Düsseldorf. Der Rhein führt wenig Wasser in diesen Tagen - vertrocknete Uferbereiche prägen seit Monaten das Bild des längsten deutschen Flusses. Rekordtiefstwerte beim Wasserstand sind die Folge der monatelangen Dürre - Umwelt und Wirtschaft haben damit zu kämpfen.
In Emmerich erreichte der Pegelstand mit nur noch 24 Zentimetern einen Rekordtiefstwert am Dienstag, dort wurde der Wert vom Vortrag nach Angaben der Bundesanstalt für Gewässerkunde noch einmal um zwei Zentimeter unterboten. Und das Wasser wird weiter zurückgehen, das scheint sicher: Die Prognosen sagen für die kommenden Tage einen Wasserstand von unter 20 Zentimetern voraus.
Auch in Rees, ebenfalls am Niederrhein, und in Duisburg werden die Rekorde gebrochen. In den beiden größten NRW-Städten in Köln und Düsseldorf fehlen nur noch wenige Zentimeter zum Tiefstwert. Für Ende der Woche könnten auch die bisherigen „Bestmarken“ erreicht sein, fürchten die Experten. Allerdings schwanken die Vorhersagen bei Wasserständen auch ziemlich, räumt das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Duisburg-Rhein ein.
Einschränkungen auf der Strecke Basel - Koblenz
Den Binnenschiffern bereit der niedrige Wasserpegel schon seit Monaten Probleme. Laut Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) können größere Schiffe teilweise nur noch halb beladen auf dem Rhein fahren - vereinzelt sogar mit noch weniger Ladung. Der Containerlogistiker Contargo berichtet, dass rund ein Drittel der Flotte derzeit nicht mehr in der Lage ist, den Mittelrhein zu befahren. Sollte der Pegel in dieser Region auf unter 50 Zentimeter fallen, seien zusätzliche 45 Prozent der Flotte nicht mehr in der Lage, die Strecke zu fahren, berichtet das Unternehmen auf seiner Homepage. Somit könne man nur noch einen Viertel der Flotte zur Verfügung stellen, was für die Strecke von Basel nach Koblenz weiterhin eine starke Einschränkung der Ladekapazitäten bedeute. Auch die im Personenverkehr tätige Schifffahrtsgesellschaft Köln-Düsseldorfer hat ihren Linienverkehr auf dem Fluss eingestellt.
Weniger Probleme zwischen Rotterdam und Duisburg
Es gebe aber nicht auf allen Wegen Probleme. Zwischen den großen Häfen im niederländischen Rotterdam und Duisburg sei die Schifffahrt weniger beeinträchtigt als auf dem Mittelrhein.
Auch auf Pflanzen und Tiere wirkt sich die monatelange Dürre im Flussgebiet aus und schränkt zum Beispiel Vögel wie Kiebitze oder Uferschnepfen entlang des Rheins ein. „Grundsätzlich ist ein niedriger Wasserstand ein normaler Zustand“, sagt Biologe Thomas Chrobock vom NABU. „Der Lebensraum für Tiere und Pflanzen wird durch die Trockenheit aber viel geringer, und sie müssen ihn sich mit der Schifffahrt oder Anglern teilen.“ Für die Tiere werde es schwer, Nahrung zu finden, die Brut fiel in diesem Jahr geringer aus als üblich. Auch die Wurzeln von Pflanzen in Ufergebieten hätten Probleme gehabt, genügend Wasser aufzusaugen.
Etwas Entwarnung gibt es hingegen bei den Fischen: „Der wichtige Sauerstoff-Gehalt im Rhein ist durch eine kühlere Wasser- und Lufttemperatur wieder gestiegen“, sagt Chrobock. Das Fischesterben, das Umweltverbände im Sommer noch befürchtet hatten, sei ausgeblieben, heißt es beim Rheinischen Fischereiverband.
Zunächst machen die Wetterexperten keine Hoffnung, dass sich die Lage in den kommenden Tagen entspannen könnte: Bis zum Montag werde es entlang des Rheins nicht regnen, sagte der Meteorologe Martin Schönebeck vom Deutschen Wetterdienst in Essen. (dpa/sno)