Wenn die Bank den Betrieb bewertet

Ein Logistikdienstleister, der beim Rating durch die Sparkasse mit der Note 4 abschneidet, kann zufrieden sein: "Es handelt sich um eine sehr gute Beurteilung", sagt Unternehmerberater Carl-Dietrich Sander aus Neuss. Er unterstützt kleine und mittelständische Unternehmen rund um die Themen Finanzierung, Liquidität und Rating. Bei der Commerzbank sei die Ratingnote 4,0 dagegen ein Alarmzeichen: Die Bank hält die Wahrscheinlichkeit für einen Kreditausfall für sehr groß und rechnet sogar mit der Möglichkeit einer Insolvenz des Unternehmens. Bei den Volks- und Raiffeisenbanken würde die Note vier bedeuten, dass ein Unternehmen bereits insolvent ist. Hier ist die Bewertung mit "3e" die denkbar schlechteste, mit der Unternehmen kurz vor der Insolvenz eingestuft werden. Und bei der Deutschen Bank wird das Ratingergebnis nicht in Ziffern, sondern in Buchstaben ausgedrückt: Die Palette reicht von "iAAA" als Top-Wert bis zu "iCCC-" für Sanierungsfälle. Verband vergleicht Notensystem Um die von der Bank vergebene Ratingnote besser beurteilen zu können, hat der Verband "Die KMU-Berater - Bundesverband freier Berater e.V." eine Vergleichsübersicht der Notensysteme der Ratingverfahren deutscher Kreditinstitute für Unternehmen zusammengestellt (siehe Kasten auf Seite 34). Dabei wurden sieben Abstufungen ermittelt. Stufe 1 bilden die ausgezeichneten Ratingnoten für Unternehmen mit höchster Bonität. Bis hinunter zur Stufe 7: Unternehmen, die sich hier finden, gelten als "Sanierungs-Engagement". Die Stufen-Einteilung erarbeiteten die Mitglieder der Fachgruppe Finanzierung-Rating der KMU-Berater auf der Grundlage vieler Bankgespräche, die sie gemeinsam mit ihren Kunden geführt haben. Für jede Stufe gibt es in der Zusammenstellung zudem Hinweise für Unternehmer, welche Aktivitäten je nach Stufe für sie sinnvoll sind, um sich ihre Unternehmensfinanzierung dauerhaft zu sichern. Der ausführliche Notenvergleich steht unter www.ratingnoten.kmu-berater.de zur Verfügung. Für Transport- und Logistikunternehmer ist es durchaus sinnvoll, den eigenen Status quo anhand der aktuellen Ratingergebnisse der Hausbanken zu ermitteln. "Das Rating und die dadurch ausgedrückte Kreditbereitschaft der Banken wird für Unternehmen immer wichtiger", sagt Sander, Mitglied bei den KMU-Beratern und Leiter der Fachgruppe Finanzierung-Rating. "Denn durch die Tiefzinsphase sind die Erträge von Banken und Sparkassen rückläufig und sie agieren zunehmend vorsichtiger bei der Kreditvergabe." Unternehmen sollten nachfragen Allerdings erleben Sander und seine Kollegen immer wieder, dass Banken und Sparkassen ihre Firmenkunden nicht über die Ergebnisse ihres Ratings informieren. "Mindestens ebenso oft fragen die Unternehmer aber auch gar nicht danach", so Sander. Das sollten sie aber. Denn vom Ergebnis des Ratings hängt nicht nur ab, ob die Bank bereit ist, die bestehenden Kreditlinien aufrechtzuerhalten oder vielleicht sogar auszuweiten. Auch die Höhe der Zinssätze, die von den Kreditinstituten dafür veranschlagt werden, basiert darauf. "Unternehmen, die ihre Verhandlungsposition bei Bankgesprächen realistisch einschätzen möchten, sollten ihre Ratingergebnisse kennen und ihren Bankbetreuer nach dem Erläuterungsbericht fragen", rät Sander. Sinnvoll sei es auch, mit den Ansprechpartnern bei den kreditgebenden Banken über das Rating zu sprechen und sie konkret nach den Stärken und Schwächen des Unternehmens aus Sicht der Bank zu fragen. "Der andere Blickwinkel eines Bankbetreuers und seine Hinweise zu Verbesserungen im Unternehmen, die wiederum das Rating positiv beeinflussen, können durchaus aufschlussreich sein", erläutert der Unternehmerberater. Im Grunde wird beim Banken-Rating mit mathematisch-statistischen Verfahren berechnet, wie die Bonität und wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass das betroffene Unternehmen in einem Jahr insolvent sein könnte. Jede Bank hat dazu ihre eigenen Methoden, doch alle basieren auf Kennzahlen aus den Jahresabschlüssen. "Deshalb ist es auch so wichtig, dass ein Unternehmer beim Bankgespräch mit aktuellen Zahlen aufwarten kann", betont Sander. Allerdings bedeute ein gutes Rating-Ergebnis noch nicht automatisch, dass die Kreditlinien des Unternehmens problemlos ausgeweitet werden