erreicht werden. Weitere Destinationen und auch Vollfrachterziele sind in Planung, auch in 2015. Wie viel Euro Umsatz macht Emirates Sky-Cargo in Deutschland? Wir veröffentlichen grundsätzlich keine landesspezifischen Umsatzzahlen. Der Anteil Deutschlands am weltweiten Frachtvolumen von Emirates SkyCargo beträgt etwa sieben Prozent. Wie wichtig ist der deutsche Markt für Emirates SkyCargo? Was das Thema Kapazitäten angeht (in Terms of Capacities), ist Deutschland für Emirates und Emirates SkyCargo der zweitgrößte Markt. Deutschland ist, bildlich gesprochen, die Fabrik Europas, hier wird sehr viel produziert. Deshalb ist es für uns wichtig, in diesem Markt mit eigenen Kapazitäten Präsenz zu zeigen. Und wenn unsere Kunden integrierte Door-to-Door-Lösungen wünschen, machen wir auch das - im Zusammenspiel mit unseren Speditionspartnern. In welchen Bereichen sehen Sie in Deutschland die größten Wachstumspotenziale? Das größte Wachstumspotenzial sehen wir in der Pharma- und Healthcare-Branche. In Dubai halten wir dafür entsprechende Kapazitäten in puncto Temperierung vor. Zusätzlich bietet der E-Commerce noch wichtige Wachstumspotenziale. Wir stehen zum Beispiel mit Online-Plattformen wie Alibaba und Amazon in Gesprächen, wie wir diese unterstützen können, in bestimmten Märkten erfolgreich tätig werden zu können. Da können wir uns vorstellen, auch ein konkretes Produkt für Onlineshops, aber auch für Luftfrachtspediteure zu schaffen. Vita Nabil Sultan Nabil Sultan ist Chef von Emirates SkyCargo. Sein offizieller Titel ist Divisional Senior Vice President, Revenue Optimisation and Distribution. In dieser Funktion verantwortet er seit 2013 die Frachtsparte von Emirates. Sultan startete seine Karriere bei Emirates im Jahr 1990 zunächst in der IT-Abteilung im Passagiergeschäft. Zwischen 1995 und 2008 war er für die Airline in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sowie im Ausland tätig. Unter anderem war er für den Mittleren Osten zuständig und danach für Europa als Senior Vice-President, Commercial Operations for Europe. Seit 2009 war Sultan weltweit für den Vertrieb bei Emirates verantwortlich. eh Daten + Fakten Emirates SkyCargo Die Fluggesellschaft Emirates hat nach eigenen Angaben heute die weltweit größte Langstreckenflotte, bestehend aus 233 Großraumflugzeugen, inklusive 60 A380, 145 Boeing 777 und 14 Boeing-Vollfrachtern. Die Frachtdivision Emirates SkyCargo hat zwölf Jets vom Typ Boeing 777-F sowie zwei Boeing 747-400ERF. Im Geschäftsjahr 2013-2014 lag der Umsatz des Frachtbereichs bei 3,1 Milliarden US-Dollar (+9 Prozent). Das Frachtvolumen lag im gleichen Zeitraum bei 2,3 Millionen Tonnen.Die Frachtdivision bietet nach eigenen Angaben 144 Destinationen in 81 Ländern an, darunter 14 reine Frachtziele: Atlanta, Basel, Campinas Viracopos, Chittagong, Dschibuti, Eldoret, Hanoi, Kano, Liège, Lilongwe, Mexico City, Ouagadougou, Quito und Saragossa. eh