können. Vor jedem neuen Kredit berechnet die Bank die sogenannte Kapitaldienstfähigkeit. Dabei wird ermittelt, ob dem Unternehmen ausreichend Liquidität zur Verfügung steht, um das Darlehen zu bedienen, sprich Zins und Tilgung pünktlich zu bezahlen. Eine zweite Kennzahl, die zur Kreditentscheidung herangezogen wird, ist der Blankoanteil. Dabei wird die Summe der Kredite mit der Summe der gewährten Sicherheiten verglichen - wobei die Sicherheiten seitens der Bank bewertet werden. "Aber auch der persönliche Eindruck, den Firmenkundenbetreuer und Kreditsachbearbeiter von den handelnden Personen des Unternehmens haben, wird berücksichtigt", sagt Sander. "Daher ist es so wichtig, dass sich ein Unternehmen auf Jahres- und Kreditgespräche bei seinen Banken gut vorbereitet und weiß, nach welchen Kriterien er dort beurteilt wird." Sinnvoll sei es zudem, wenn sich der Unternehmer bereits bei der der Vereinbarung des Gesprächstermins erkundige, welche Unterlagen er mitbringen solle. "Nicht nur bei der Beantragung neuer Kredite wollen die Ansprechpartner der Banken immer häufiger auch Planzahlen sehen", sagt Sander. Wer in einem solchen Fall zum Beispiel mit plausiblen Hochrechnungen zum Frachtgeschäft oder Wirtschaftlichkeitsberechnungen aufwarten kann, hat grundsätzlich bessere Karten. Solide Finanzierung ist wichtig Mittel- und langfristig empfiehlt Sander für eine Verbesserung des Ratings eine solide Finanzierungsstruktur. Dazu gehört es aus Sicht des Experten, Anlagevermögen wie Immobilien und Fahrzeuge durch Eigenkapital und langfristige Darlehen oder Leasing zu finanzieren. Der Kontokorrentkredit sollte ausschließlich dazu genutzt werden, das laufende Geschäft zu finanzieren. Die Grundlage für solide Finanzen bilden natürlich ausreichend hohe Gewinne. Wer über einen längeren Zeitraum hinweg Verluste einfährt, kann sich noch so intensiv mit seiner Finanzierung auseinandersetzen - bei anhaltendem Abwärtstrend werden die Banken früher oder später nicht mehr mitspielen und Kredite sogar kündigen, wenn der betroffene Transport- und Logistikdienstleister keine Trendwende erreichen kann. "Unternehmen, die operativ profitabel arbeiten", sagt Sander, "können durch geschicktes Agieren in Sachen Finanzierung durchaus mehr herausholen und damit nicht nur das finanzielle Fundament, sondern auch die strategische Position ihres Unternehmens stärken." Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Finanzierung www.verkehrsrundschau.de/dossiers Tipps für Transportunternehmer "Erstellen Sie einen Finanzplan" - Setzen Sie nicht auf eine einzige Bank. Wenn dort entschieden wird, Ihre Kreditlinien zu kürzen, kann das zu gravierenden Liquiditätsengpässen führen. Denn binnen kurzer Zeit eine neue Bankverbindung aufzubauen, gelingt nur Unternehmen mit hervorragender Bonität. Wichtig ist allerdings, dass es sich bei der zweiten Bankverbindung um eine kreditgebende Hausbank handelt. Ein zweites Kontokorrentkonto mit geringfügigem Überziehungsrahmen hilft im Falle eines Falles wenig.- Verschaffen Sie sich vor jedem Bankgespräch einen Überblick über Ihre Finanzierungsbausteine, die Sicherheiten, die Sie den Banken bereits eingeräumt haben und die Vermögenswerte, die dafür noch zur Verfügung stehen. Überlegen Sie genau, welche Sicherheiten Sie den Banken tatsächlich noch übertragen möchten und was sie für Notfälle, die Absicherung Ihrer Familie und Ihre Altersvorsorge freihalten möchten.- Ebenfalls wichtig vor dem Bankgespräch: Erstellen Sie einen Finanzplan, in dem Sie auch Ihren Finanzierungsbedarf für die nächsten drei Jahre festlegen. Überlegen Sie, welche Rolle welche Bank dabei spielen kann. Ziehen Sie aber auch alternative Finanzierungsmöglichkeiten wie Leasing, Crowdlending oder Online-Vermittlungsplattformen in Ihre Überlegungen mit ein.- Ein mittelstandserfahrener Finanzierungsberater kann Sie sowohl bei der Vorbereitung als auch bei den Verhandlungen mit Banken und anderen Finanzierungspartnern unterstützen. Die Beratung kann zu einem Großteil durch Gelder aus dem Programm "Förderung unternehmerischen Knowhows" bezuschusst werden - sofern der Berater die Anforderungen des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) erfüllt. Mehr online unter: www.bafa.de eee

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